Historisches Gold über 100 Meter der Damen! Julien Alfred von der kleinen Karibikinsel Saint Lucia schlug die geballte Phalanx der US-Stars und holte in 10,72 Sekunden die erste Olympiamedaille überhaupt für den Kleinstaat, der nur 180.000 Einwohner zählt.
Regen hatte die Eröffnungsfeier der Sommerspiele gestört, Regen beeinträchtigte auch das große 100-Meter-Finale der Damen. Nur eine nicht. Julien Alfred flog aus den Blöcken und von Beginn an allen anderen davon. In 10,72 schlug sie Topfavoritin Sha‘Carri Richardson (10,87) deutlich.
Es ist eine unglaubliche Geschichte für die kleine Insel, die nur 617 km² misst und rund 180.000 Einwohner zählt, also jeweils nur einen Bruchteil etwa von der Olympiastadt Paris. Erst 1996 nahm Saint Lucia erstmals an Sommerspielen teil, in Paris ist der Karibikstaat mit vier Athleten vertreten.
Von Bibliothekar entdeckt
An eine Medaille war für Saint Lucia bisher nicht zu denken gewesen. Am nächsten kam noch Levern Spencer 2016 als Sechste im Hochsprung. Bis nun Julien Alfred kam. An ihrer Mittelschule in der Hauptstadt Castries wurde der Bibliothekar auf sie aufmerksam, als sie in den Sprints auch die Burschen besiegte. Nach dem Tod ihres Vaters hörte sie als Zwölfjährige kurz mit dem Sport auf, ehe ihr Trainer sie zum Weitermachen überredete.
Von dort ging es für Alfred zu den Topadressen für Sprinterinnen. Zuerst mit 14 Jahren nach Jamaika, später an die University of Texas, wo sie 2022 „Youth & Community Studies“ abschloss. Danach startete sie richtig durch: Gold bei den Karibikspielen 2022, ebenso bei der Hallen-WM in Glasgow 2024 über 60 Meter. Doch selbst da war noch nicht damit zu rechnen, welchen Triumph sie in Paris feiern würde.
Vor dem Halbfinale gab es gestern bereits das erste kleine Drama. Jamaikas Altstar Shelly-Ann Fraser-Pryce, Olympiasiegerin 2008 und 2012, rannte beim Aufwärmen auf dem Trainingsplatz in eine Hürde und zog ihren Start zurück.
Rooth ist König der Athleten
Der zweite große Star des Abends war der Norweger Markus Rooth. Der 22-Jährige krönte sich sensationell zum König der Athleten, wurde Olympiasieger im Zehnkampf, der jüngste seit dem legendären Briten Daley Thompson 1980. Zur Halbzeit noch Siebenter gewesen, legte er einen Bombentag hin und arbeitete sich peu a peu nach vorne. Er triumphierte letztlich vor dem Deutschen Leo Neugebauer und dem Grenadier Lindon Victor.
Den Diskus schleuderte er auf 49,80 Meter, überragend war vor allem seine Leistung im Stabhochsprung, in dem er 5,30 Meter überquerte. Mit 66,87 Metern im Speerwurf schließlich überholte er den bis dahin führenden Deutschen Leo Neugebauer, der sich mit Platz zwei begnügen und den Traum vom ersten Zehnkampf-Olympiasieg für sein Land seit 1988 aufgeben musste.
Crouser wieder Klasse für sich
Im Kugelstoßen bewies Ryan Crouser einmal mehr seine Sonderklasse. Der Weltrekordler stieß mit 22,90 Metern 75 Zentimeter weiter als Landsmann Joe Kovacs und der Jamaikaner Rajindra Campbell, feierte damit seinen dritten Olympiasieg in Serie. Ein Kunststück, das noch keinem Kugelstoßer zuvor geglückt war. Auch die beiden letzten Weltmeisterschaften hatte Crouser, der seine eigene Technik entwickelt hatte, gewonnen.
Im ersten Lauf-Finale des Abends sicherten sich die Niederländer dank der überragenden Schlussläuferin Femke Bol, die auf den letzten Metern die USA noch abfing, Gold in der Mixed-Staffel über 4 x 400 Meter. In 3:07,43 Minuten verpasste das Quartett nur um zwei Hundertstel den Weltrekord.
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