Schlag auf Schlag geht es rund um jene steirische Ärztin, die ihre Tochter (13) im Zuge einer Operation am LKH Graz am Patienten Hand anlegen lassen haben soll. Um den Überblick zu behalten, fassen wir die Ereignisse dieses unglaublichen Falls noch einmal zusammen. Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) äußert sich erstmals zu den Vorfällen.
Anfang Juni machte die „Krone“ den unglaublichen Fall publik, der sich bereits im Jänner abgespielt hatte: Damals wurde ein junger Mann nach einem schweren Forstunfall ins Grazer Landeskrankenhaus eingeliefert. Er musste noch am selben Tag notoperiert werden. Zwei Chirurgen und fünf weitere Personen des OP-Teams hätten sich im Raum befinden dürfen – doch eine Medizinerin nahm auch ihre 13 Jahre alte Tochter mit in den OP! Was freilich verboten ist, da Personen unter 16 Jahren der Zutritt nicht erlaubt ist.
Und, noch skandalöser: Das Kind legte, eingehüllt in dementsprechende Operations-Bekleidung, sogar selbst Hand am Patienten an!
Junger Patient soll unbeschadet sein
Erst einige Wochen nach dem Vorfall langte eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Graz ein. Das Spital rechtfertigte sich, dass die Operation „komplikationslos“ verlaufen sei und es dem Patienten gut gehe. Kurz darauf wurden allerdings die Zugangsregelungen zu Operationssälen überarbeitet: Nun muss sich jeder Beteiligte mit Namen und Funktion vorstellen, Personen ohne Funktion müssen den Raum umgehend verlassen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelte zunächst wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung gegen die Chirurgin und Mutter der 13-Jährigen, gegen einen Operateur und vorerst weitere unbekannte Täter. Mittlerweile führt die Staatsanwaltschaft noch gegen fünf weitere Personen Erhebungen.
Und die Verantwortlichen zogen personelle Konsequenzen: Universitätsklinikum und Med Uni Graz entließen innerhalb weniger Tage die beiden Chirurgen fristlos. Das Vertrauen in die Ärztin sei dahin, so die Begründung. Am Sonntag folgte schließlich noch die Bestätigung der Med Uni Graz, dass auch der zweite Arzt gehen musste (die „Krone“ berichtete in ihrer Sonntagausgabe): „Wir können die Beendigung des Dienstverhältnisses bestätigen und bitten um Verständnis, dass wir zum Schutz aller Beteiligten und aufgrund der laufenden Ermittlungen derzeit keine weiteren Informationen zum Sachverhalt geben können.“
Gerüchten zufolge soll der jetzt gekündigte Mediziner die Mutter der 13-Jährigen in Schutz genommen, seine Aussage allerdings korrigiert haben. Weil er anfangs die Unwahrheit gesagt haben soll, folgte die „Fristlose“ seitens des Rektorats.
„Krone“: Herr Landesrat, wie stehen Sie als ehemaliger Spitalsarzt dazu, dass ein 13-jähriges Mädchen Zutritt zum OP hat und sogar selbst Hand anlegt?
Kornhäusl: Ich war bestürzt, als ich davon gehört habe! Für mich – und ich denke, ich spreche da auch für die vielen Kollegen in unseren Spitälern – basiert die Beziehung zwischen uns Ärzten und unseren Patienten auf gegenseitigem Vertrauen. Das ist die Grundlage für jede Therapie. Mich hat dieser Fall auch deshalb so betroffen gemacht, weil er an diesem Vertrauen rüttelt. Das darf nicht sein, denn die Menschen müssen sich auf die ärztliche Hilfe verlassen können. Und das können die Steirerinnen und Steirer auch!
Abgesehen vom Risiko für den Patienten, was macht aus Ihrer Sicht eine Not-OP mit der Psyche eines Kindes?
Als Vater zweier Töchter will ich mir das gar nicht ausmalen.
Waren die Vorgaben im Spital damals zu lasch – und sollte es aus Ihrer Meinung nach jetzt Nachschärfungen geben?
Es gab bereits klare Vorgaben, und das Unternehmen hat als Sofortmaßnahme auch weitere Schritte gesetzt. Jetzt braucht es eine umfassende Aufklärung, wie es zu so einem Fall überhaupt kommen konnte. Eines ist aber auch klar: Wenn es weitere Nachschärfungen braucht, muss und wird es diese auch geben!
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