Neu aufgeflammte Rezessionsängste und die Furcht vor einer Eskalation im Nahen Osten haben Europas Aktienmärkte einmal mehr stark belastet. Der heimische ATX verlor im Mittagshandel 2,31 Prozent, der Euro-Stoxx-50 notierte um rund 2,28 Prozent im Minus. Ausverkaufsstimmung herrschte vor allem in Asien.
Neu aufgeflammte Rezessionsängste und die Furcht vor einer Eskalation im Nahen Osten haben die europäischen Aktienmärkte einmal mehr stark belastet. Der heimische Leitindex ATX verlor im Mittagshandel 2,31 Prozent, der Euro-Stoxx-50 notierte rund 2,28 Prozent im Minus. Vor allem in Asien herrschte am Montag Ausverkaufsstimmung.
So brach der japanische Nikkei-Index um 12,40 Prozent ein und schrieb damit den größten Verlust seit 37 Jahren. Vor allem Technologie-Werte standen in Asien unter Druck. Neben Aktien standen die als hochspekulativ geltenden Kryptowährungen unter starkem Verkaufsdruck.
Wo fallen die Kursverluste besonders heftig aus?
Insbesondere die asiatischen Börsen wurden am Montag hart getroffen. Der Nikkei 225 brach um 12,4 Prozent ein, nachdem der japanische Leitindex noch Mitte Juli einen historischen Höchststand erreicht hatte. In Seoul sackte der südkoreanische Leitindex Kospi um fast neun Prozent ab und im taiwanesischen Taipeh verlor der Taiex mehr als acht Prozent. Es war auf Schlusskursbasis der größte jemals gesehene Tagesverlust. Am Krypto-Markt brach der Bitcoin auf das Niveau von Februar ein.
Was sind die Gründe für den Kurssturz in Asien?
In Tokio war es vor allem der zuletzt deutliche Anstieg der Landeswährung Yen, der die Aktienkurse der exportabhängigen japanischen Unternehmen deutlich belastete. Denn ein starker Yen verteuert die Ausfuhren des Landes tendenziell.
In Seoul und Taipeh litten hauptsächlich Technologie-Werte unter einem Bericht, dem zufolge der Chip-Produzent Nvidia den Start neuer KI-Chips wegen sogenannter Designmängel verschiebt. Nvidia war zuletzt als großer Profiteur des Boom-Themas Künstliche Intelligenz (KI) das Zugpferd der allgemeinen Börsen-Rally.
Warum fallen die Kurse auch in Europa?
Ein Grund ist, dass mit der abgekühlten Begeisterung für das Thema Künstliche Intelligenz (KI) auch ein Treibstoff für die jüngste Rally diesseits des Atlantiks erst einmal weggefallen ist. „Das Wachstum im Bereich KI kommt mit enormen Kosten daher, was die Margen der Unternehmen schmälert und hohe Aktienbewertungen plötzlich als übertrieben erscheinen lässt“, schrieb Jochen Stanzl, Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets.
Welche Rolle spielen die Notenbanken?
Stanzl zufolge entfaltet die restriktive Geldpolitik von Europäischer Zentralbank (EZB) und US-Notenbank Fed nun ihre Wirkung. Die großen Notenbanken mit Ausnahme der japanischen hatten in den letzten Jahren die Leitzinsen stark angehoben, um der hohen Inflation infolge der Coronapandemie und des Ukraine-Krieges Herr zu werden.
Die Teuerung ist mittlerweile wohl weitgehend im Griff, doch jetzt zeigen sich die Nebenwirkungen der Rosskur: Die hohen Zinsen haben Investitionen sowie Kredite teurer gemacht und so das Wirtschaftswachstum eventuell über das von den Währungshütern erwünschte Maß hinaus gedrosselt. Darauf deuteten zuletzt überraschend schwache Arbeitsmarkt- und Stimmungsdaten aus den USA hin. Da die Vereinigten Staaten die größte Volkswirtschaft der Welt sind, belastet ihre konjunkturelle Schwäche auch viele andere Länder.
Wie könnten die Notenbanken reagieren?
An den Märkten wird über deutliche oder sogar – wie im Fall der US-Notenbank Fed – außerordentliche Zinssenkungen spekuliert, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch ein solches Vorgehen könnte, anstatt für Beruhigung zu sorgen, auch die Kurse weiter auf Talfahrt schicken. Denn die Anleger könnten drastische und unerwartete Zinsschritte nach unten als Zeichen dafür verstehen, dass es noch schlechter als bisher bekannt um die Wirtschaft steht.
Was bedeutet der Kursrutsch für die Anleger?
„Erst einmal scheinen starke Nerven gefragt zu sein“, schrieb Aktienstratege Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen. Allerdings könnte eine Korrektur gerade bei den hochbewerteten Technologie-Werten eine allgemeine Überhitzung des Markts vermeiden. „Vielleicht hilft es da, sich zu vergegenwärtigen, dass Aktien ein mittel- bis langfristiges Anlageinstrument sind“, fuhr der Experte fort.
Wie sind die Aussichten für den Aktienmarkt?
An der grundsätzlichen Attraktivität des Aktienmarkts gerade gegenüber festverzinslichen Anleihen, die unter Berücksichtigung der Inflation kaum Rendite abwerfen, hat sich Experten zufolge nichts geändert. „Wir gehen nicht davon aus, dass sich an die derzeitige Schwächephase eine handfeste und über einen längeren Zeitraum anhaltende Krise anschließt“, zeigte sich Analyst Sören Hettler von der DZ Bank optimistisch.
Die Gewinnerwartungen der Aktienunternehmen in den großen Indizes für die beiden nächsten Jahre sprächen für Wachstum. Allerdings könnten geopolitische Belastungen durch den Nahost-Konflikt die Märkte weiter unter Druck setzen. Zudem wird allgemein befürchtet, dass die möglicherweise bevorstehende harte Konfrontation zwischen Israel und seinen Erzfeinden mit unabsehbaren Konsequenzen für die Region einhergehen könnte.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.