6000 Beratungsstunden

In 1000 Fällen von Gewalt schritt die Polizei ein

Burgenland
05.08.2024 19:00

90 Prozent der Gefährder sind männlich. Die Behörden setzen mit dem Verein Neustart gezielt auf Maßnahmen zur Prävention. Das Hauptziel ist der wirksame Schutz der Opfer.

In Fällen von Gewalt müssen sich Beschuldigte, über die von der Polizei ein Betretungs- und Annäherungsverbot verhängt werden musste, verpflichtend beraten lassen. Das gilt seit September 2021. Im Burgenland sind mit heutigem Stand bereits 1000 Zuweisungen ausgesprochen worden, das entspricht 6000 angeordneten Beratungsstunden.

Opfer schützen
Mehr als 90 Prozent der Fälle betrafen Männer. Diese Bilanz zieht der Verein Neustart, der für die vorgeschriebene Gewaltpräventionsberatung zuständig ist. „Diese Zuweisungen erfolgen in hochbrisanten Situationen. Oberstes Ziel ist die sofortige Beendigung von Gewalt und ein wirksamer Schutz der Opfer“, erklärt Vereinsleiter Alexander Grohs.

Verwaltungsstrafen drohen
„Die Auflage, sich spätestens innerhalb von fünf Tagen bei der Beratungsstelle für Gewaltprävention zur Terminvereinbarung zu melden, wird von drei Viertel der Betroffenen eingehalten“, merkt Grohs an. Wer dagegen verstößt, muss mit einer Ladung durch die Sicherheitsbehörde rechnen. Eine Verwaltungsstrafe droht.

71 Prozent der Gefährder melden sich innerhalb der Fünf-Tage-Frist. Über die Ladungen können insgesamt 84 Prozent in die Beratung gebracht werden. „Wäre der Zwangskontext nicht gegeben, würden nur drei bis maximal zehn Prozent die Hilfe freiwillig annehmen“, fasst Grohs zusammen.

„Gewalt in der Privatsphäre hat viele Formen – sie ist aber keine Privatsache!“ Die konstant hohen Zahlen bei den Zuweisungen zeigen einerseits, wie ernst die Polizei die Meldungen und Anzeigen von Gewalt im häuslichen Bereich nimmt und einschreitet.

Übergriffe melden
Andererseits verweist Grohs darauf, dass die Bereitschaft von Opfern und deren Umfeld steigt, Übergriffe zu melden. Der Neustart-Leiter: „Die Zahlen deuten nicht unbedingt auf eine steigende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft hin, sondern eher auf eine erhöhte Sensibilisierung in der Bevölkerung – und das ist gut so.“

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