05.08.2024 16:00

Minister ehrlich

Rauch: „Ja, es gibt eine Zweiklassenmedizin“

Die Lage im heimischen Gesundheitssystem ist massiv angespannt. Arzttermin-Wartezeiten sind teils extrem lang, es fehlen tausende Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte. Gesundheitsminister Johannes Rauch nimmt dazu im krone.tv-Interview offen Stellung: „Der Zustand, wie er jetzt ist, der ist unbefriedigend!“

„Es ist für Patientinnen und Patienten unzumutbar, solange auf Arzttermine warten zu müssen oder manchmal gar keine mehr zu bekommen. Es kommt nun durch die Gesundheitsreform, die ich vor einem Jahr begonnen habe, in den nächsten fünf Jahren aber eine Milliarde Euro pro Jahr mehr ins System. Das heißt: mehr Kassenärzte, raschere Termine.“ 

Rauch, sehr deutlich: „Es müssen die Wartezeiten verkürzt werden, weil sonst zwangsläufig, immer mehr Patienten, weil sie keinen Kassentermin bekommen, zu Wahlärzten gehen und dort bezahlen oder in die Spitalsambulanz. Aber da gehören sie nicht hin. Und darum ist es gut, dass das neue System mit der Gesundheitsreform nun in die Gänge kommt.“

Höhere Bezahlung, mehr Urlaub
Auf die Frage, ob aktuell die Rechte der Ärzte und Pfleger mit Füßen getreten werden, wie das die Wiener Ärztekammer-Vizepräsidentin vor Kurzem im krone.tv-Studio gesagt hat, meint der Minister: „Um die Arbeitsbedingungen zu verbessern, haben wir neben der Gesundheitsreform mit der Pflegereform ein zweites Paket geschnürt, wo wir auch eine Milliarde Euro in die Pflege hineinbekommen. Das bedeutet bessere Bezahlung. Eine zusätzliche Urlaubswoche ab einem bestimmten Lebensalter, weil es ein schwerer Beruf ist. Ausbildungszuschüsse, um den Anreiz zu stärken, in die Ausbildung zu gehen. Und ja, die Arbeitsbedingungen sind sehr entscheidend, ob ich gerne in einem Spital, in einem Alten- und Pflegeheim oder im niedergelassenen Bereich arbeite.“

Einsprung-Dienste zehren an den Nerven
Die Bezahlung sei also ein wesentlicher Punkt, mehr Arbeitskräfte ins System zu bringen, ebenso bessere Arbeitsbedingungen. Und auch die Erkenntnis, dass die Arbeitsbelastung aufgrund zu weniger Arbeitskräfte steigt. Der Gesundheitsminister mit einem praxisnahen Beispiel: „Da glaubt man, dass man am Freitag nach einer anstrengenden Arbeitswoche aus dem Dienst geht und jetzt zwei oder drei Tage frei hat. Dann wird man aber am Samstag angerufen, um einzuspringen, weil zu wenige Arbeitskräfte im System sind. Das zehrt an den Nerven.“ Außerdem müssten Pflegekräfte aus dem Ausland nach Österreich geholt werden, da sonst die 80.000 Pflegekräfte, die wir bis 2030 zusätzlich benötigen, nicht bekommen würden.

Johannes Rauch, Gesundheitsminister (die Grünen) mit Moderator Gerhard Koller. (Bild: krone.tv)
Johannes Rauch, Gesundheitsminister (die Grünen) mit Moderator Gerhard Koller.

Zweiklassenmedizin vorhanden
Auf die Frage, ob es in Österreich durch den Umstand, dass für Wahlarzttermine bezahlt werden müsse, weil Kassentermine nicht zu bekommen seien, eine Zweiklassenmedizin gebe, antwortet der Minister offen und ehrlich: „Ja, da muss man nicht lange um den Brei herumreden: Deshalb war mein Motto bei der Gesundheitsreform: Natürlich muss es möglich sein, mit der E-Card eine ärztliche Leistung zu bekommen und nicht die Kreditkarte dafür zu brauchen. Darum haben wir alle Schritte der Gesundheitsreform gesetzt, um zu einer Verbesserung zu kommen. Aber zwei, drei Jahre wird es ehrlicherweise dauern. Man kann das nicht einfach nur mit Fingerschnipsen umstellen.“

Einheitliche Sozialhilfe gewünscht
Die Frage, wie der Gesundheits- und Sozialminister die hohen Sozialhilfeleistungen in Wien sieht, um die es zuletzt sehr viel Aufregung gegeben hat, und ob diese künftig österreichweit nicht besser einheitlich geregelt werden sollten, beantwortet der Minister klar: „Ja, diese Dinge sollten einheitlich geregelt werden. Außerdem benötigen wir eine Kindergrundsicherung. Das ist eine Mischung aus Sachleistungen und Geldleistungen.“

Alle Antworten, auch zur Pensionserhöhung ab Jänner 2025, sehen Sie im Video oben.

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