Sturz in Bangladesch

Studenten lehnen Übergangsregierung ab

Ausland
06.08.2024 08:18

Nach dem Sturz von Bangladeschs Regierungschefin Sheikh Hasina hat Armeechef General Waker-Us-Zaman die Macht übernommen. Er wollte sich am Dienstag mit den Anführern der Studentenproteste treffen, teilte die Armee mit. Die Studentenbewegung, die Hasina zum Rücktritt gedrängt hatte, machte aber bereits deutlich, dass sie eine vom Militär geführte Übergangsregierung ablehnt. 

Die Studentenbewegung wünscht sich eine Übergangsregierung unter Führung des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus. „Jede andere Regierung als die von uns vorgeschlagene wird nicht akzeptiert“, sagte Nahid Islam, einer der Hauptorganisatoren der Studentenbewegung, in einem Facebook-Video mit drei weiteren Organisatoren.

Armeechef General Waker-Us-Zaman (Bild: Wikipedia/Mollathevalor (CC0 1.0 ))
Armeechef General Waker-Us-Zaman

„Wir werden keine Regierung akzeptieren, die vom Militär unterstützt oder geführt wird.“ Laut Islam habe es bereits Gespräche mit Yunus gegeben, der sich bereit erklärt habe, die Verantwortung zu übernehmen. Yunus reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage von Reuters zur Stellungnahme.

Hier stürmten Demonstranten den Regierungspalast der Regierungschefin Bangladeschs. (Bild: AFP)
Hier stürmten Demonstranten den Regierungspalast der Regierungschefin Bangladeschs.
Demonstranten feiern nach dem Rücktritt von Hasina in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka. (Bild: AP)
Demonstranten feiern nach dem Rücktritt von Hasina in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka.
(Bild: AP)

Nach wochenlangen Protesten war die politische Lage am Sonntag in Bangladesch komplett eskaliert: Nachdem Dutzende Demonstranten bei brutalen Ausschreitungen getötet worden waren, wurde am Montag schließlich der Regierungspalast gestürmt. Im Fernsehen war zu sehen, wie sie anschließend feierten und in die Kameras winkten. Die Menschen auf den Straßen jubelten. „Sie ist geflohen, sie ist geflohen“, riefen manche.

Demonstranten nahmen „Souvenirs“ aus Palast nach Erstürmung mit
Die Demonstranten nahmen teils kuriose „Souvenirs“ aus dem Regierungspalast mit: In sozialen Medien ist zu sehen, wie Menschen Textilien, Möbelstücke und andere Gegenstände aus dem Gebäude tragen – es ist von regelrechten Plünderungen die Rede. Einige Demonstranten legten sich demnach zwischendurch auch in Betten des Palastes oder machten es sich auf edlen Sitzgruppen gemütlich.

In diesen Beiträgen sieht man Bilder von den Plünderungen im Regierungspalast:

Indien gewährt Premierministerin nach Flucht sicheres Geleit
Aus Hasinas Umfeld hieß es, sie hatte das Gebäude vor dem Sturm auf den Regierungspalast bereits in Richtung eines „sicheren Ortes“ verlassen. „Ihr Sicherheitsteam forderte sie zum Verlassen auf, sie hatte keine Zeit, sich vorzubereiten“, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP. Zunächst sei die 76-Jährige in einer Wagenkolonne weggebracht worden. „Später wurde sie per Hubschrauber evakuiert.“ Laut dem Sender CNN News 18 ist sie inzwischen in der nordostindischen Stadt Agartala gelandet. Demnach hat ihr Indien sicheres Geleit gewährt.

Bilder von den Ausschreitungen am Sonntag:

(Bild: AFP)
(Bild: AP)
(Bild: APA/AFP )

Hunderttausende bei Protesten am Sonntag, fast 100 Tote
Am Sonntag waren landesweit hunderttausende Regierungsgegner und -anhänger auf die Straße gegangen und hatten sich gegenseitig mit Messern, Stöcken und Knüppeln angegriffen. Zudem schossen Sicherheitskräfte mit Gewehren in die Menge. Laut den AFP vorliegenden Zahlen wurden mindestens 94 Menschen getötet. Dies ist die höchste Zahl an Opfern seit Beginn der Proteste gegen die Regierung im Juli. Unter den Getöteten waren auch 14 Polizisten, deren Revier nach offiziellen Angaben in Enayetpur im Nordosten des Landes gestürmt wurde. Insgesamt kamen seit Beginn der Proteste im Juli mindestens 300 Menschen um. Das ergab sich am Montag aus der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden offiziellen Zahlen von Polizei, Regierung und Spitälern.

Hasina war im Jänner in einer von einem großen Teil der Opposition boykottierten Wahl im Amt bestätigt worden. Ihrer Regierung wurden unter anderem der Missbrauch staatlicher Institutionen zum eigenen Machterhalt und die Unterdrückung von Regierungskritikern vorgeworfen – bis hin zur außergerichtlichen Tötung Oppositioneller.

EU hofft auf „geordneten und friedlichen Übergang“
Die EU rief zu Ruhe und Zurückhaltung auf. „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass ein geordneter und friedlicher Übergang zu einer demokratisch gewählten Regierung gewährleistet wird – unter voller Achtung der Menschenrechte und demokratischen Grundsätze“, teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell in Brüssel mit. Willkürlich festgenommene Personen sollten sofort freigelassen werden.

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