Heute ist Großkampftag der österreichischen Leichtathleten in Paris! Speerwurf-Europameisterin Victoria Hudson will morgens in der Qualifikation (Gruppe A ab 10.25 Uhr) den Finaleinzug schaffen, den Lukas Weißhaidinger ihr im Diskuswurf schon vorgemacht hat. Der Olympia-Dritte von 2021 kämpft dort abends ab 20.25 Uhr um seine fünfte große Medaille.
Schließlich läuft um 20.53 Uhr auch Susanne Gogl-Walli ihr 400-m-Semifinale. Dort jagt sie den Uralt-Rekord von Karoline Käfer und will ihre (winzige) Finalchance wahrnehmen.
Die alten Bekannten
Mit seiner souveränen Qualifikation fürs Finale – er hatte die geforderte Weite für den Direktaufstieg gleich im ersten Versuch mit 66,72 m klar übertroffen – bewies Lukas Weißhaidinger höchst eindrucksvoll, dass er eine heiße Aktie für den Gewinn einer Medaille ist. Viermal stand er bei Großveranstaltungen schon auf dem Podest. Bronze von Olympia (2021), WM (2019) und EM (2018) sowie EM-Silber von Rom 2024 hat er bereits in seiner Medaillensammlung daheim im Wohnzimmer. Vielleicht kommt da noch Nachschub aus Paris…
Die Konkurrenz im Finale sind die alten Bekannten. Alle Favoriten hatten die Qualifikation souverän überstanden. An der Spitze stehen Weltrekordler Mykolas Alekna (Lit), Olympiasieger Daniel Stahl (Sd), Ex-Weltmeister Kristjan Ceh (Slo) und Andrius Gudzius (Lit). Dass Lukas Weißhaidinger sogar alle schlagen kann, ist ihm zuzutrauen.
Nur vier negative Bilanzen
Aber erst mal geht es darum, aus dem Zwölferfeld nach drei Versuchen im Finale unter die Top 8 zu kommen. Step by step. Nur nichts verschreien. Aber auch wenn im Finale „alles bei Null beginnt“, wie Lukas Weißhaidinger sagt, ist ein Blick auf seine Bilanz im Head to Head sehr interessant. Nur gegen Alekna, Stahl, Ceh und Gudzius hat er eine negative Bilanz, sechsmal ist diese positiv, gegen Ralford Mullings (Jam) hat er noch kein Duell bestritten. Hier die Übersicht:
Weißhaidinger – Mykolas Alekna (Lit) 1:6
Weißhaidinger – Daniel Stahl (Sd) 8:39
Weißhaidinger – Kristjan Ceh (Slo) 8:16
Weißhaidinger – Andrius Gudzius (Lit) 16:25
Weißhaidinger – Matt Denny (Aus) 10:8
Weißhaidinger – Traves Smikle (Jam) 9:2
Weißhaidinger – Alin Alexandru Firfirica (Rum) 11:4
Weißhaidinger – Alex Rose (Sam) 7:2
Weißhaidinger – Clemens Prüfer (D) 3:0
Weißhaidinger – Roje Stona (Jam) 1:0
Weißhaidinger – Ralford Mullings (Jam) 0:0
Hudson: „Bin kein Küken mehr!“
Hat Lukas Weißhaidinger also seinen ersten Schritt mit dem Erreichen des Finales schon gemeistert, steht dieser Victoria Hudson heute noch bevor. Für den Direkt-Aufstieg aus der Quali sind 62,00 m gefordert, einen Meter weniger als bei Olympia in Tokio. Vielleicht schafft unsere Europameisterin diese Hürde genauso souverän wie Österreichs Diskus-Star. Warum auch nicht? Victoria Hudson ist durch ihren fünften Platz bei der WM 2023, EM-Gold heuer in Rom und ihren Super-Rekord von 66,06 m längst in der Weltspitze angekommen, was sie weiß und auch selbstbewusst sagt: „Ich bin ja kein Küken mehr!“
Stadionverbot vom Trainer
Sie will in der Quali „nur nicht die Nerven verlieren“ und sie weiß, „wie der perfekte Wurf sein soll“. Sie hatte sich vor ihrem ersten Auftritt in Paris möglichst abgeschottet, Trainer Gregor Högler hatte ihr sogar Stadionverbot erteilt. Nur nicht ablenken lassen, Adrenalin für den Wettkampf sparen. Bei ihrem Trainingspartner Lukas Weißhaidinger ist‘s schon aufgegangen.
Nach dem EM-Gold, so erzählte Vicky Hudson, sei sie natürlich sehr im Mittelpunkt gestanden, das mediale Interesse sei enorm gewesen. „Aber das war okay für mich, das war ja auch eine Ehre! Mit der Leistung ist auch der Druck gekommen.“ Aber sie lasse sich von außen keinen Druck auferlegen. „Den mache ich mir ohnehin selbst!“ Also, erstmals gelte es, die Quali zu überstehen. Dennoch wagte sie – auf Nachfrage – einen Blick Richtung Finale: „Für eine Medaille muss ich wohl über 65 m werfen!“
Angriff auf Uralt-Rekord
Susanne Gogl-Walli hat vor ihrem heutigen Semifinale schon jetzt absolut keinen Druck mehr! Die größte Hürde hatte sie am Montag in ihrem Vorlauf gemeistert, als sie als Dritte mit neuer persönlicher Bestzeit von 50,67 direkt eine Runde weitergekommen war und sich den überaus lästigen Umweg über die Hoffnungsrunde erspart hatte. Zudem qualifizierte sie sich mit diesen 50,67 Sekunden als erste Österreicherin bereits für die WM 2025 in Tokio. Dafür waren von der World Athletics 50,75 gefordert.
Jetzt kann die Linzerin in ihrem zweiten olympischen Semifinale frei laufen. Zwei Ziele wird sie dort anpeilen. Zum einen versucht sie, den Uralt-Rekord von Karoline Käfer zu knacken, der bereits seit 1977 auf 50,62 Sekunden steht, zum anderen will sie ihre kleine Chance wahrnehmen, ins Finale zu kommen. Dies scheint angesichts des sensationell starken Feldes unrealistisch. Aber sie möchte ihre Olympia-Platzierung von Tokio (20.) verbessern. Ein sehr machbares Ziel, das in ihrer Karriere wieder ein Schritt weiter nach vorn wäre.
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