Ein lauter Tuscher, dann brannte es im Frühjahr in der Liezener Innenstadt. Verzweifelt versucht eine achtköpfige Familie im betroffenen Gebäude sich ins Freie zu retten, drischt mit einem Hammer in letzter Sekunde die Wand zur Nachbarwohnung ein und rettet sich. Vor dem Landesgericht Leoben stehen nun zwei Syrer (19, 39), die für das Inferno verantwortlich sein sollen. Ein Prozess mit einigen Überraschungen ...
Zwei Syrer (19, 39) stehen am Dienstag vor dem Geschworenengericht in Leoben. Sie sollen laut Staatsanwalt Andreas Petritsch dafür gesorgt haben, dass im Frühjahr in der Liezener Innenstadt Großalarm herrschte. Damals ging ein Wohnhaus, in dem sich im Erdgeschoß unter anderem ein Barbershop, betrieben von den beiden Angeklagten, befunden hat, in Flammen auf und brannte lichterloh. Der Barbershop wurde von beiden Angeklagten nacheinander betrieben, beide wohnten zeitweise auch in diesem Gebäude. „Sie wussten daher auch, dass direkt neben dem Laden ein Stiegenaufgang zu den Wohnungen besteht“, sagt der Ankläger. Beide hätten sich in finanziellen Nöten befunden und sich daher gemeinsam dazu entschlossen, das Geschäft anzuzünden, um die Versicherungssumme zu kassieren. „Dafür gibt es sogar einen Zeugen, der hat ein dementsprechendes Gespräch gehört“, so Petritsch. Gemeinsam seien sie mit dem Pkw in der Nacht zum Tatort gefahren, der zum Tatzeitpunkt 18-Jährige schüttete Benzin aus und zündete das Lokal an.
Der Knall war so heftig, dass Pkw beschädigt wurden und Fenster barsten. In der Wohnung oberhalb wurde eine mehrköpfige Familie aus dem Schlaf gerissen. Verzweifelt versuchten die Eltern mit ihren Kindern über die Treppe zu flüchten, die Flammen schlugen ihnen aber bereits entgegen. Daher schlugen sie sich mit einem kleinen Hammer von ihrer Wohnung durch die Wand in die Nebenwohnung, von der aus ihnen die Flucht gelang. „Hätten sie das nicht geschafft, wären sie vermutlich gestorben, und den Angeklagten war das egal“, führt der Staatsanwalt aus.
Mein Mandant hatte zwar Brandbeschleuniger auf der Hose. Den hat ihn jemand Unbekannter auf die Hose geschmiert. Zuvor wurde ihm etwas ins Getränk getan, wovon er bewusstlos wurde. Zum Tatzeitpunkt hat er demnach geschlafen, hat er mir gesagt.
Anwalt Klaus Hirtler
Die Verteidiger der beiden sprechen von Ermittlungsfehlern. Das ist aber auch schon das einzige, was sie gemeinsam haben. Denn die Verantwortung ihrer Mandanten könnte sich nicht mehr voneinander unterscheiden! Klaus Hirtler, Verteidiger des Erstangeklagten, sagt, dass sein Mandant in der Tatnacht gar nicht in Liezen gewesen sei. Sondern: „Mein Mandant hatte zwar Brandbeschleuniger auf der Hose, aber den hat ihn jemand Unbekannter auf die Hose geschmiert. Zuvor wurde ihm etwas ins Getränk getan, wovon er bewusstlos wurde. Zum Tatzeitpunkt hat er demnach geschlafen, hat er mir gesagt.“
Während ich auf ihn gewartet habe, habe ich mit meinem Handy gespielt und das Auto geputzt.“
Der Zweitangeklagte
Der Zweitangeklagte – er flüchtete vor zehn Jahren nach Österreich, kurz darauf kamen seine Frau und die Tochter (8) nach – behauptet, der 19-Jährige wollte, dass er ihn nach Liezen zum Barbershop fährt. Obwohl er die Freundschaft zu ihm überhaupt beenden wollte. „Er ist gelernter Schweißer, war nie arbeitslos. Es gibt Menschen, die ihm das zuschieben und ihn im Gefängnis sehen wollen“, ist seine Anwältin überzeugt. Der 19-Jährige stieg in Liezen aus, weil er einen Auto-Kaufvertrag holen wollte. Auf einem Parkplatz nahe des Geschäfts habe er auf ihn gewartet. „Währenddessen habe ich mit meinem Handy gespielt und das Auto geputzt.“ Kurz nachdem sie wieder Richtung nach Hause fuhren, schrillten die Sirenen. Damit will er nichts zu tun haben.
Plötzlich ein unerwartetes Geständnis
Ungünstig für ihn und seinen Mitangeklagten: In seinem Auto wurden mehrere Benzinfüllstutzen gefunden. Die im Gerichtssaal vorgeführten Bilder seines Wagens sorgen dementsprechend für Verwunderung. Er wollte die Radaufhängungen damit abstützen, sagt er ... und sorgt erneut für Kopfschütteln und Unverständnis. Absolut niederschmetternd für die Angeklagten: Es existiert ein Mitschnitt über ein Gespräch mit dem Inhalt, was passiere, wenn man das Lokal einfach niederbrennen würde. 30.000 Euro würden herausspringen. Die beiden Männer hatten sich im Vorfeld also eindringlich über die Versicherungshöhe des Lokals informiert...
Ja, ich habe den Brand gelegt, das war verrückt! Es tut mir furchtbar leid. Der Erstangeklagte hat mich bedroht und gesagt, er tut meinem Bruder etwas an. Ich musste es tun.
Der 19-jährige Zweitangeklagte
Immer mehr Versionen tischen die beiden auf. Doch die Schlinge der Beweise zieht sich immer mehr zu. Als es kein Auskommen mehr zu geben scheint, platzte es plötzlich aus dem 19-Jährigen heraus: „Ja, ich habe den Brand gelegt, das war verrückt! Es tut mir furchtbar leid. Der Erstangeklagte hat mich bedroht und gesagt, er tut meinem Bruder etwas an.“ Außerdem habe er eine sexuelle Beziehung zu ihm gehabt. „Ist Ihnen bewusst, dass da Menschen fast gestorben wären? Darunter mehrere Kinder und eine Schwangere?“, ist der beisitzende Richter erbost. „Ja, es tut mir leid.“ Trotz des Geständnisses des Zweitangeklagten bleibt der Erstangeklagte dabei: „Das stimmt alles nicht, was er sagt!“ Er habe Feinde aus der Drogenwelt, die seine Familie bedrohen und seine Tochter entführen wollen. Den Brand wolle man ihm unterjubeln. Ein Urteil wird am Mittwoch erwartet.
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