Sachkunde als Pflicht

Papageien sollen weniger „Federn lassen“ müssen

Tierecke
09.08.2024 18:10

Sie sind schlau, haben prächtiges Gefieder und sind oft im Besitz eines beachtlichen Wortschatzes. Doch die Haltung von exotischen Vögeln wie Kakadu, Papagei und Co. ist nicht einfach. Tierschutzminister Johannes Rauch hat Exemplare besucht, die in einer Auffangstation gelandet sind und traurige Vorgeschichten haben. 

In der „ARGE Papageienschutz“ in Wien-Alsergrund leben rund 130 Vögel, die von ihren Besitzern traurigerweise abgegeben oder sogar ausgesetzt wurden, oder aufgrund schlechter Haltung beschlagnahmt wurden. Die Politik möchte diesen Umständen gegensteuern und wird künftig einen Sachkundenachweis vorschreiben, der bereits vor dem Erwerb dieser exotischen Tiere absolviert werden muss. 

Faszinierende Tiere! Doch können sie in einem Wohnzimmer wirklich glücklich werden? (Bild: ©BMSGPK)
Faszinierende Tiere! Doch können sie in einem Wohnzimmer wirklich glücklich werden?

Dadurch sollen unüberlegte Spontankäufe möglichst unterbunden und sichergestellt werden, dass Interessenten auch wissen, worauf sie sich einlassen. Denn so ein „Paradiesvogel“ ist eine jahrzehntelange Verantwortung – diese Tiere können 40 bis 60 Jahre oder noch länger leben. Nicht nur einer der „Insassen“ in der Arge hat seinen Besitzer auch überlebt.

In Wohnung nichts verloren
Eindrucksvoll schildert Vereinsobfrau Nadja Ziegler die Geschichten der einzelnen Tiere, die leider oft das gleiche Schicksal geteilt haben. Zu kleine Käfige und ein Leben in Einsamkeit ohne Partner – kurzum: keine artgerechte Haltung. Ist sowas denn überhaupt in einem privaten Wohnzimmer möglich?

ARGE Papageienschutz

  • Seit Juli 1996 eingetragener, gemeinnütziger Verein, der sich für den Schutz und das Wohlergehen von Papageien einsetzt – gegründet von Zoologin Nadja Ziegler.
  • Über die Jahre entwickelte sich der Verein zu einer internationalen Anlaufstelle für Fragen zur artgerechten Haltung der exotischen Vögel.
  • Eine Spende ermöglicht in Not geratenen Papageien in Österreich ein neues Leben und ist steuerlich absetzbar. 
    Spendenkonto: IBAN: AT51 6000 0000 9206 4164 
  • Jeden Freitag ab 14 Uhr ist die Anlage für Besucher geöffnet, für Gruppen ist eine Voranmeldung nötig.  Mehr über die Arbeit des Vereins erfahren Sie hier

 

„Viele Tiere sind mit kahlen Stellen angekommen, weil sie sich vor lauter Stress die Federn selbst ausgerupft haben. Teilweise können sie dieses Verhalten nie wieder ablegen. In meinen Augen haben Großpapageien in privaten Wohnungen nichts verloren“, so der Minister während des Rundgangs. 

Rupfen als Hilfeschrei! Wenn die Tiere dieses Verhalten an den Tag legen, geht immer eine Leidensgeschichte voraus.   (Bild: Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz Alle Rechte vorbehalten)
Rupfen als Hilfeschrei! Wenn die Tiere dieses Verhalten an den Tag legen, geht immer eine Leidensgeschichte voraus.  

Der geplante Sachkundenachweis ist wichtig, allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein im Kampf für mehr Tierwohl. Nadja Ziegler schätzt, dass rund 30.000 Papageien in Österreich leben, nicht alle sind ordnungsgemäß von ihrem Halter bei der Behörde gemeldet. 

Teure Raritäten
„Es gibt einen Schwarzmarkt für diese Tiere, es geht hier um sehr viel Geld. Diese Tiere werden immer im Verborgenen leben – und auch leiden“, so Ziegler, die auch von Rekordsummen 150.000 Euro für besonders außergewöhnliche Exemplare weiß. 

Wissen zahlt sich aus
Der Sachkundenachweis kann das Blatt dennoch zum Besseren wenden, denn Wissen zahlt sich immer aus. Es wird über die richtige Pflege, gesetzliche Haltungsbestimmungen oder auch den sicheren Umgang aufgeklärt. Wenn man sich vor der Anschaffung eines Tieres intensiv mit dessen Bedürfnissen auseinandersetzen muss, kann Leid bei den Tieren und Frustration bei den Tierhaltern bereits im Vorfeld verhindert werden.

Sachkunde für Exoten

  • Ab 1. Juli 2026 ist ein verpflichtender Sachkundenachweis für die Haltung von Hunden und Amphibien, Reptilien und Papageienvögel verankert. 
  • Der vierstündige Kurs soll bei den Haltern für mehr Verantwortungsbewusstsein sorgen. 

Wer an Kakadus und Papageien Gefallen findet und sich mit den faszinierenden Tieren mehr beschäftigen möchte, kann auch einen anderen Weg gehen, als Vögel daheim in den Käfig zu sperren. Bei der „Arge Papageienschutz“ kann man sich im Rahmen einer Pflegepartnerschaft um eines der Tiere kümmern. 

„Sie sind an den Menschen gewöhnt und brauchen diese Interaktion auch. Als ehrenamtlicher Pate kann man vorbeikommen und mit den Tieren arbeiten. Es gibt Beschäftigungs-Spiele, die beiden Seiten viel Freude bereiten“, weiß Vereinsvorstand Mario Vielgrader. Eine tolle Möglichkeit, um den Tieren nahezukommen und ihr artgerechtes Leben zu gewährleisten! 

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