„Nicht durchführbar“

Würstelstände wegen Einwegpfand in Existenzangst

Wien
06.08.2024 16:00

Ab 1. Jänner gilt in ganz Österreich das Einwegpfand für Getränkeflaschen und -dosen. Wiens Würstelstände könnten dadurch verschwinden, fürchten die Betreiber, denn sie können die Regeln zum Unterschied von Lebensmittelmultis kaum erfüllen.

Wiens Würstelstandler-Sprecher René Kachlir macht klar: „Wir sind nicht gegen Umweltschutz, wir sind für praktikable Lösungen.“ Das kommende Pfandsystem für Einweggebinde, von der PET-Flasche bis zur Getränkedose, ist für die Standler aber alles andere als praktikabel, im Gegenteil: Sie wissen nicht, wie sie die Anforderungen erfüllen sollen und sehen die Würstelstände als „Stück authentisches Wien“ in Gefahr.

„Wenn jeder drei, vier Flaschen abgibt, sind das Tausende!“
Ab 1. Jänner müssen die Würstelstandler wie jede andere Verkaufsstelle Einweggebinde annehmen und pro Stück 25 Cent dafür zurückzahlen. Es geht nicht nur um Getränke, die sie selbst verkauft haben. Kachlir und seine Kollegen sehen es schon vor sich: Gerade am Abend oder am Wochenende, wenn Supermärkte geschlossen haben, werden sie als Rückgabestellen herhalten müssen. Die Regel, dass man nur so viel annehmen muss, wie man üblicherweise selbst verkauft, hilft kaum: „Wenn jeder beim Vorbeigehen drei, vier Flaschen abgibt, sind das Tausende!“, rechnet Kachlir vor. 

Der sozialdemokratische Wirtschaftsverband Wien (Bildmitte: Präsident Marko Fischer) stellt sich hinter die Forderungen der Würstelstandler. (Bild: Zwefo)
Der sozialdemokratische Wirtschaftsverband Wien (Bildmitte: Präsident Marko Fischer) stellt sich hinter die Forderungen der Würstelstandler.

Ruf nach Ausnahme für Kleinstbetriebe
Die derzeitige Regel sei für die Standler schlicht undurchführbar: Weder hätten sie die nötigen Lagerflächen (abgeholt werden die Gebinde erst ab einer Menge von 450 Stück, und auch das erst nach bis zu 48 Stunden), noch die Angestellten, um sich um die Abwicklung zu kümmern. Allein, dass die Bank für jede dann nötige Centstücke-Münzrolle 20 Cent verlangt, sei schon eine bedrohliche finanzielle Belastung für die meisten – eine, die früher oder später an Kunden weitergegeben werden müsse.

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Das Pfandsystem stellt eine wesentliche Bedrohung für diese kleinen, aber lebenswichtigen Ecksteine unserer Gesellschaft dar.

Aus dem Brief der Würstelstandler an Ministerin Leonore Gewessler

Die Standler fordern eine Befreiung von der Rücknahmepflicht für Betriebe mit weniger als 25 Quadratmetern. Ein entsprechender Antrag des sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands vom April wurde in der Wirtschaftskammer von allen Fraktionen einstimmig angenommen. Weil das Umweltministerium darauf nicht reagierte, soll nun mit einem offenen Brief an Ministerin Leonore Gewessler Druck aufgebaut werden, in dem vor „unwiderruflichem Schaden“ für „das kulturelle Erbe, das in unseren Würstelständen lebt“, gewarnt wird.

Das Umweltministerium will an der Regel in der jetzigen Form allerdings festhalten und verweist auf Deutschland, wo das auch funktioniere. Als letzter Rettungsanker bleibt damit allenfalls die Stadt, die den Würstelstandlern etwa mit Lagerbefugnissen auf öffentlichen Flächen oder ähnlichen Ausnahmeregeln unter die Arme greifen könnte. Sonst sieht es für rund 700 Imbissstände, Trafiken und andere Kleinbetriebe in Wien eher nach Pfändung als nach Pfand aus.

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