In ihrer Heimat Belarus kann die Autorin Hanna Yankuta seit Jahren nicht mehr sicher leben. Deshalb sind sie uns ihr Lebensgefährte Ihar Krebs als Nomaden unterwegs und hanteln sich von einem Exilort zum nächsten – aktuell sind sie etwa in Graz und erzählten der „Krone“ von ihrem Leben.
„Von einem Tag auf den anderen hat sich alles geändert“, erinnert sich Hanna Yankuta an jenen Tag im Jahr 2021, an dem ihr klar wurde, dass sie nicht mehr in ihre belarussische Heimat zurückkehren wird können. Die Autorin war gerade für eine Lesung in Warschau, als bekannt gegeben wurde, dass nach den brutal beendeten Protesten gegen das System des autoritären Staatsoberhaupts Alexander Lukaschenko, alle NGOs, darunter auch die Schriftstellervereinigung PEN, an der Yanuta beteiligt war, verboten wurden. „Mir war sofort klar, dass das bedeutet, dass ich in Belarus nicht mehr sicher bin“, sagt sie.
„Seitdem leben wir als Nomaden, spielen Puzzle mit unserer Existenz“, sagt ihr Lebensgefährte Ihar Krebs, der als Übersetzer arbeitet. Sie hanteln sich von Einladung zu Einladung, leben ein paar Monate hier, ein paar Monate dort - aktuell sind sie auf Einladung der Kulturvermittlung Steiermark als „artists in exile“ in Graz. „Ich fahre noch hin und wieder in die Heimat, weil ich den Glauben an die Belarussen nicht verlieren will. Die Leute sind gut, das System ist schlecht“, sagt er. „Es gibt viele vernünftige Menschen, sie treffen sich im Untergrund.“
Für Hanna Yakuta hat das Exil auch in ihrer Arbeit alles verändert: „Ich habe bis 2020 vor allem Kinderbücher geschrieben, das geht jetzt nicht mehr.“ Stattdessen schreibt sie sehr politische Texte – unter anderem einen Gedichtband, in dem sie sich mit der belarussischen Verfassung beschäftigt: „Meine Gedichte sind Kommentare auf die Artikel der Verfassung – und sollen aufzeigen, wie hohl ihre Bedeutung unter Lukaschenko ist.“
Und auch in der Arbeit von Ihar Krebs spiegelt sich die Situation in Belarus, die sich seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nur noch verschärft hat. Zuletzt hat er etwa die Hauptwerke von Theodor Herzl ins Belarussische übersetzt: „Die Texte sind zwar historisch, haben aber auch viel über die Gegenwart zu sagen. Es geht um die Hoffnung, einen neuen Staat zu haben, eine friedliche Heimat zu erleben. Das spricht auch viele Belarussen an“, sagt er.
Und so hoffen auch Yakuta und Ihar, dass ihre Zeit des erzwungenen Nomadentums eines Tages vorbei sein wird und sie nach Hause zurückkehren können: „Wenn Russland den Krieg in der Ukraine verliert, das wäre das auch eine neue Hoffnung für unser Land“, sagt Yakuta. „Bis dahin werden wir, wie so viele Belarussen, die aktuell im Exil leben, die Kultur und die Sprache unseres Landes aufrechterhalten und an einem neuen Belarus arbeiten.“ Denn wenn sie eines gelernt haben: „Von einem Tag auf den anderen kann sich alles ändern.“
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