Jahrelang grassierte das Bädersterben in Tirol, sechs Einrichtungen sind derzeit wegen finanzieller Probleme geschlossen. Einen Ausweg zeigt nun die lange erwartete Bäderstudie auf. Die heimische Politik stellte am Dienstagnachmittag die Eckpunkte vor. Ob die Finanzspritze ausreichend sein wird?
Etlichen Hallenbädern bzw. ihren Standortgemeinden steht das Wasser bis zum Hals: Hohe Energiekosten, hohe Personalkosten und baufällige Anlagen führten zu zahlreichen Schließungen. Das Land war gefordert, die Entwicklung zu stoppen und den Gemeinden unter die Arme zu greifen.
Dies soll nun mittels eines Finanzzuschusses von jährlich 15 Millionen Euro geschehen. 10 Millionen Euro davon stammen vom Land Tirol, jeweils 2,5 Mio. € steuern Gemeindeverband und Tourismusverbände bei. Dieses Geld soll für laufende Kosten, aber auch für Investitionen verwendet werden können, hielten LH Anton Mattle und sein Vize Georg Dornauer am Dienstag nach der Präsentation der lang ersehnten Bäderstudie fest.
Es wird keine Schließung von Hallenbädern geben, sondern eine zielgerichtete Unterstützung. Der Bäder-Beirat von Wirtschaftskammer, Gemeindeverband und Stadt Innsbruck erarbeitet nun Richtlinien.
LH Anton Mattle
Die Zielsetzung der vom Beratungsunternehmen Kohl und Partner duchgeführten Studie war eine Bestands- und Bedarfserhebung, eine Definition der Bäderversorgung sowie Empfehlungen zur strategischen Entwicklungsperspektive. Die Grundversorgung mit Schwimmflächen in Tirol wurde mit einer Erreichbarkeit von rund 20 Minuten mit dem Pkw definiert.
Wo gibt es Unter- und wo Überversorgung?
Eine Unterversorgung stellte die Studie in den Einzugsgebieten Imst-Landeck und Wörgl-Kufstein fest, im Großraum Innsbruck könne die Nachfrage aktuell nicht gedeckt werden. Im Raum Kitzbühel oder am Arlberg könne hingegen von einer Überversorgung, also einem sehr dichten Angebot, gesprochen werden. Aktuell umfasst das Tiroler Angebot 19 Hallenbäder und vier Thermen.
Jedes investierte Geld kommt um ein Vielfaches zurück – und zwar, in dem die notwendige Freizeitinfrastruktur bestehen bleibt.
LHStv. Georg Dornauer
Bild: Birbaumer Christof
„Wir haben Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Sport, Einsatzorganisationen und Wirtschaft eingeladen, um die Tiroler Bäderpolitik neu auszurichten. Als Richtschnur dient uns die unabhängige Bäderstudie“, informierten LH Anton Mattle (ÖVP) und der ressortzuständige 1. LHStv. Georg Dornauer (SPÖ).
Tiroler Bädertopf in Aussicht
„Auf dieser Basis stellen wir einen Tiroler Bädertopf in Aussicht. Aus den Mitteln heraus sollen Lücken in der Versorgung geschlossen, dringend notwendige Sanierungen durchgeführt und eine laufende Schwimmflächenförderung umgesetzt werden“, so die Regierungsspitze.
„Unser Ziel ist klar: Jedes Kind soll schwimmen lernen. Dafür braucht es eine ganzjährige Grundversorgung mit Schwimmflächen, einen regionalen Zugang zu Schulschwimmkursen und ein Kinderschwimmprogramm in Verbindung mit der Eigenverantwortung in den Familien.“
Schwimmen gehört in Tirol zur Grundsportart. Deshalb führt das Land Tirol auf meinen Wunsch hin ein Tiroler Kinderschwimmprogramm ein.
LH Anton Mattle
Bild: Birbaumer Christof
In den letzten Monaten standen die Standortgemeinden der Tiroler Hallenbäder in engem Austausch. Es zeigte sich bei allen ein ähnliches Bild: „Rund 1,5 Mio. Euro braucht ein Hallenbad jährlich“, rechnete Axams-BM Thomas Suitner vor. „Bei den neugebauten Bädern schlagen hohe Kredite zu Buche, bei den älteren werden Instandhaltung und anstehende Erneuerungen zur Last. Abgänge haben alle!“
Kinderschwimm-Programm
Laut einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV-Schwimmstudie) gilt in Österreich jedes fünfte Kind als ertrinkungsgefährdet, 670.000 Menschen können hierzulande nicht schwimmen. „Anlass genug, um in Tirol dagegenzuhalten und das Kinderschwimm-Programm im ganzen Land auszurollen“, betonten Mattle und Dornauer.
Nichtschwimmer-Quote gering halten
„Schwimmen gehört in Tirol zur Grundsportart. Deshalb führt das Land Tirol auf meinen Wunsch hin ein Tiroler Kinderschwimmprogramm ein, das den Transport zum Schwimmbad unterstützt und zudem bei Bedarf fundierte Schwimmtrainerinnen und Schwimmtrainer zur Verfügung stellt. Jedem Kind soll im Kindergarten oder in der Schule ein fundierter Schwimmkurs ermöglicht werden, denn gute Schwimmkenntnisse geben Sicherheit, machen Spaß und sind gut für den Bewegungsapparat“, will LH Mattle die Nichtschwimmerquote in Tirol gering halten.
Dieses Geld sei laut Dornauer in den Regionen gut investiert und komme um ein Vielfaches zurück, „indem die notwendige Freizeitinfrastruktur bestehen bleibt und der Zugang der Bevölkerung zu ganzjährigen Schwimmflächen sichergestellt ist“.
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