Blutige Proteste

Nobelpreisträger Yunus übernimmt in Bangladesch

Ausland
06.08.2024 21:22

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus soll die Übergangsregierung in Bangladesch leiten. Er war nach der Flucht der bisherigen Regierungschefin von den Köpfen der Protestbewegung gefordert worden. 

Yunus hat sich erklärt, das Amt von der geflüchteten Sheikh Hasina aufgrund von Massenprotesten zu übernehmen, dies teilte das Büro von Präsident Mohammed Shahabuddin am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) mit. 

Die Bewegung Studenten gegen Diskriminierung (SAD), die die Anti-Regierungsproteste angeführt hatte, hatte den Wirtschaftswissenschaftler als Übergangsregierungschef ins Spiel gebracht. „Wir vertrauen Dr. Yunus“, erklärte Asif Mahmud, ein SAD-Anführer. Sheikh Hasina war nach zuletzt 15 Jahren an der Macht am Montag aus dem südasiatischen Land geflohen.

Banker wurde Nobelpreis verliehen
Yunus gilt seit Längerem als politischer Widersacher von Ex-Regierungschefin Hasina. Gegen ihn laufen mehr als hundert Gerichtsverfahren, die Unterstützer als politische Verfolgung kritisierten. Der heute 84-Jährige hatte in den 1980er-Jahren die Grameen Bank gegründet, die Mikrokredite an die ärmsten Menschen in Bangladesch vergibt. 2006 wurde dem Wirtschaftswissenschaftler dafür der Friedensnobelpreis verliehen.

Demonstranten stürmten den Palast von Hasina, die daraufhin flüchtete. (Bild: AFP/K M ASAD)
Demonstranten stürmten den Palast von Hasina, die daraufhin flüchtete.

Bei den gewaltsamen Protesten gegen Hasina und ihre Regierung wurden allein am Montag mindestens 109 Menschen getötet, wie Polizei und Ärzte am Dienstag mitteilten. Es war der blutigste Tag seit Beginn der Massenproteste Anfang Juli. Nach AFP vorliegenden Zahlen wurden insgesamt mindestens 409 Menschen getötet.

Proteste wurden immer größer
Ursprünglich waren die Demonstranten gegen eine Quotenregelung für die Vergabe von Jobs im öffentlichen Dienst auf die Straße gegangen, die ihrer Ansicht nach Unterstützer von Hasina bevorzugte. Nach und nach wurde dann der Rücktritt der seit 2009 amtierenden Regierungschefin das Ziel der Protestbewegung, der sich immer mehr Menschen aus allen Bevölkerungsschichten anschlossen.

Die 76-jährige Hasina war im Jänner in einer von einem großen Teil der Opposition boykottierten Wahl im Amt bestätigt worden. Ihrer Regierung wurden unter anderem der Missbrauch staatlicher Institutionen zum eigenen Machterhalt und die Unterdrückung von Regierungskritikern vorgeworfen – bis hin zur außergerichtlichen Tötung Oppositioneller. In den vergangenen Wochen gingen Millionen Menschen auf die Straße und forderten ihren Rücktritt.

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