Tim Wafler geht für Österreich am Donnerstag (ab 17 Uhr) bei den Olympischen Spielen in Paris auf Medaillen-Jagd. Vor seinem Olympia-Debüt im Omnium hat sich der Bahnrad-Profi mit „Sportkrone.at“ unterhalten. Dabei hat er geschildert, wie es ist, seinen Traum zu leben, welche Stars er im Olympischen Dorf getroffen hat und welche „Krise“ schon durchgestanden wurde.
„Kronesport“: Seit Montag bist du in Paris, wie ist es, wenn der große Traum von den Olympischen Spielen jetzt zur Realität geworden ist?
Tim Wafler: Mir fehlen fast die Worte, es ist ein absoluter Traum. Wirklich extrem cool. Wir sind am Montag ins Olympische Dorf eingecheckt. Und das Gefühl, das kann man nicht beschreiben. Es ist noch viel cooler, als ich es mir vorgestellt habe. Von meinem Zimmer aus habe ich einen Blick auf die Fahnen aller teilnehmenden Nationen – das ist eine unfassbare Zahl.
Was waren deine ersten Eindrücke?
Nach unserer Ankunft sind wir gleich eine halbe Stunde mit dem Rad im Olympischen Dorf herumgefahren. Das Gelände ist echt groß. Es war ohnehin nicht möglich, die Beine stillzuhalten nach der Ankunft. Mittlerweile habe ich schon alles ausgekundschaftet. Wir kennen uns schon ein bisschen aus (lacht). Und doch bin ich immer wieder überwältigt, wem man da über den Weg läuft.
Wer war da alles schon dabei?
Die ganze Zeit läuft jemand an einem vorbei. Ich bin ja generell ein großer Sport-Fan und ich habe schon so viele Stars gesehen. Vor allem Leichtathleten. Da war etwa Jakob Ingebrigtsen dabei, diverse US-Athleten – mit dem dreifachen Olympiasieger im Kugelstoßen, Ryan Crouser aus den USA, habe ich dann ein Foto gemacht. Das war schon ein besonderer Moment. Ich darf derzeit wirklich einen persönlichen Traum leben, in Paris.
Auf der Bahn hast du auch schon die ersten Runden gedreht. Welchen Eindruck hast du gewonnen?
Es ist eine wirklich schöne Bahn, perfekt hergerichtet. Sie ist natürlich ganz neu abgeschliffen und wirklich extrem schnell. Es sind in den ersten Tagen schon viele Weltrekorde gefallen, das ist schon fast absurd. Ich denke, in allen Disziplinen, wo Zeit eine Rolle spielt, muss man auf dieser Bahn fast einen Weltrekord fahren, um zu gewinnen. Das hat sich im Vorfeld eigentlich keiner gedacht, dass die Veranstalter in Paris es schaffen, die Bahn so schnell hinzubekommen. Ich bin froh darüber, denn es macht Spaß, auf einer schnellen Bahn zu fahren, weil alles noch viel actionreicher ist. Man fühlt sich schnell und man ist auch schnell.
Und doch gab es schon eine erste „Krise“ zu überstehen ...
Ja, genau. Wir haben ganz spezielle Anzüge für die Rennen. Da gab es im Vorfeld schon einige Komplikationen, weshalb wir dann noch den Hersteller wechseln mussten. Die Rennanzüge sind deshalb erst in Paris eingetroffen und da haben wir bemerkt, dass die Größe nicht genau passt. Aber es ist für die Rennen essenziell, dass sie wirklich genau passen. Ich konnte glücklicherweise auf den Anzug von Teamkollege und Ersatzfahrer Raphael Kokas zurückgreifen, der etwas kleiner ist als ich. Zwar musste ich den Anzug einen Abend lang richtig ausdehnen, aber jetzt sollte es passen (lacht).
Mit welchen Erwartungen blickst du auf deinen Einsatz?
Ich habe sehr positiv Gefühle. Und das war bis zuletzt nicht so sicher. Denn bei der Österreich-Rundfahrt habe ich mir eine Verletzung zugezogen. Darunter hat die Vorbereitung dann schon ein bisschen gelitten, sage ich ehrlich. In Mallorca hatten wir dann zwei Wochen ein Vorbereitungs-Trainingslager. Da war es teilweise ein Ritt auf der Rasierklinge. Ich habe jeden Tag versucht, das Maximum herauszuholen. Dann habe ich zum Abschluss Wettkampfsimulationen gemacht, und die waren so gut, wie noch nie. Mit dieser Motivation und dem Wissen, dass ich eigentlich immer, wenn es wichtig war, gut performen konnte, blicke ich meinem Olympia-Auftritt optimistisch entgegen.
Was ist dein Ziel?
Es ist immer schwer, ein Ergebnis zu prognostizieren. Im vorderen Feld dabei sein, ist auf jeden Fall das Minimalziel. Die Top Ten habe ich sicher ins Auge gefasst. Und ja, dann muss man schauen. Die Motivation ist auf jeden Fall so groß, wie noch nie. Ich bin bereit, die großen Nationen zu ärgern.
Wer ist mit dir nach Paris gereist?
Meine Familie ist da. Also mein Papa, meine Mama und meine beiden Schwestern. Die werden sich mein Rennen anschauen. Meine Freundin kommt auch nach Paris. Ich werde hier also sehr gut unterstützt. Sie alle zu treffen, gibt mir schon nochmal extra Energie.
Welche Botschaft hast du für die Fans in Österreich?
Ich würde mich freuen, wenn sich viele Menschen in Österreich die Bahnrad-Bewerbe anschauen und uns die Daumen drücken. Ich habe schon viel positives Feedback aus der Heimat erhalten. Das ist Bahnradsport auf höchstem Level und lohnt sich auf jeden Fall. Ich glaube, die Fans können sich auf das bisher beste Niveau in unserem Sport freuen. Es werden schnelle und spannende Rennen und wir wollen auf jeden Fall ein Wörtchen mitreden.
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