Bergsommer

Mensch und Tier auf den Alpen sind verunsichert

Vorarlberg
08.08.2024 06:03

Ohne Alpwirtschaft würde in Vorarlberg hektarweise Kulturlandschaft verlorengehen. Doch wie verläuft die Alpsaison bisher? Die „Krone“ hat nachgefragt.  

Rund 40.000 Tiere werden jedes Jahr in die Vorarlberger Berge getrieben – begleitet von 1000 Zweibeinern. Die „Krone“ hat bei Martin Rusch vom Landes-Fachbereich „Alpwirtschaft und Elementarschäden“ nachgefragt, wie es Mensch und Tier heuer auf den Almen ergeht. Die Voraussetzungen, erklärt Rusch, seien gar nicht übel gewesen: Zwar musste da und dort der Alpauftrieb wegen des schlechten Wetters im Frühjahr verschoben werden, die anfänglich eher magere Futtersituation habe sich dann aber gut entwickelt. Immer wieder heißt es, die Alpwirtschaft sei in Gefahr – doch Rusch versichert, dass alle Alpen „bestoßen sind“, wie es im Fachjargon heißt.

Eine Besonderheit in Vorarlberg ist der überaus hohe Anteil an Milchkühen in auf den Alpen (8300) – geschuldet ist das natürlich der starken Ausrichtung der heimischen Landwirtschaft auf die Milchproduktion. Von den insgesamt 520 Alpen sind 120 sogenannte Sennalpen, dort wird der berühmte Alpkäse hergestellt. Die Montafoner Spezialität „Sura Kees“ wird immerhin auf 13 Almen produziert.

Wolf ist präsent
Vor einigen Jahren war der Sommer dermaßen trocken, dass die Wiesen in der Höhe regelrecht ausgetrocknet sind. Wassertanks, die in die Berge gekarrt werden mussten, waren keine Seltenheit. Heuer ist Wassermangel erfreulicherweise kein Problem, spürbar sind aber die immer extremer werdenden Wetterwechsel. Und noch etwas anderes ist spürbar: die Präsenz des Wolfs, wie Rusch berichtet. Erst vor wenigen Tagen wurden im Bregenzerwald verendete Jungrinder mit aufgerissenen Bäuchen gefunden, eine Kuh stürzte auf der Flucht vor dem Beutegreifer ab, zudem wurden heuer schon etliche andere Tiere vom Wolf heimgesucht.

Was macht das mit den Älplern? „Für die Hirten stellt es eine Belastung dar, wenn die von ihnen behüteten Tiere so qualvoll zugrunde gehen. Die Stimmung ist sicherlich gedrückt“, erklärt Rusch, für den mit den Rissen von Rindern klar „eine Schmerzgrenze überschritten ist“. Dieses atypische Verhalten eines Wolfs sei nicht tolerierbar, auch das Wolfsmanagement des Landes sieht für einen solchen Fall eine Entnahme, also einen Abschuss, vor .

Schutzmaßnahmen oft nicht umsetzbar
Diese Unruhe befalle im Übrigen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Nach Wolfsangriffen seien insbesondere Kühe regelrecht traumatisiert. Mit den Forderungen nach einem verbesserten Herdenschutz kann Rusch nicht allzu viel anfangen, denn viele Maßnahmen, die sich gut anhören, sind aufgrund der herausfordernden alpinen Topografie einfach „nicht umzusetzen“, etwa Zäune, die den Wolf wirklich aufhalten.

Und so vergleicht Rusch, der sich für eine gemäßigte, aber regelmäßige Entnahme ausspricht, die Wolfssituation mit einer tickenden Zeitbombe: „Niemand weiß, wann oder wo wieder etwas passieren wird.“

 Vorarlberg-Krone
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