„Krone“-Interview

Viggo Mortensen: „Streamingdienste sind gierig“

Unterhaltung
07.08.2024 13:25

„Herr der Ringe“-Star Viggo Mortensen hat ein neues Herzensprojekt: Bei seinem neuen Kinofilm „The Dead Don’t Hurt“ (ab 8. August im Kino) ist er zugleich Drehbuchautor, Regisseur, Komponist und Hauptdarsteller. Die „Krone“ traf ihn zum Interview über den Western, der eigentlich eine schmerzhafte Liebesgeschichte ist.

„Krone“: Sie haben das Genre Western mit Ihrem Film auf den Kopf gestellt. Wie schwer war es, hier mit Konventionen zu brechen?

Viggo Mortensen: Der Film sieht auf den ersten Blick wie ein klassischer Western aus. Was ihn anders macht, ist, dass eine ganz normale Frau die Hauptfigur ist. Ihr Partner zieht in den Krieg – aber wir sehen nicht den Krieg, sondern wir bleiben bei ihr.

Vicky Krieps spielt diese Frau, Vivienne. Warum war sie die Richtige für die Rolle?

Niemand hätte das besser machen können. Ich hatte sie in verschiedenen Filmen gesehen und hoffte, dass sie die Geschichte mag – und sie war sofort Feuer und Flamme, zum Glück. Sie hat eine sehr starke Präsenz auf der Leinwand, gute Instinkte und kann auch in stillen Szenen ganz viel Gefühl rüberbringen.

Sie spielen mit ihr gemeinsam ein Liebespaar. Viel gesprochen wird dabei aber nicht. Wie schwer war es, so eine Intimität mit wenigen Worten herzustellen?

Der halbe Erfolg hängt davon ab, die richtigen Personen zu casten und ihnen zu vertrauen. Gute Schauspieler wie Vicky können kommunizieren, auch wenn sie gar nicht sprechen. Und als Regisseur versuche ich, den Schauspielern viel Freiheit zu geben und sie einfach machen zu lassen.

Der Bösewicht im Film wird vom Newcomer Solly McLeod gespielt, wie kamen Sie auf ihn?

Ich sah ein paar Clips von ihm und fand ihn interessant, aber dachte, er sei zu jung. Aber bei einem Zoom-Treffen merkte ich, wie intelligent er ist. Ich war nur ein wenig in Sorge wegen seines britischen Akzents. Aber er hat sich den richtigen Akzent in wenigen Tagen angelernt, und jetzt bin ich sehr froh, denn er ist wirklich sehr sehr gut. Eine echte Entdeckung, er hat bestimmt eine tolle Karriere vor sich.

Klassische Westernszenen wie diese sind im Film rar. (Bild: Marcel Zyskind Alamode Film)
Klassische Westernszenen wie diese sind im Film rar.

Welche Szenen im Film waren am schwierigsten zu realisieren?

Wir hatten einige Szenen mit sehr vielen Menschen, das ist schon fordernd, aber am schwierigsten war eine Szene, wo Pferde und ein Kind involviert waren. Es war sehr heiß, der Bub durfte nicht so lange drehen und wir mussten auch einen Sturz vom Pferd drehen. Das war kompliziert, aber wir haben es gut hinbekommen.

Gedreht wurde nicht in den USA, sondern in Mexiko.

Genau. Ich hatte kein so hohes Budget, daher musste ich eine Location finden, wo es möglich war, innerhalb von nur 30 Tagen alles ohne lange Wege zu drehen. Ich war aber sehr bedacht darauf, dass sie Vegetation dort stimmt, die Berge, die Wasserfälle.

Solly McLeod spielt im Film den Bösewicht. (Bild: Marcel Zyskind Alamode Film)
Solly McLeod spielt im Film den Bösewicht.

Was haben Sie bei dem Dreh über sich selbst gelernt?

Dass ich meinen Instinkten ein bisschen mehr vertrauen sollte.

Welche sind Ihre liebsten Westernfilme?

Da gibt es viele! Ich mag die Filme von Howard Hawks sehr und jene von Budd Boetticher oder von Preston Sturges. Bei den neueren Western darf klarerweise Clint Eastwood nicht fehlen.

Vigoo Mortensen als „einsamer Wolf“. (Bild: Marcel Zyskind Alamode Film)
Vigoo Mortensen als „einsamer Wolf“.

Bekanntlich kommt auch ein anderer Western bald bei uns in die Kinos – Kevin Costners „Horizon“. Wie groß ist da der Konkurrenzdruck?

Costners Projekt ist viel größer und anders als meines. Er hatte natürlich viel mehr Budget und Zeit, während wir in 30 Tagen fertig sein mussten. Ich wünsche ihm, dass der Film sein Publikum findet, denn dann werden wieder mehr Westernfilme möglich sein. So ist das Geschäft.

Durch die Streamingdienste wird es für Kinofilme schwieriger. Wie sehen Sie die Zukunft des Kinos?

Ich wünschte, die Streamer wären nicht so gierig. Denn sie könnten das Kino retten, wenn sie nur wollten. Sie könnten einen Teil ihres riesigen Profits investieren und alle ihre Filme zumindest kurz ins Kino bringen. Aber streamen ist eben billiger. Es ist sehr traurig.

Was macht für Sie die Magie des Kinos aus?

Das Kino ist wie ein Tempel. Du gehst rein, die Lichter gehen aus, und du gehst auf eine Reise. Hoffentlich wirst du inspiriert, oder bewegt oder du wirst zum Nachdenken angeregt.

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