Anschlagspläne in Wien

Verdächtiger (17) hat selbst im Stadion gearbeitet

Wien
08.08.2024 10:48

Nach der Festnahme zweier Terrorverdächtiger, die einen Anschlag auf die Taylor-Swift-Konzerte in Wien geplant haben sollen, laufen die Ermittlungen auf Hochtouren (siehe Video oben). Sowohl der 19- als auch der 17-Jährige sind in Österreich geboren, die Eltern des Älteren haben Wurzeln in Nordmazedonien. Und: Der jüngere Verdächtige hat sogar selbst im Happel-Stadion gearbeitet ...

Was letztlich auch der Grund gewesen sein dürfte, warum der Konzertveranstalter am Mittwochabend die Absage verkündete, wie die „Krone“ aus Ermittlerkreisen erfuhr. Der 17-Jährige wurde am Mittwochnachmittag vor dem Stadion festgenommen.

Der 19-jährige Hauptverdächtige dürfte schon länger im Fokus der Strafverfolgungsbehörden gewesen sein – und die Anschlagspläne bereits gestanden haben, wie am Donnerstagvormittag bekannt wurde. Demnach hat er seit Juli an den Vorbereitungen gearbeitet und wollte sich selbst sowie eine große Menschenmenge vor dem Happel-Stadion in die Luft jagen.

Das Haus des Terrorverdächtigen (Bild: Michael Pichler)
Das Haus des Terrorverdächtigen
Das Ernst-Happel-Stadion (Bild: AP)
Das Ernst-Happel-Stadion
Fans, die vergeblich auf das Konzert gewartet haben (Bild: Tuma Alexander/Starpix / Alexander Tuma)
Fans, die vergeblich auf das Konzert gewartet haben
Popsängerin Taylor Swift bei einem Konzert (Bild: glomex)
Popsängerin Taylor Swift bei einem Konzert

Befragung bestätigte Pläne seit Juli
Insgesamt waren vier Verdächtige im Fokus, unter anderem ein 17-Jähriger mit kroatischen und türkischen Wurzeln, der der Polizei bereits bekannt ist, und ein 15-jähriger Österreicher mit türkischem Hintergrund. Der Jüngere bestätigte die Pläne, als er befragt wurde. Der Hauptverdächtige habe sich stark verändert und ihm Fragen zu Zündvorrichtungen gestellt.

Die Lage kurz erklärt

  • Eine österreichische Islamisten-Zelle hat einen Terroranschlag auf eines der Wiener Taylor-Swift-Konzerte geplant.
  • Ein 19-Jähriger aus Ternitz (NÖ) wurde festgenommen. Er ist geständig.
  • Ein 17-jähriger Österreicher wurde auf dem Stadiongelände festgenommen. Er arbeitete für eine Facility Firma, die auf dem Gelände tätig war.
  • Ein 15-jähriger Österreicher wurde angehalten. Seine Rolle ist noch nicht klar.
  • Eine unmittelbare Bedrohung ist laut der Polizei gebannt.

„Deutliche soziale Veränderungen“
Von „deutlichen sozialen Veränderungen“ bei den beiden Hauptverdächtigen sprach der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Ruf. „Der 17-Jährige hat kurze Zeit vorher mit seiner Freundin Schluss gemacht.“ Der 19-Jährige habe seinen Job gekündigt und gesagt, „Großes vorzuhaben“.

Bei ihm handelt es sich um jenen 19-Jährigen mit Spitznamen „Mo“, der im niederösterreichischen Ternitz festgenommen wurde. In seinem Haus hätten sich die beiden auf den Anschlag vorbereitet. Wie berichtet, wurden bei einer Hausdurchsuchung am Mittwoch mehrere chemische Substanzen und technische Vorrichtungen sichergestellt. Der junge Mann soll die Chemikalien bei seinem früheren Arbeitgeber, einem metallverarbeitenden Betrieb, gestohlen haben. Der Sprengstoff wurde noch vor Ort vernichtet.

Entdeckt wurden unter anderem auch Falschgeld, Anabolika, Hieb- und Stichwaffen sowie ein Blaulicht. Auf dem sichergestellten Handy waren unter anderem IS-Material und Anleitungen zu Bombenbau und Sprengstoffherstellung. „Er hat seine Gesinnung online ganz klar kundgetan“, sagte der Chef der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN), Omar Haijawi-Pirchner, bei einer Pressekonferenz. Er habe sein „Erscheinungsbild auffällig verändert und an den IS angepasst“. Tendenzen zur Al-Kaida sind ebenfalls denkbar.

Zitat Icon

Eine Tragödie konnte verhindert werden. Die Lage war und ist ernst.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP)

Hinweise aus dem Ausland
Im Ö1-„Morgenjournal“ bestätigte Ruf zuvor, dass es Hinweise von ausländischen Diensten gegeben habe. Diese seien mit Erkenntnissen der DSN kombiniert worden. „Eine Tragödie konnte verhindert werden. Die Lage war und ist ernst“, betonte auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Donnerstag.

Weitere Menschen könnten von den Anschlagsplänen zumindest gewusst haben. Nach allfälligen direkt beteiligten weiteren Personen wird laut Polizei aber nicht mehr gesucht. Das Stadion in Wien wurde bereits am Mittwochmittag mit Hunden durchsucht.

Nachbarin Nicole mit ihrem Kind (Bild: Michael Pichler)
Nachbarin Nicole mit ihrem Kind

Die Festnahme des 19-Jährigen in Ternitz führte zu einem Großeinsatz, zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde wurden evakuiert. Die direkte Nachbarin Nicole zeigte sich im Gespräch mit der „Krone“ geschockt: „Bei uns ist immer alles ruhig.“ Nicole musste am Mittwoch um 8.30 Uhr ihre Wohnung verlassen und durfte erst um 18.30 Uhr wieder zurück.

Hier sehen Sie die Wohngegend des Terrorverdächtigen.

Nachbarin: „Familie war immer nett“
„Der Bub war immer freundlich, er hat eine liebe kleine Schwester, die Familie war immer nett“, sagt Nicole. Der Vater arbeitet bei Schöller, die Mutter ist Hausfrau. Über „Mo“ ist bekannt, dass er einen Bart hat, breit gebaut ist und in der Fitfabrik trainiert. Laut Jugendlichen ging er immer alleine durch Ternitz und sprach mit niemandem. Die Eltern hätten sich im Haus verschanzt.

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