Geständnis abgelegt

„Ungläubige töten“: Islamisten hatten „Großes“ vor

Österreich
08.08.2024 13:20

Neue Details der Behörden verdeutlichen, wie weit fortgeschritten die Anschlagspläne der jungen Islamisten waren. Taylor-Swift-Fans vor dem Wiener Praterstadion hätten ins Visier genommen werden sollen. Der oberste Geheimdienstler der Republik sieht in Zukunft „unvorstellbare Herausforderungen“.

Als Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), DSN-Chef Omar Haijawi-Pirchner und Polizei-Generaldirektor Franz Ruf Donnerstagmittag in Wien vor die Rednerpulte treten, haben die versammelte Medienlandschaft und enttäuschte „Swifties“ eine Frage: Wie knapp war das?

Der ÖVP-Minister gab eine klare Antwort: „Die Lage war ernst, die Lage ist ernst.“ Eine Tragödie konnte verhindert werden. Er habe „Verständnis“ für die Absage. Ruf schob wenig später nach, der 19-jährige Hauptverdächtige habe ein vollumfängliches Geständnis abgelegt.

Rechts im Bild der Hauptverdächtige Beran A. Er gab sich den Kampfnamen „Mo“ in Anspielung auf den Propheten Mohammed. (Bild: Krone KREATIV/APA/Eva Manhart, zVg)
Rechts im Bild der Hauptverdächtige Beran A. Er gab sich den Kampfnamen „Mo“ in Anspielung auf den Propheten Mohammed.

Terrorist hatte „Großes“ vor
Der Niederösterreicher mit nordmazedonischen Wurzeln und sein 17-jähriger Kollege, der am Stadiongelände festgenommen wurde, hätten es ernst gemeint. Das würden auch starke soziale Veränderungen belegen. Der 19-Jährige habe seinen Job gekündigt und angekündigt, „Großes“ vorzuhaben. „Er hat sein Erscheinungsbild auffällig verändert und an den IS angepasst.“

Die Lage kurz erklärt

  • Eine österreichische Islamisten-Zelle hat einen Terroranschlag auf eines der Wiener Taylor-Swift-Konzerte geplant.
  • Ein 19-Jähriger aus Ternitz (NÖ) wurde festgenommen. Er ist geständig. Er gab sich den Kampfnamen „Mo“ in Anspielung auf den Propheten Mohammed.
  • Ein 17-jähriger aus Wien wurde auf dem Stadiongelände festgenommen. Er arbeitete nach „Krone“-Informationen für eine Facility-Firma, die auf dem Gelände tätig war. Er ist nichtgeständig.
  • Ein 15-Jähriger wurde in Wien von den Behörden angehalten und einvernommen. Seine Rolle ist noch nicht ausreichend ermittelt.
  • Eine unmittelbare Bedrohung ist gebannt, nach potenziellen Mitwissern wird weiter gefahndet.

Der Stadion-Insider habe kurze Zeit vor dem Zugriff mit seiner Freundin „Schluss gemacht“. Die Ausführungen von DSN-Chef Haijawi-Pirchner machten schlussendlich klar: Die Behörden haben womöglich zahlreichen „Swifties“ das Leben gerettet!

Fokus auf Sprengstoff, Hieb- und Stichwaffen
Der Geheimdienst-Chef zeichnete einen groben Anschlagsplan. Hieb- und Stichwaffen in Kombination mit Sprengstoff hätten zum Einsatz kommen sollen. „Er wollte sich selbst und so viele Menschen wie möglich töten.“ Ob dabei auch ein Auto zum Einsatz kommen sollte, ist noch Teil „umfangreicher“ Ermittlungen. Für weitere Großveranstaltungen seien keine Gefahren bekannt.

Die geplanten Attacken hätten sich auf das Umfeld des Happel-Stadions fokussiert. „Die Personen außerhalb des Stadions zu töten“, sei der Plan gewesen. Bei Swift-Konzerten versammeln sich hier traditionell jene, die keine Karten mehr bekommen haben. In Wien wurden an den drei Konzertabenden jeweils bis zu 20.000 Menschen erwartet.

Keine Reue feststellbar
Erste Vernehmungen lassen zudem Rückschlüsse auf den Grad der Radikalisierung des Hauptverdächtigen zu, der auch „klare Tendenzen“ zur Al-Kaida habe. Reue suche man vergebens. Haijawi-Pirchner: „Er wurde deutlich radikalisiert und findet es richtig, ,Ungläubige‘ zu töten.“ Der vereitelte Anschlag sei jedoch nur ein Symptom eines viel größeren Problems.

DSN-Chef Haijawi-Pirchner (Bild: APA/ALEX HALADA)
DSN-Chef Haijawi-Pirchner

„Der islamische Extremismus stellt uns vor unvorstellbare Herausforderungen“, mahnte der DSN-Chef. Menschen seien für Terroristen im Internet einfach zu erreichen. Auffällig dabei: Die Täter werden immer jünger. Der Extremismus-Experte Peter R. Neumann spricht hierbei von sogenannten TikTok-Dschihadisten, die sich im Internet radikalisieren.

Jeder könne sich Anleitungen von Islamistengruppen zum Bombenbau herunterladen. Das ist laut Haijawi-Pirchner auch passiert, wie die Auswertung sichergestellter Datenträger zeigt.

Im Haus des Hauptverdächtigen wurden Wasserstoffperoxid und Zündstoffvorrichtungen gefunden. „Macheten, Messer, Anabolika, Falschgeld“ seien darüber hinaus sichergestellt worden. Außerdem hatte der 19-Jährige ein Blaulicht und Folgetonhorn.

Vorbereitungen für Swift-Anschlag weit fortgeschritten
Die Vorbereitungen waren offenbar weit fortgeschritten: „Sprengstoff, der im Haus gefunden wurde, wurde aufgrund der Gefährlichkeit noch vor Ort vernichtet“, teilte Haijawi-Pirchner mit.

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Unser Staatsschutz funktioniert!

(Bild: APA/Georg Hochmuth)

Innenminister Karner

„Die Gefahr durch den islamistischen Extremismus ist in Europa nach dem furchtbaren Angriff der Hamas auf Israel deutlich gestiegen. Österreich war und ist hier keine Ausnahme“, befand Karner. 

Es sei dem Innenminister zufolge an der Zeit, Messengerdienste, wo Terroristen kommunizieren, überwachen zu dürfen. Die Behörden müssten „ihre Arbeit zeitgemäß“ im Sinne der Bevölkerung erledigen können. Gleichzeitig betonte er: „Unser Staatsschutz funktioniert!“ Die internationale Vernetzung sei wieder gegeben.

„Gerade im Terrorismus ist es essenziell, international vernetzt zu sein“, pflichtete ihm DSN-Chef Haijawi-Pirchner bei. Informationsflüsse in beide Richtungen seien seit der Neuaufstellung des Geheimdienstes installiert worden. Im konkreten Fall heißt das: Der ursprüngliche Hinweis kam aus dem Ausland und bezog sich auf einen Einzeltäter. Eigene Informationen hätten ein „bekanntes“ Netzwerk offengelegt.

Karner-Seitenhieb gegen Kickl
Ein wenig Parteipolitik gab es dann auch noch. Karner befand: „Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passieren hätte können, wenn das alte BVT, das von meinem Vorgänger zertrümmert wurde, jetzt die Verantwortung getragen hätte.“

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