Kämpfe gehen weiter

EU: Ukraine hat Recht auf Angriffe in Russland

Ausland
08.08.2024 14:18

Nachdem ukrainische Truppen in Russland in der Region Kursk eingedrungen sind, liefern sich die russischen Streitkräfte den dritten Tag in Folge heftige Gefechte. Es gibt Tote zu beklagen. Die EU gesteht der Ukraine jedoch zu, sich auch außerhalb ihres Territoriums gegen den russischen Angriffskrieg zu verteidigen.

Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sagte am Mittwoch zur ukrainischen Offensive auf die russische Region Kursk: „Die Ukraine kämpft einen legitimen Verteidigungskrieg gegen eine illegale Aggression. Nach Völkerrecht hat die Ukraine das Recht, sich zu verteidigen. Das schließt auch ein, den Feind auf seinem Territorium zu treffen.“

„Die Ukraine hat das Recht, den Feind zu treffen, wo auch immer dies notwendig ist, auf dem eigenen Territorium, aber auch auf dem Territorium des Feindes.“ Näher wollte der Sprecher die ukrainische Offensive auf die benachbarte russische Region Kursk nicht kommentieren. Die EU sei darin nicht involviert, man stehe permanent in Kontakt mit Kiew, sagte er. Die EU unterstütze die Ukraine vollständig darin, ihre territoriale Unversehrtheit wiederherzustellen und die illegale Aggression Russlands zurückzudrängen.

Die russischen Truppen seien im Bezirk Sudscha in Russland nun aktiv im Kampf gegen ukrainische Einheiten und drängten sie zurück, zitierte die Nachrichtenagentur Tass örtliche Behörden. Rund 3000 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Vier Menschen seien bei den ukrainischen Angriffen getötet worden.

Lage verschlechtert sich weiter
Auch mehrere pro-russische Militärblogger sprachen von anhaltenden Kämpfen. Zivilisten würden in Sicherheit gebracht. „Sudscha ist für uns im Grunde verloren. Dabei handelt es sich hier um einen wichtigen Logistikknotenpunkt“, schrieb Juri Podoljaka, ein bekannter pro-russischer Militärblogger ukrainischer Herkunft. Die ukrainischen Streitkräfte würden nach Norden in Richtung Lgow vordringen. „Im Allgemeinen ist die Lage schwierig und verschlechtert sich weiter, obwohl das Tempo der ukrainischen Offensive merklich nachgelassen hat.“

Das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte unter anderem diese Aufnahme von einem Drohnenangriff auf ein gepanzertes Fahrzeug der ukrainischen Streitkräfte auf russischem Territorium. (Bild: APA/AFP/Russian Defence Ministry)
Das Verteidigungsministerium in Moskau veröffentlichte unter anderem diese Aufnahme von einem Drohnenangriff auf ein gepanzertes Fahrzeug der ukrainischen Streitkräfte auf russischem Territorium.

Der russische Gasexport durch das von der Ukraine angegriffene Grenzgebiet läuft nach Angaben des Konzerns Gazprom weitgehend normal. Heute werde mit der Durchleitung von etwa 37,3 Millionen Kubikmeter Erdgas gerechnet, teilte das Unternehmen in Moskau mit. Das seien fünf Prozent weniger als am Vortag, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Donnerstag. Die ukrainischen Truppen haben bei ihrem Vorstoß vermutlich auch eine Messstation der wichtigen Gaspipeline Richtung Westeuropa unter ihre Kontrolle gebracht. Von dort führt der Transit durch die Ukraine und weiter in die Slowakei und nach Österreich. 2023 wurden auf diesem Wege trotz des laufenden Krieges 14,6 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Europäische Union transportiert.

Einer der größten ukrainischen Angriffe
Bei einem der größten ukrainischen Angriffe auf russisches Territorium in dem seit 24. Februar 2022 dauernden Krieg drangen nach russischen Angaben am Dienstagmorgen rund tausend ukrainische Soldaten in Kursk ein. Sie hätten die Staatsgrenze mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen überquert und seien von Drohnenschwärmen und Artilleriefeuer gedeckt worden. Offiziell hält sich die Ukraine weiter bedeckt zu dem Vorstoß. Im Morgenbericht des Generalstabs wurde die Offensive nicht erwähnt. Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) bestätigten anhand von Informationen in sozialen Netzwerken, dass die ukrainischen Truppen mindestens zehn Kilometer weit auf russisches Gebiet vorgedrungen seien.

Der Vize-Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, droht angesichts des ukrainischen Vorstoßes in die russische Grenzregion mit einer Ausweitung der Invasion in der Ukraine. Der russische Militäreinsatz dürfe sich nicht mehr nur darauf beschränken, die Gebiete in der Ukraine zu sichern, die Russland als sein Gebiet betrachte, so der Ex-Präsident. Vielmehr sollten die Streitkräfte in Richtung der Städte Odessa, Charkiw, Dnipro, Mykolajiw, Kiew und darüber hinaus drängen. Der Vormarsch werde erst dann eingestellt, wenn es Russland für vorteilhaft halte.

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