Schönste Wanderrouten

Durch das wilde Marultal zur Fuchswaldalpe

Vorarlberg
09.08.2024 11:25

Ein schmaler, schattiger Pfad führt entlang des Marulbaches bis zur Fuchswaldalpe im Großen Walsertal. Die Kräfte von Eis und Wasser haben das Marultal seit der letzten Eiszeit geprägt.

Marul ist ein Ortsteil der Gemeinde Raggal im Großen Walsertal mit rund 200 Einwohnern. Prägend für die kleine Ansiedelung ist der Lasanggabach (auch Marulbach), welcher Marul von der restlichen Gemeinde trennt. Gleich mehrere Wanderwege starten in der kleinen Ortschaft und führen unter anderem auf den Hohen Fraßen (ca. drei Stunden), über die Laguzalpen zur Freiburger Hütte (fünfeinhalb Stunden) oder auf die felsige Kellaspitze (gute fünf Stunden).

Tipps und Infos

Typ: Rundtour
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Marul (drei Euro Tagesgebühr)
Dauer: knappe drei Stunden
Ausrüstung: Schuhe mit guter Profilsohle, Tagesrucksack mit Getränk und Jause, dem Wetter angepasste Kleidung, Sonnenschutz
Öffentliche Verkehrsmittel: Buslinie 575 (ab Thüringen Busplatz oder Ludesch) bis Marul Kirche
Einkehrmöglichkeiten: gibt es leider keine
Tipp: am Wanderparkplatz gibt es einen Automaten mit Produkten aus der Region, darunter Süßes aus der Keksmanufaktur Raggal und Käse aus der Biosennerei Marul

Eine schattige Route führt entlang des Marulbachs bis zur Fuchswaldalpe und eignet sich perfekt für heiße Tage. Ausgangspunkt ist beim Wanderparkplatz am Ortseingang. Von dort geht es zunächst hinab ins wildromantische Marultal und dann ein Stück weit entlang des abwechslungsreichen Walderlebnispfades. Raues Klima, hohe Schneelagen im Winter, Lawinenabgänge und der sprudelnde Wildbach prägen dieses enge Gebirgstal. Dennoch findet hier eine Reihe von Wildtieren und Pflanzen Lebensraum und Rückzugsmöglichkeiten. Unter anderem kommen dort Hirsch, Gämse, Birkwild, Adler und Uhu vor.

Der Walderlebnispfad hat einiges zu bieten.  (Bild: Bergauer Rubina)
Der Walderlebnispfad hat einiges zu bieten. 
Der spektakuläre Wasserfall auf dem Weg zur Fuchswaldalpe. (Bild: Bergauer Rubina)
Der spektakuläre Wasserfall auf dem Weg zur Fuchswaldalpe.

Je härter die Umweltbedingungen sind, desto sensibler reagiert die Natur auf Störungen. Obwohl das Marultal noch über einen hohen Anteil naturnaher Landschaften verfügt, macht sich der menschliche Einfluss auch dort bemerkbar. Deshalb ist es wichtig, dass den Wildtieren nicht nur vonseiten der Jägerschaft große Ruhezonen zur Verfügung gestellt werden, sondern auch Wanderer auf den markierten Wegen bleiben. Der Waldlehrpfad bietet ohnehin viele spannende Stationen, die zum Ausprobieren und Entdecken einladen, sodass die Verlockung, den Weg zu verlassen, nicht allzu groß ist. Highlights auf diesem Abschnitt sind die Wasseruhr, der Wasserfall sowie der mit zahlreichen Hängematten ausgestattete Grillplatz beim kleinen See.

Imposante Zeugnisse der letzten Eiszeit
Diesen schönen Rastplatz hinter sich lassend folgt man dem Weg weiter taleinwärts und überquert bald ein Geröllfeld. Dort erodiert auf der gegenüberliegenden Seite der Marulbach den Hang und legt dabei eine Wandfläche frei. Mitten durch diese hindurch verläuft eine wie mit dem Lineal gezogene Linie. An ihrer Oberseite treten zahlreiche Quellen aus. Es handelt sich um wasserdurchlässigen Hangschutt, der auf einer Grundmoräne aus der letzten Eiszeit liegt. Die Art der Ablagerung in der unteren Wandhälfte weist darauf hin, dass diese Moräne erst langsam während dem Abschmelzen des Eises entstanden ist. Durch das Wirken des Marulbaches sind diese jahrtausendealten Gletscherspuren wieder an die Oberfläche getreten. Nachdem das Geröllfeld überschritten ist, geht es wieder ein Stückchen weit durch den schattigen Wald.

Fetthennen-Steinbrech. (Bild: Bergauer Rubina)
Fetthennen-Steinbrech.

Fetthennen-Steinbrech

Der Fetthennen-Steinbrech gehört zur Gattung der Steinbrech und ist auch unter den Namen Bach-Steinbrech oder Quell-Steinbrech bekannt (in Tirol auch Gamswurz, Anm.), was sich auf seine Vorliebe für feuchte Standorte bezieht. Beim Fetthennen-Steinbrech handelt es sich um eine reich verzweigte, rasenbildende und ausdauernde Pflanze, die Wuchshöhen zwischen fünf und 20 Zentimeter erreicht. Sie verfügt über locker beblätterte, drüsenhaarige Stängel. Die Laubblätter sind meist dunkelgrün bis rötlich gefärbt und fleischig, wodurch die Art im vegetativen Zustand der Gattung der Fetthennen oder Mauerpfeffer ähnelt. In einer lockeren Traube stehen zwei bis zwölf Blüten zusammen. Deren Kronblätter sind gelb bis dunkelorange mit dunklen Punkten. Neben Fluginsekten werden auch Ameisen von diesen angelockt. Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis September. Diese Steinbrech-Art bevorzugt sickernasse, meist kalkhaltige, steinig-kiesigen Ton- oder Mergelböden und kommt auf Höhenlagen zwischen 600 und 3000 Metern vor. Der Fetthennen-Steinbrech gilt in Österreich zumindest im nördlichen Alpenvorland als gefährdet.

Die unbändigen Kräfte der Natur
Bald danach führt eine Brücke über die schmale Schlucht „Enge“. Auch diese dürfte gegen Ende der letzten Eiszeit entstanden sein, als die mächtigen Gletscher langsam schmolzen und der Marulbach Schutt und Feinsedimente talwärts spülte. Diese schmirgelten das relativ weiche Gestein, mit dem die Geländekante an dieser Stelle gefüllt war, ab – und so entstand die „Enge“. Von der Hängebrücke aus kann man sehen, wie tief sich das Wasser im Laufe der Zeit in den Stein eingegraben hat. Nach der Brücke geht es vorbei an der Infotafel zum Schutzgebiet „Faludriga Nova“ und dem Wegweiser folgend in Richtung Fuchswaldalpe. Die Gehzeit ist ab diesem Punkt mit 45 Minuten angegeben. Ein schmaler Pfad folgt dem Verlauf des Marulbaches und man überquert mehrere kleine Brücken. Kurz vor der Fuchswaldalpe führt die Strecke über eine Wiese zum Güterweg hoch. Entlang dieses Weges kann man schließlich auch wieder talauswärts in Richtung Marul wandern. Allerdings liegen auf dieser Route viele Wegabschnitte in der Sonne – wer es lieber schattiger haben möchte, der wählt wieder die Strecke entlang des Baches und via dem Waldlehrpfad retour.

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