Trotz Sanktionen zeigt sich Russlands Wirtschaft widerstandsfähig. So stellt es Putin oft dar. Doch sind die Sanktionen wirkungslos? „Keinesfalls“, sagt Professor für russische Geschichten an der Universität Wien, Wolfgang Müller im krone.tv-Talk. „Aber die Erwartungshaltung der breiten Öffentlichkeit war zu groß.“
Russland habe die Strafmaßnahmen klug gekontert, sagte zuletzt Ökonom Gabriel Felbermayer im Interview mit dem deutschen „Spiegel“. Der Handel mit dem Westen sei zwar deutlich zurückgegangen, dafür habe Russland seinen Güteraustausch mit anderen Ländern aber verstärkt. Etwa über mittelasiatische Staaten, wie Kasachstan oder Armenien. Sein Fazit: „Die Sanktionen des Westens werden durch eine Art informellen Freihandelsvertrag Russlands mit befreundeten Ländern konterkariert.“
Ist Russland also robuster als gedacht? „Die Erwartungen an den Sanktionen in der breiten Öffentlichkeit ist zu groß gewesen“, sagt Russland-Experte Müller. Eine Volkswirtschaft der Größe Russlands, ist groß genug, dass sie derartige Sanktionen zumindest mittelfristig ausgleichen kann.“ So versuche Russland, die westlichen Importe, Hochtechnologie zum Beispiel, durch Drittstaaten zu substituieren.
Professor für russische Geschichten an der Universität Wolfgang Müller
(Bild: krone.tv)
„Langfristige Schwierigkeiten“ Das bedeute aber nicht, dass die Schlussfolgerung daraus ist, dass die Sanktionen wegmüssten. „Denn was wäre sonst generell die Antwort des Westens auf den größten Eroberungskrieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg?“ Die Sanktionen treffen bestimmte Bereiche, so Müller. So habe Russland etwa Schwierigkeiten, Hochtechnologien zu substituieren. „Kurzfristig geht das noch. Aber langfristig wird dies massiven Schwierigkeiten bereiten.“ Was die Rohstoffexporte betreffe, bekommt Russland in China oder in Indien nicht jene Preise, die die EU-Staaten gezahlt haben, bzw. immer noch zahlen. Somit sei der Ausfall für Russland ein signifikanter, sowohl was die Hochtechnologien als auch die Exporterlöse für Rohstofflieferungen betrifft.
Tiergartenmörder Wadim Krassikow und Russlands Präsident Wladimir Putin
(Bild: Sputnik, Kremlin Pool Photo via AP)
„Seltsamer Code“ des russischen Geheimdienstes Mit dem Gefangenenaustausch setzte Russlands Präsident Wladimir Putin ein doppeltes Signal, das auch eine gefährliche Komponente beinhalte, erklärt Müller. Es sei ein Zeichen gegenüber dem Apparat, dass der Kreml, auch lebenslang verurteilte Auftragsmörder, wie den Tiergarten-Mörder aus Berlin, versuche, in sein Land zurückzubringen. „Das ist dieser, könnte man sagen, seltsame Code, der im russischen Geheimdienst herrscht und der vom Präsidenten gepflegt wird. Nach dem Motto: Wir bringen diese Burschen wieder nach Hause.“
„Bedrohliche Botschaft“ Der zweite Kompetente sei bisher weniger Beachtung geschenkt worden. Nämlich: Welches Signal ist das gegenüber dem Ausland? „Hier kann man sagen, ist die Botschaft eigentlich eine sehr bedrohliche.“ Der Tiergarten-Mörder ist ein rechtskräftig verurteilter Verbrecher. „Russland signalisiert dem Ausland, dass dieser rechtskräftig verurteilte Verbrecher eigentlich nach Russland zurückgeholt wird. Und vielleicht wieder er bei einer weiteren Gelegenheit wieder ins Ausland geschickt. Und das ist doch eine Sache, die uns im Ausland große Sorgen bereiten muss, auch gerade für die Zeit, nach dem Ende des Krieges.“
Der Tiergartenmörder, Wadim Krassikov, sei Russland besonders wichtig, „weil es einer der prominentesten Fälle gewesen ist. Und weil es sich tatsächlich um einen Auftragsmörder handelt.“
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