Online radikalisiert

Terror-Teenager waren Fans dieses Hasspredigers

Wien
09.08.2024 14:40

Nicht nur Taylor-Swifts-Fans, die nach der Wiener Konzertabsage enttäuscht, aber zumindest unversehrt zurückblieben, eifern ihrem Idol auf diversen Social-Media-Kanälen nach. Auch jene jungen Islamisten, die möglichst viele Menschen in den Tod reißen wollten, fanden ihre fragwürdigen Vorbilder im Netz. 

Sie hatten „Großes“ vor, wollten möglichst viele Ungläubige töten: Die mutmaßlichen Mitglieder einer Terrorzelle, die einen Anschlag auf eines der Taylor-Swift-Konzerte planten, radikalisierten sich online. 

TikTok statt Kellermoschee
Denn statt Hinterhof- und Kellermoscheen sind TikTok und Co. die neuen Plattformen, derer sich radikale Hassprediger bedienen. Im Fall der Swift-Terroristen war es besonders ein Berliner Salafist, der selbst im Visier der Behörden ist.

Abdul Baraa folgen auf YouTube 96.100 Abonnenten, auf TikTok sind es rund 80.000 Follower. (Bild: Screenshot youtube.com/abulbaraatube1927)
Abdul Baraa folgen auf YouTube 96.100 Abonnenten, auf TikTok sind es rund 80.000 Follower.

Abdul Baraa, bürgerlich Ahmad Armih, hatte in der deutschen Bundeshauptstadt eine Moschee betrieben. Diese wurde wegen des Verdachts der Terrorismusfinanzierung in der Vergangenheit durchsucht und später geschlossen. Der 51-Jährige gilt als einer der einflussreichsten Online-Prediger, auf YouTube und TikTok folgen ihm Zehntausende. 

Toxische Botschaften ließen Terrorpläne wachsen
„In seinen Äußerungen und mit seinen Tätigkeiten verbreitet Abdul Baraa sein salafistisches Weltbild, das der freiheitlichen demokratischen Grundordnung zuwiderläuft. Darüber hinaus konstruiert er in seinen Predigten eine Verschwörung der westlichen Welt gegen den Islam, Muslime sind für ihn grundsätzlich Opfer“, schrieb der deutsche Verfassungsschutz in einem Bericht.

Der Hauptverdächtige Beran A. (kl. Bild). Er gab sich den Kampfnamen „Mo“ in Anspielung auf den Propheten Mohammed. (Bild: Krone KREATIV/APA/Eva Manhart, zVg)
Der Hauptverdächtige Beran A. (kl. Bild). Er gab sich den Kampfnamen „Mo“ in Anspielung auf den Propheten Mohammed.

Diese toxischen Botschaften dürften laut einem Bericht der „Bild“ auch mitgewirkt haben, die Terrorpläne in den Köpfen jener Burschen wachsen zu lassen, über die noch am Freitag die U-Haft verhängt werden soll. Der 19-jährige Hauptverdächtige und der 17-jährige Mitbeschuldigte wurden in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert.

Ein 18-Jähriger wurde mittlerweile ebenfalls verhaftet, ein 15-Jähriger angehalten und vernommen. Gegen ihn besteht allerdings derzeit kein Tatverdacht, er wird als Zeuge geführt.

Islam-Influencer im Visier der Behörden
Neben Abdul Baraa sind auch andere deutsche Salafisten auf TikTok und YouTube aktiv, unter ihnen Pierre Vogel und Ibrahim El-Azzazi, der sich selbst „Sheikh Ibrahim“ nennt. In kurzen Clips geben sie vor, religiöse Fragen zu beantworten, bei genauerem Hinsehen wird allerdings die radikale Gesinnung der Islam-Influencer deutlich. So lehnte es Ibrahim El-Azzazi beispielsweise ab, in einer Dokumentation der Y-Kollektiv-Reporterin Selma Badawi mit ihr im Bild zu sein, da sie unverschleiert sei.

Zwar nimmt der „Sheikh“ auch zwischendurch Stellung zur wesentlichen Frage, welche Eisteesorte die bessere ist, sonst glänzt er aber eher mit steinzeitlichen Verhaltensregeln. Auch er ist bereits im Visier der deutschen Behörden und steht aktuell wegen Körperverletzung und sexuellem Missbrauch an seiner eigenen Ehefrau vor Gericht, wie die „Welt“ berichtet. 

TikTok-Salafist Ibrahim El-Azzazi alias „Sheikh Ibrahim“ (li.) und der deutsche Prediger Pierre Vogel (Bild: Screenshot TikTok, AFP)
TikTok-Salafist Ibrahim El-Azzazi alias „Sheikh Ibrahim“ (li.) und der deutsche Prediger Pierre Vogel

Der ehemalige Boxer Pierre Vogel bezeichnete unter anderem Terroristen des IS als „Freiheitskämpfer“ und gilt als einer der einflussreichsten Prediger der deutschen Salafisten-Szene. Die Schweiz belegte ihn bereits mit einem Einreiseverbot, via TikTok behauptete Vogel kürzlich, dass auch Österreich ein solches Verbot gegen ihn verhängt habe.

Vogel ist laut eigenen Angaben einer der Köpfe hinter der Koranverteilungskampagne „We love Muhammad“, ein Nachfolgeprojekt der Kampagne „Lies!“, die in Deutschland 2016 verboten wurde.

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