Drama in Brasilien
Vereisung könnte zu Flugzeugabsturz geführt haben
Nach dem Flugzeugabsturz am Freitag in Brasilien mit 61 Toten sind Ermittlungen eingeleitet worden. Eine mögliche Ursache für die Tragödie wird bereits unter Experten diskutiert: Am Tag des Unglücks gab eine Warnung (Sigmet) für sehr starke Vereisung in der Luft. Brasilianische Piloten nehmen eine Vereisung der Tragflächen an.
„Alles ist noch sehr verfrüht“, erklärte der Leiter des Zentrums für die Untersuchung und Vorbeugung von Luftfahrtunfällen, Marcelo Moreno, auf einer Pressekonferenz in Bezug auf die Unfallursache. Umweltbedingte und technische Faktoren werden genauso in Betracht gezogen wie mögliches menschliches Versagen.
Der Flugdatenschreiber, die sogenannte Black Box, sei von der brasilianischen Luftwaffe (FAB) gefunden worden, sagte er. Dies sei für die Untersuchung des Absturzes von grundlegender Bedeutung.
Fest steht, dass zum Unglückszeitpunkt eine Warnung ausgesprochen wurde. Sigmets sind Warnungen für die Luftfahrt, die über potenziell gefährliche. Wettererscheinungen informieren. Die Warnung von Freitag betraf die Flughöhe zwischen 3650 und 6400 Metern. Auch vor Turbulenzen wurden gewarnt.
In Luftfahrtgruppen in Brasilien teilten Piloten, die in der Umgebung der Absturzstelle unterwegs waren, Fotos von Vereisung auf ihren Cockpitscheiben. Ein Meteorologe beim Nachrichtensender CNN erklärte, das Flugzeug flog in einer Höhe, in der 100 Prozent Luftfeuchtigkeit bei eisigen Temperaturen herrschte.
Eis an Tragflächen kann Flugzeugsteuerung beeinflussen
Bei einer Vereisung eines Flugzeugs sammelt sich Eis auch an den Tragflächen – durch das zusätzliche Gewicht kann sich der Schwerpunkt der Maschine ändern, sodass es nicht mehr steuerbar ist. Auch Sensoren, die über Geschwindigkeit, Temperatur oder Luftdruck Auskunft geben, können einfrieren und in Folge fehlerhafte Werte anzeigen.
Die Piloten seien allerdings erfahren gewesen und das Flugzeug sei mit funktionierenden Systemen gestartet. „Das Flugzeug war zum Zeitpunkt des Starts zu 100 Prozent einsatzbereit“, räumte der Geschäftsführer von VoePass, Eduardo Busch, ein.
Die Maschine der Fluggesellschaft VoePass war am Freitag mit 57 Passagieren und vier Besatzungsmitgliedern an Bord von der Stadt Cascavel im Bundesstaat Paraná in Richtung des Flughafens Guarulhos bei São Paulo unterwegs.
Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie das Flugzeug in der Luft ins Trudeln geriet und vom Himmel fiel. Dichter Rauch stieg anschließend auf. Daten der Plattform Flightradar 24 legen nahe, dass das Flugzeug in weniger als einer Minute um fast 4000 Höhenmeter absackte.
Keine Menschen am Boden verletzt
Es sei in einer Wohnsiedlung in der Nähe eines Hauses abgestürzt, in dem sich Bewohner befanden, berichtete das Nachrichtenportal „G1“ unter Berufung auf Behörden in Vinhedo. Am Boden sei aber niemand verletzt worden.
Die Unglücksmaschine vom Freitag war ein Turboprop-Passagierflugzeug vom Typ ATR 72. Das Modell ist ein Schulterdecker des französisch-italienischen Konsortiums Avions de Transport Régional. Im Jänner 2023 kamen beim Absturz einer ATR 72-500, die sich in Nepal im Landeanflug auf den Flughafen der Stadt Pokhara befand, 72 Insassen ums Leben, darunter vier Besatzungsmitglieder.
Tödlichster Crash in brasilianischer Luftfahrt
Der Unfall gehört Medienberichten zufolge zu den tödlichsten in der Geschichte der brasilianischen Luftfahrt. In Erinnerung ist vielen ein Absturz vom 28. November 2016, als das Flugzeug des brasilianischen Fußball-Clubs Chapecoense auf dem Weg nach Medellín zum Final-Hinspiel um die Copa Sudamericana, dem Südamerika-Pokal, in Kolumbien verunglückte. Damals starben 71 Menschen, darunter fast alle Spieler sowie Betreuer, Trainer und mitreisende Journalisten. Sechs Passagiere überlebten.
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