Ein Ersatzmann ist Olympiasieger im Marathon! Tamirat Tola, erst nach der Verletzung seines Landsmannes Sisay Lemma ins Aufgebot von Äthiopien gekommen, gewann den Klassiker über 42,195 m durch die Straßen von Paris in der neuen olympischen Rekordzeit von 2:06:26 Stunden.
Damit holte er das fünfte Marathon-Gold in der olympischen Geschichte nach Äthiopien und trat in die Fußstapfen von Abebe Bikila (1960, 1964), Mamo Wolde (1968) und Gezahegne Abera (2000). Tamirat Tola war schon 2022 in Eugene Marathon-Weltmeister und bei den Spielen in Rio Dritter über 10.000 m. Mit dem Sieg beim New-York-Marathon 203 hatte er einen weiteren überragenden Erfolg gefeiert.
Tola, der den bisherigen Olympia-Rekord des Kenianers Wanjiru (2:06:32/1988) verbesserte, gewann vor dem Belgier Bashi Abdi (2:06:47) und dem Kenianer Benson Kipruto (2:07:00). Als Zwölfter lief Richard Ringer, der Ehemann von Österreichs Klasseläuferin Nada Ida Pauer, in 2:09:18 ein sensationell starkes Rennen!
Kipchoge abgeschlagen
Der Traum von seinem dritten Olympiasieg in Folge war für Eliud Kipchoge hingegen schon bei der ersten Steigung nach gut 15 Kilometern vorbei. Da fiel er bis zum Halbmarathon vom siebenten auf den 58. Platz zurück. Rund zehn Kilometer vor dem Ziel gab er auf.
Mit seinen beiden Goldenen von 2016 und 2021, womit er mit Abebe Bikila (Äth/1960 und 1964) und Waldemar Cierpinski (DDR/1976 und 1980) gleichgezogen hatte, und seinem Jahrhundertrennen in Wien unter 2:00 Stunden an der Spitze seiner unvergleichlichen Karriere war er schon vor den Spielen in Paris unsterblich.
Julia Mayers großer Tag
Das Männer-Rennen ist vorbei – Sonntag steht der große Tag für Julia Mayer bevor! Im Dezember des vergangenen Jahres hatte sie sich mit ihrem großartigen Rekord von 2:26:53 in Valencia für die Spiele in Paris qualifiziert. Wie unglaublich hoch das Niveau im Frauen-Marathon aber geworden ist, zeigt die Tatsache, dass die für DSG Wien startende Julia Mayer damit 87. und vorletzte der Entry List ist. Wunderdinge darf man sich also von ihr auf dem heutigen Stadtkurs zwischen dem Rathaus und dem Ziel beim Dome des Invalides nicht erwarten. Sie möchte keine Prognosen abgeben. Aber wenn sie wie bei der WM in Budapest (50.) im mittleren Bereich des Feldes einläuft, wäre dies ein großer Erfolg.
Die Zeit spielt beim Marathon in Paris am Sonntag eine untergeordnete Rolle. Es geht nur um die Platzierung, zumal der Kurs einer der schwierigsten in der Geschichte der olympischen Spiele ist. Er weist eine Höhendifferenz von 436 Metern auf – nur in Athen 1896/2004 und in St. Louis 1904 waren in Bezug auf die Höhenmeter die Marathon-Strecken härter. Käme Julia Mayer also mit einer Zeit um die 2:40 und einer Platzierung um 45 bis 50 ins Ziel, wäre dies großartig. Ohnehin ist sie erst die dritte Österreicherin, die sich für einen olympischen Frauen-Marathon qualifiziert hat. Vor ihr gelangen dies nur Eva-Maria Gradwohl 2008 in Peking (57.) sowie Andrea Mayr 2012 in London (53.) und 2016 in Rio (64.).
Schon einmal um die Welt
So ist die ÖLV-Rekordlerin auch zu Recht „sehr stolz“, überhaupt die Qualifikation geschafft zu haben und „für Österreich an den Start“ gehen zu dürfen. Die Vorbereitung sei bestens verlaufen. „Bisher“, so fasste sie in Paris ihre Laufkarriere zusammen, „bin ich schon einmal um die Welt gelaufen.“ Sie habe inzwischen gut 40.000 Lauf-Kilometer in den Beinen. Sie vertraut voll ihrem Trainer Vincent Vermeulen, der sie immer auf den Punkt genau bestens vorbereitet habe. Deshalb geht sie den Olympia-Marathon dank ihrer schon sehr guten Erfahrung möglichst gelassen an. „Das ist für mich ein Wettkampf wie jeder andere.“
Aber eben ein Marathon mit Tücken und vielen Ungewissheiten. Die Frage ist, wie man die Steigungen und die Bergabläufe bewältigt. „Aber ich mache mein Rennen, konzentriere mich nur auf mich.“ Ihr Ziel formuliert sie einfach: „Ich möchte so viele wie möglich hinter mir lassen.“ Einfach formuliert, aber schwierig in die Tat zuzusetzen.
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