„Schneiders Brille“

So gegen Sonnenuntergang

Vorarlberg
10.08.2024 18:45

Vor kurzem hat eine globale IT-Störung ein gigantisches Chaos ausgelöst. „Krone“-Kolumnist Robert Schneider ließ sich von der Panik aber nicht anstecken, stattdessen träumte er sich in eine Welt wie damals.

Als ich vor einiger Zeit auf dem Nachrichtenportal meiner Wahl die Eilmeldung „IT-Störung legt weltweit Computer lahm“ las, kam ich glatt ins Schwärmen. Nun sollte man von einem vernünftig denkenden Menschen erwarten dürfen, dass ihn sofort Besorgnis anfällt, weil doch auf dieser kleinen, runden Welt nichts mehr ohne Vernetzung und stetige Onlinepräsenz geht. Was koche ich im Thermomix, wenn die App mir nicht mehr die Einkaufsliste zeigt, sondern nur noch einen Error-Code? Wie entzerre ich die Aggression im Haus, wenn die Gaming-Server meiner Buben offline sind und es auch längerfristig bleiben?

Also allerhöchste Alarmstufe. Nicht so bei mir. Gut, die ersten Wochen und Monate wären hart, nicht nur, was das unharmonische Miteinander in der Familie betrifft. Das würde ich besänftigen, in dem ich mit den Buben an die frische Luft ginge. Social Detox im Wald. Was weiß ich. Dürre Bäume fällen, die noch vom Waldsterben Anfang der 80er-Jahre übrig geblieben sind. Herrliche Müdigkeit am Abend. „Jungs, es geht jeden Tag besser mit der Sucht.“

Aber pubertierende Rotzlöffel gibt es überall auf dieser Welt. Am schlimmsten sind die, die erwachsen sind und Macht haben. Mit denen kann ich natürlich nicht in den Wald gehen. Die würden sich gegenseitig sofort die Schuld am IT-Desaster in die Schuhe schieben und Kriege anzetteln. Niemand nähme davon Notiz, weil der Krieg ja nur noch digital geht. Da steigt keine F16 mehr in die Luft, und keine Drohne findet auch nur einen Satelliten, der sie positioniert. Wir wollten ja Krieg, aber keiner ging hin.

Grundsätzlich stelle ich mir so einen Internet-Kollaps wohltuend vor. Auch Sie müssten nicht mehr jeden Sonntag die Schneider-Kolumne lesen, weil ich sie nicht mehr an die Redaktion mailen kann. Weniger Schneider ist eigentlich mehr. Meinem alten Freund Heinz, den ich immer am ersten Montag im Monat zum Jour fixe treffe, schriebe ich einen handschriftlichen Brief: „Lieber! Heute auf diesem Weg: Wir treffen uns so gegen Sonnenuntergang. Beste Grüße!“

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