Fritz Gurgiser

„Das Feuer fürs Land“ brennt immer noch lichterloh

Tirol
11.08.2024 15:00

Seit 30 Jahren engagiert sich das Transitforum für Land und Leute in Tirol. Ein nicht immer leichter, aber erfolgreicher Weg. Der Gründer, Fritz Gurgiser, erklärt, wie es dazu gekommen ist und verrät im Interview, wie es weitergehen soll.

Seit der Vereinsgründung am 11. August 1994 hat das Transitforum Austria-Tirol einiges erreicht, wie Gründer und Obmann Fritz Gurgiser anlässlich des 30. Geburtstages der „Krone“ erläutert. „Wir sehen uns als Druck- und Impulsgeber entlang der Brennerstrecke im Rahmengebiet der Alpenkonvention von Rosenheim bis Verona“, betont der Transitrebell. Hier ein Auszug daraus.

  • „Gesundheit ist wichtiger als freier Warenverkehr“
    IG Luft: Seit 2002 der Luftstatusbericht präsentiert wurde, ist das Transitforum der Druckgeber für die IG-L-Maßnahmen. Diese werden heute von Nachbarländern kritisiert – weil sie den Verkehr anstatt die Anwohner schützen wollen. „Obwohl für das Europarecht die Gesundheit an erster Stelle steht“, sagt Gurgiser.
  • NO2-Belastung: In den letzten 30 Jahren ist die NO2-Belastung entlang der A 12, A13 und A 22 um 90 Prozent gesunken. Grund: die Lkw wurden wegen des Druckes wesentlich abgasärmer, die Autoindustrie gab nach.
  • Lärmbelastung: Tirol ist alpenweiter Vorreiter in Sachen Lärmschutz, Einhausungen und Flüsterasphalt. „Jeder Quadratmillimeter Lärmschutz muss aber nach wie vor hart erkämpft werden“, bedauert Gurgiser.
  • Kontrollstellen: Alles hat in Kundl, Radfeld und am Brenner begonnen, in der Folge kamen auch die Bundesstraßen (Beispiel Fernpass) dazu. „Das Potenzial ist aber noch nicht ausgeschöpft, die Strafen sind zu niedrig und die Ausnahmen überbordend“, betont der Transitbekämpfer.
  • Blockabfertigung: Diese wurde 2017 zum Schutz und Aufrechterhaltung der Sicherheit, Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs durchgesetzt. Die Dosierung muss aber noch nach unten korrigiert werden. „Begrenzte Täler vertragen keinen unbegrenzten Verkehr“, müsse hier das Motto lauten.
Gurgiser hat in den vergangenen Jahren oft den Finger in offene Wunden gelegt... (Bild: Alfred Zettler)
Gurgiser hat in den vergangenen Jahren oft den Finger in offene Wunden gelegt...
...oft zum Unmut der Regierenden. (Bild: Alfred Zettler)
...oft zum Unmut der Regierenden.

Das Transitforum Austria-Tirol sei heute mit mehr als 20 „Xund’s-Leben-Gruppen“ direkt bei den Betroffenen, die in den Gemeinden und Regionen als Mitglieder wertvolle Aufgaben übernehmen. „Und das alles ohne Subvention und Parteiabhängigkeit“, betont Gurgiser stolz. Als Bürgerrechtsorganisation setze man voll auf die Umsetzung landes-, bundes- und europarechtlicher Vorgaben sowie der Menschenrechtskonvention und der EU-Grundrechtscharta.

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Wir brauchen nicht ständig neue Gesetze, Verordnungen und Richtlinien, wir brauchen korrekte Umsetzung bestehender Schutzrechte für Mensch und Tier, für Luft und Wasser und für Boden und Pflanze.

Fritz Gurgiser

 „Einen großen Erfolg fuhren wir 2003 mit der positiven Entscheidung des EuGH ein, der uns bestätigte, dass das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit über der Freiheit des Warenverkehrs steht“, sagt Gurgiser und erinnert an die 40-stündige Bürgerversammlung in Schönberg.

„Wir brauchen nicht ständig neue Gesetze, Verordnungen und Richtlinien, wir brauchen korrekte Umsetzung bestehender Schutzrechte für Mensch und Tier, für Luft und Wasser und für Boden und Pflanze – das sind die existenziellen Grundlagen nicht nur im alpinen Raum, sondern europa- und weltweit. Wir haben noch das Glück, das alles zu bewahren und zu sichern – andere haben dieses Glück schon lange nicht mehr“, sagt Fritz Gurgiser abschließend.

Markus Gassler, Chef vom Dienst der Tiroler „Krone“ sprach mit Fritz Gurgiser (re.). (Bild: Johanna Birbaumer)
Markus Gassler, Chef vom Dienst der Tiroler „Krone“ sprach mit Fritz Gurgiser (re.).
„Krone“-Interview
„Politik zu weit weg von den Menschen“

Krone“: Warum wurde das Transitforum gegründet?
Fritz Gurgiser: Wir waren bis zur EU-Abstimmung am 12. Juni 1994 eine lose Plattform, die danach zerfallen ist. Weil ich aber gewusst habe, welche Probleme mit dem Transitvertrag auf das Land zukommen werden, haben wir den Verein gegründet. Und das war am 11. August 1994.

Braucht es das Transitforum heute noch?
Mehr denn je, das zeigen die Mitglieder-Zuläufe – wir werden täglich mehr. Der Grund dafür: Die Probleme, die früher auf die Inntal- und Brennerautobahn beschränkt waren, haben wir heute auch am Fern- und Achenpass sowie am Zirler Berg.

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Wir fordern im Gegensatz zu anderen nicht immer ständig neue Gesetze. Es gibt bereits genug, doch wir fordern deren Einhaltung ein. Und wir profitieren aber – leider – auch davon, dass sich die Politik immer weiter von den Menschen entfernt.

Fritz Gurgiser

Sie werden und wurden immer wieder angefeindet. Wie geht es Ihnen damit?
Das gehört in dieser Position dazu, doch damit beschäftige ich mich nicht.

Woher nehmen Sie eigentlich die Energie für dieses Engagement?
Diese Form der Energie kann man nicht bei der Tiwag einkaufen. Entweder man hat sie im Blut, oder nicht. Ich habe sie.

Was ist Ihr bzw. Euer Erfolgsgeheimnis?
Wir fordern im Gegensatz zu anderen nicht immer ständig neue Gesetze. Es gibt bereits genug, doch wir fordern deren Einhaltung ein. Und wir profitieren aber – leider – auch davon, dass sich die Politik immer weiter von den Menschen entfernt.

Sie wurden am Samstag 72 Jahre alt. Sind Sie noch nicht müde?
Darauf kann ich nur mit „STS“ antworten: „Und des Feuer brennt immer no lichterloh!“

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