Erich Grellmann beaufsichtigt seit 38 Jahren Badende im Wiener Gänsehäufel. In seiner Dienstzeit hat er einiges erlebt. Obwohl auch er findet, dass die Zeiten nicht mehr so wie früher sind, möchte er seinen Job um nichts in der Welt mit einem anderen tauschen.
„Krone“: Wie kommt man auf die Idee, Badeaufseher zu werden?
Erich Grellmann: Ich war 23 und habe im Labor gearbeitet. Ein Kollege meinte, warum ich hier meine Zeit vergeude, wenn ich auch an der frischen Luft sein könnte. So wechselte ich ins Freibad. Das war vor 38 Jahren.
Und Sie haben Ihre Entscheidung seit damals nie bereut?
Definitiv nicht.
38 Jahre sind eine lange Zeit, da haben Sie sicher einiges erlebt. An was erinnern Sie sich besonders?
Da war so vieles, einmal habe ich einem Fisch das Leben gerettet, für die Kinder war ich der Held.
Haben Sie nur Fische gerettet?
Nein, auch Menschen, ein paar Mal war es wirklich sehr brenzlig.
Müssen sie jetzt öfters nachspringen als früher?
Ja. Die Menschen werden waghalsiger und unvernünftiger. Viele, vor allem Syrer und Afghanen, können nicht schwimmen. Die Rettung ist im Gänsehäufel täglich im Einsatz.
Neuerdings gibt es Securitys im Bad, braucht es dies?
Ich bin, ehrlich gesagt, froh darüber. Davor war auch das noch unsere Angelegenheit. Aber wir haben die Zeit nicht dafür. Und auch nicht die Handhabe. Früher sind die Kinder strafgesessen, das dürfen sie heute nicht mehr. Gleichzeitig sind die Eltern weniger aufmerksam, sie sind ins Handy vertieft und kriegen nicht mit, was mit ihren Kindern passiert.
Ist es im Bad gefährlicher geworden?
Die Vorfälle haben sicherlich zugenommen. Gerade Jugendliche sind immer respektloser. Wir werden regelmäßig beschimpft und beleidigt. Vorige Woche habe ich eine ganze Schulklasse hinausgeworfen.
Gibt es, abgesehen von den Jugendlichen, noch andere Ärgernisse im Bad?
Kabanenbesitzer, überwiegend ältere Menschen, beschweren sich über den Lärm oder weil zu viel oder zu wenig gegossen wird. Allen kann man es nicht recht machen, aber man muss wissen, wie man mit wem umgeht.
Was sind die schönen Seiten am Job?
Die frische Luft, ein halbes Jahr frei, und das Gehalt ist auch nicht schlecht. Trotzdem wird die Mitarbeitersuche immer schwieriger.
Woran liegt das?
Viele können nicht mehr schwimmen. Bei der letzten Bewerbungsrunde mussten wir welche aus dem Wasser ziehen. Und die Work-Life-Balance. Im Sommer chillen viele lieber, als zu hackeln.
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