Wie Imane Khelif

Zweite „männliche“ Boxerin gewinnt Gold und weint

Olympia
10.08.2024 22:53

Auch Boxerin Lin Yu-ting hat in der aufgeheizten Geschlechter-Debatte einen goldenen Schlusspunkt gesetzt. Einen Tag nach der Algerierin Imane Khelif gewann die 28-Jährige aus Taiwan ebenfalls ihr Olympiafinale. 

Lin setzte sich in Paris im Federgewicht gegen die Polin Julia Szeremeta mit einem einstimmigen Punktsieg durch. Nach der Urteilsverkündung kniete sie im Ring im Tennis-Stadion in Roland Garros nieder und küsste den Boden.

(Bild: Copyright 2024 The Associated Press. All rights reserved)

„Das war meine Antwort“
Khelif hatte am Freitag am selben Ort im Weltergewicht gegen die chinesische Weltmeisterin Yang Liu triumphiert und große Genugtuung verspürt. „Ich will allen sagen, die gegen mich waren und eine Kampagne gegen mich gestartet haben: Das ist meine Antwort, ich bin eine starke Frau“, betonte die 25-Jährige. „Ich habe denen eine Antwort gegeben, und meine Antwort war eine Goldmedaille.“

Imane Khelif (Bild: AP)
Imane Khelif

Nach ihrem Triumph führte Khelif in der Ringmitte ihren Jubeltanz auf und wurde anschließend unter tosendem Beifall der zahlreichen algerischen Fans von einem Betreuer auf den Schultern getragen. Am Tag danach wurde bekannt, dass sie offenbar einen juristischen Kampf gegen Hassbotschaften im Internet austrägt. Nabil Boudi, der laut der französischen Sportzeitung „L‘Equipe“ als Khelifs Anwalt arbeitet, veröffentlichte auf der Plattform X eine entsprechende Pressemitteilung.

In dem Schreiben kündigte der Anwalt eine Beschwerde wegen Cybermobbings bei der dafür zuständigen Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft an. Die strafrechtlichen Ermittlungen sollen klären, wer die „frauenfeindliche, rassistische und sexistische Kampagne“ initiiert und wer sie angeheizt habe, heißt es in der Mitteilung. Diese werde als „der größte Makel dieser Olympischen Spiele bleiben“. Man werde einen juristischen Kampf für „Gerechtigkeit, Würde und Ehre“ führen.

(Bild: AFP or licensors)

Um Khelif und Lin gab es eine heftig geführte Startrecht-Debatte. Diese bekam während Olympia auch eine gesellschaftspolitische Dimension. Beiden Boxerinnen waren nach bisher nicht näher erklärten Geschlechter-Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee nicht mehr anerkannt wird, von der WM 2023 ausgeschlossen worden. Beide hätten laut IBA die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllt und „im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile“ gehabt.

„Willkürliche Entscheidung“
Das IOC nannte es eine „willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren“ und ließ Khelif und Lin in Paris teilnehmen. Das im Pass angegebene Geschlecht sei für viele Sportarten maßgeblich für die Zulassung zu den Wettbewerben, lautete eine Begründung. Das IOC warnte vor einem „Kulturkrieg“. Der umstrittene russische IBA-Präsident Umar Kremlew kritisierte, mit der aktuellen Debatte werde der Sport „zerstört“.

Beide Athletinnen erfuhren im Internet viele Anfeindungen. Khelif geht nun offenbar dagegen vor. Fürsprache erhält sie von Menschenrechtsorganisationen. „Das entsetzliche Ausmaß an Online-Missbrauch gegen Imane Khelif und Lin Yu-ting ist ein weiteres tief verstörendes Beispiel des toxischen, sexistischen und rassistischen Diskurses, der Frauen Schaden im Sport und in der Gesellschaft zugefügt hat“, meinte Stephen Cockburn von Amnesty International.

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