Drama in Brasilien

Alle 62 Leichen nach Flugzeugabsturz geborgen

Ausland
11.08.2024 08:49

Nach dem Flugzeugabsturz mit 62 Toten in Brasilien sind alle Leichen aus der Unglücksmaschine geborgen worden. Die sterblichen Überreste der 34 Männer und 28 Frauen seien „zur Identifizierung und Übergabe an ihre Familien in die Leichenhalle in São Paulo gebracht“ worden, so die Behörden. 

Wie der Bürgermeister von Vinhedo, Dario Pacheco, mitteilte, wurden zwei der Opfer bereits anhand von Fingerabdrücken identifiziert. Seinen Angaben zufolge handelt es sich bei ihnen um den Piloten und den Co-Piloten.

Erste Ermittlungsergebnisse erst in 30 Tagen
Unterdessen begannen Experten mit der Auswertung der Flugschreiberdaten, um die Absturzursache zu ermitteln. Nach Angaben des Leiters der brasilianischen Behörde für die Untersuchung und Vermeidung von Flugunfällen (CENIPA), Marcelo Moreno, enthielten zwei aus dem Wrack geborgene Black Boxes Aufzeichnungen zu den Kabinengesprächen und den Flugdaten. Mit ersten Erkenntnissen aus den Ermittlungen ist laut der brasilianischen Luftwaffe binnen 30 Tagen zu rechnen.

Die brasilianischen Ermittler hoffen, Erkenntisse zur Unfallursache über die geborgene Blackbox zu gewinnen. (Bild: APA/AFP)
Die brasilianischen Ermittler hoffen, Erkenntisse zur Unfallursache über die geborgene Blackbox zu gewinnen.

Maschine stürzte über Kleinstadt ab
Die Maschine des französisch-italienischen Flugzeugbauers ART war am Freitag auf dem Weg von Cascavel im südlichen Bundesstaat Parana zum internationalen Flughafen von Guarulhos in der Nähe von São Paulo im Südosten gewesen, als sie in der 80 Kilometer nordwestlich von São Paulo gelegenen Kleinstadt Vinhedo abstürzte.

Bei dem Absturz gab es keine Überlebenden. Nach Angaben der Fluggesellschaft Voepass befanden sich an Bord der Unglücksmaschine insgesamt 62 Menschen – und nicht 61, wie es zuvor geheißen hatte. Alle 62 Insassen waren demnach Brasilianer.

Bilder von der Absturzstelle: 

(Bild: APA/ Associated Press)
(Bild: APA/Associated Press)
(Bild: APA/AFP/MIGUEL SCHINCARIOL)
(Bild: APA/AFP/Nelson ALMEIDA)

Luftwaffe: „Keine ungünstigen Wetterbedingungen“
Laut der Website Flightradar 24 flog das Flugzeug etwa eine Stunde lang in einer Höhe von rund 5000 Metern, bis es gegen 13.21 Uhr (Ortszeit; 18.21 Uhr MESZ) abrupt an Höhe verlor. Laut der Luftwaffe brach der Funkkontakt zu der Maschine um 13.22 Uhr ab. Die Besatzung habe „zu keinem Zeitpunkt einen Notfall ausgerufen oder sich in ungünstigen Wetterbedingungen befunden“, teilte die Luftwaffe mit.

Vereisung könnte Unglück ausgelöst haben
Nach Angaben des Voepass-Betriebsleiters Marcel Moura wurde das Flugzeug vom Typ ATR 72-500 in der Nacht zuvor vor dem Unfall routinemäßig gewartet. Es seien „keine technischen Probleme“ festgestellt worden. Experten gehen jedoch davon aus, dass das Unglück möglicherweise auf Vereisung der Flügel zurückzuführen ist. Laut Moura besteht bei dem Flugzeugtyp „eine größere Empfindlichkeit gegenüber Vereisung“. Die Bedingungen am Freitag seien jedoch „innerhalb akzeptabler Parameter für einen Flug“ gewesen.

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva ordnete dreitägige Staatstrauer an. Der Gouverneur von São Paulo, Tarcísio de Freitas, versprach alle notwendige Unterstützung.

Tödlichstes Flugzeugunglück in der Geschichte Brasiliens
Der Unfall gehört Medienberichten zufolge zu den tödlichsten in der Geschichte der brasilianischen Luftfahrt. In Erinnerung ist vielen ein Absturz vom 28. November 2016, als das Flugzeug des brasilianischen Fußball-Clubs Chapecoense auf dem Weg nach Medellín zum Final-Hinspiel um die Copa Sudamericana, dem Südamerika-Pokal, in Kolumbien verunglückte. Damals starben 71 Menschen, darunter fast alle Spieler sowie Betreuer, Trainer und mitreisende Journalisten. Sechs Passagiere überlebten.

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