Abschied von Baulöwe Richard Lugner. Der 91-jährige Unternehmer prägte wie kein anderer das Geschehen auf dem Wiener Opernball. Die Society wird ihn vermissen – Adabei und „Krone“-Postler Jeannèe erinnern sich an seine schillerndsten Auftritte.
Wie kein anderer beherrschte Richard Lugner die Klaviatur mit den Medien. Und bis zuletzt war der Society-Baulöwe nicht darum verlegen, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, wie es ihm ging – egal ob aus dem Urlaub auf den Malediven, aus seinen Mini-Flitterwochen in Dresden, vom Zirkusbesuch mit seinen Tierchen oder aus dem Krankenbett. Drei Jahrzehnte lang begleitete ich ihn dabei als „Adabei“ ...
Erster Promi-Reporter-Einsatz 1997. „Ab zu Richard Lugner!“, hieß es zu mir von den Redaktions-Bossen. Beim Interview mit ihm in seinem Shopping-Tempel in Rudolfsheim-Fünfhaus ging es um irgendein politisches Thema. Lugners Meinung, egal, zu welcher Sache, war schon damals ziemlich gefragt.
Immer wieder kreuzten sich danach unsere Wege. Durchwegs menschlich, durchwegs sympathisch verliefen unsere Treffen. Bis zuletzt. Selbst wenn es für „normale“ VIPs dabei mitunter zu intim geworden wäre (zum Beispiel bei der Scheidung von seinem First Mausi, als mein Fotograf und ich dem frisch geschiedenen Paar bei einem Bezirksgericht auflauerten), Richard Lugner fand immer einen charmanten Weg, um sich aus der Affäre zu ziehen und das auch noch werbewirksam zu nützen.
Genial war sein Coup 2011, als er Berlusconi-Gespielin Ruby Rubacuori zum Opernball einflog. Ich durfte ihn auf diesem Flug begleiten. Eine Mordsstory. Richie Rich war im Glück.
Unvergessen auch unser Foto-Shooting für das „Krone“-Magazin „150 Jahre Staatsoper“. Geduldig, stundenlang, bei beißendem, eiskaltem Wind, posierte der Baumeister mit seinem „Käfer“ Sonja Schönanger, die erst vergangenes Jahr verstarb.
Richard Lugner begleitete mich also mein gesamtes journalistisches Leben lang, weshalb Sie sich beim Lesen nun vielleicht fragen, ob ich traurig bin . . .
Ja. Primär freue ich mich aber, dass ein Mensch wie Richard Lugner gelebt hat.
Für Mörtel ist das allerletzte Blitzlicht erloschen
Jetzt ist also für unseren Mörtel, so taufte ihn einst „Krone“-Postler Michael Jeannée, das allerletzte Blitzlicht erloschen. Zurück bleiben die Erinnerungen an den selbstironischen Baumeister, der als ältester Kandidat der Zweiten Republik sogar Bundespräsident werden wollte – nicht nur einmal, das wäre ihm zu fad gewesen. Er probierte es 1998, und wollte es dann 2016 noch einmal wissen.
Wenn der „Society Löwe“ brüllte, dann laut und bevorzugt vor laufenden Kameras. Dabei inszenierte er seine ganz eigene Safari samt „Tierchen“ und Austern mit Ketchup und das am liebsten in seiner eigenen Reality-TV-Show. Diesen Spaß, diese Freiheit, konnte sich der am 11. Oktober 1932 in Wien geborene Baumeister auch leisten.
Ein „Hackler“, der sich für nichts zu schade war
Gelebt hat er nämlich, um zu arbeiten. Ein „Hackler“, der sich für nichts zu schade war. Was er 1962 mit zwei Arbeitern aufzubauen begann, entpuppte sich als österreichische Erfolgsgeschichte. Gleich zu Beginn seiner beruflichen Karriere spezialisierte er sich auf die Renovierung von Altbauten, die Errichtung von Tankstellen und weitete seine Bautätigkeit auf Bürohäuser mit Tiefgaragen aus.
Mit dem Bau der ersten Wiener Moschee und die Renovierung des Stadttempels der Jüdischen Kultusgemeinde Wien sorgte er für Schlagzeilen.
Seine geliebte Lugner City, seine persönliche Manege, eröffnete er 1990 mit Stargast Dagmar Koller. Damit bewies der Baumeister einen guten Riecher und entdeckte das grelle Blitzlicht, und vor allem in weiterer Folge, Hollywood für sich und sein Unternehmen.
Ab 1992 glänzte Mörtel dann am glatten Society-Parkett der Wiener Staatsoper mit komplizierten und weniger komplizierten Opernball-Stargästen und sorgte damit im Fasching für weltweites mediales Echo.
Fast legendär wurden dabei seine Ausraster, wenn sich die Presse zu nah an seine Gäste wagte.
Eine Nummer für sich und jeden Boulevardjournalisten: eine Hetz, eine Gaudi. Ein Theater auf das man bauen konnte.
Mein lieber Mörtel. Ich darf das sagen. Schließlich habe ich ihn erfunden. Als ihm einmal ein mir ganz und gar nicht gewogener Kollege empfahl, mich wegen dieser „Vermörtelung“, dieser „Verhohnepipelung“, dieser „Verhöhnung“ zu klagen, tippte sich dieser mit dem rechten Zeigefinger auf die Stirn und antwortete: „Blöd werde ich sein!“
Nun war Richard Lugner so manches, aber blöde war er nicht. Im Gegenteil. Blitzgescheit ist mein Mörtel gewesen. Ein begnadeter Vermarkter seiner selbst. Ein PR-Genie. Vor allem aber war er – gutmütig. Richard Lugner mochte und konnte niemandem etwas zuleide tun. Was immer wir ihm angehängt, über ihn geschrieben haben – Mörtel blieb sich selbst treu – er blieb ein guter Mensch.
Nun gibt es ihn nicht mehr. Was werden wir ohne ihn bloß machen? Wir werden ihn vergessen.
Wir vielleicht. Ich nicht! So ist das nun einmal im Leben, man wird vergessen. Ich werde meinen Mörtel nie vergessen. Er hat mich mein journalistisches Leben lang begleitet.
Und was wirst du heute posten? Dass Richard Lugner von uns gegangen ist! Und dass ich ihn nie vergessen werde. Wenn jetzt vielleicht so mancher nicht versteht, was ich eigentlich sagen will: Richard „Mörtel“ Lugner, wo immer du jetzt auch sein magst – für mich bleibst du unvergessen.
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