Gedenkpark eröffnet

Als 1989 die „eiserne“ Grenze Risse bekam

Burgenland
12.08.2024 18:58

35 Jahre ist es her, dass der Eiserne Vorhang fiel. Das Burgenland spielte damals als Fluchtweg für die DDR-Bürger eine entscheidende Rolle. In Mörbisch wurde in Erinnerung an die Ereignisse ein Gedenkpark eröffnet.

Es waren Erlebnisse, die Bettina Zentgraf, Bürgermeisterin von Mörbisch, bis heute deutlich in Erinnerung geblieben sind. Als 1989 die Flüchtlinge über die Grenze kamen, war sie gerade einmal 17 Jahre alt. Unter den Geflüchteten waren nicht nur DDR-Bürger, sondern auch Systemkritiker aus Rumänien und Bulgarien, die kein Deutsch, aber gebrochenes Englisch konnten. Zentgraf musste damals für die Gendarmerie dolmetschen, hörte die Geschichten der Flüchtlinge und sah deren Folternarben. Das habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sagt sie.

Bleibende Erinnerung
Deswegen lief der Ruster Chronist Wolfgang Bachkönig bei ihr auch offene Türen ein, als er sich im Vorjahr hinsichtlich des bevorstehenden Jubiläums 35 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs an sie wandte. Das Ziel war, eine bleibende Erinnerung an diese Ereignisse zu schaffen. Herausgekommen ist – wie berichtet – der erste Gedenkpark dieser an der Grenze bei Mörbisch. Im Herbst soll noch ein Tisch in Form der Staaten Österreich und Ungarn dazu kommen.

Damals und heute: Maria Kanitsch, Hannelore Tremmel und Gertrude Freiler. (Bild: Reinhard Judt)
Damals und heute: Maria Kanitsch, Hannelore Tremmel und Gertrude Freiler.

Jugend ansprechen
„Mit dem Gedenkpark wollen wir nicht nur jene ansprechen, die die Zeit damals miterlebt haben, sondern auch besonders die Jugend. Die Tafeln sollen vergegenwärtigen, dass man nicht immer – so wie jetzt – einfach über die Grenze gehen konnte, sondern dass die Welt am Eisernen Vorhang gewissermaßen zu Ende war“, sagt Bachkönig. Der Chronist hat sich intensiv mit der Zeitgeschichte befasst und auch ein Buch über den Fall des Eisernen Vorhangs geschrieben.

Alle wollten helfen
„Mörbisch ist damals über sich hinaus gewachsen“, meint auch Zentgraf. Viele hätten Geflüchtete aufgenommen, Spenden gesammelt. Die Winzerhalle in Mörbisch wurde zum Auffanglager umfunktioniert. Ilse Tremmel war damals Standesbeamtin und organisierte eine Spendenaktion für die Ostdeutschen. Maria Kanitsch, Hannelore Tremmel und Gertrude Freiler waren Helferinnen im Winzerhalle-Lager. Damals entstand auch der Schnappschuss mit dem damaligen Landeshauptmann Hans Sipötz.

Chronist Wolfgang Bachkönig und Bürgermeisterin Bettina Zentgraf initiierten den Gedenkpark. Unter den vielen Zeitzeugen waren auch Árpád Bella und Oberstleutnant i. R. Stefan Biricz bei der Enthüllung. (Bild: Reinhard Judt)
Chronist Wolfgang Bachkönig und Bürgermeisterin Bettina Zentgraf initiierten den Gedenkpark. Unter den vielen Zeitzeugen waren auch Árpád Bella und Oberstleutnant i. R. Stefan Biricz bei der Enthüllung.

Zeitzeugen kamen zur Eröffnung
Aber auch der ungarische Grenzoffizier Árpád Bella, der 1989 den Schießbefehl ignorierte, die ungarische Botschafterin und ein Gesandter der deutschen Botschaft kamen zur Enthüllung. Neben den Tafeln in Mörbisch wurden weitere in St. Margarethen, Siegendorf, Klingenbach und Schattendorf aufgestellt.

Historisches Ereignis
Im Frühjahr 1989 begann Ungarn mit dem Abbau der Grenzanlagen zu Österreich. Am 27. Juni 1989 kam es bei Klingenbach/Sopron zu einem symbolträchtigen Treffen: Im Beisein des burgenländischen Landeshauptmannes Hans Sipötz durchschnitten die damaligen Außenminister von Österreich und Ungarn – Alois Mock und Gyula Horn –  die Drahtzäune. Bewacht blieb die Grenze allerdings weiterhin. Im Rahmen des „Paneuropäischen Picknicks“ am 19. August 1989 in der Nähe von St. Margarethen im Burgenland wurde die Grenze für einige Stunden symbolisch geöffnet. Dieses Zeitfenster nutzten hunderte DDR-Bürger für eine Flucht nach Österreich. In weiterer Folge öffnete Ungarn schließlich am 11. September 1989 ab Mitternacht seine Westgrenze. 

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