Wird weltweit Problem

Immer mehr Küsten leiden unter „Strandsterben“

Ausland
13.08.2024 11:25

Immer mehr Küsten leiden unter „Strandsterben“, besonders in Spanien. Der Platja d‘Aro an der Costa Brava etwa wird seit Jahrzehnten „kleiner, kleiner und noch mal kleiner“, wie sich der hiesige Gaststättenbetreiber Aldo ausdrückt. Amtliche Zahlen gibt es nicht.

Experten sehen eine Ursache darin, dass Küsten direkt bis zum Strand bebaut wurden. Schützende Dünen gibt es oft nicht mehr. An einer natürlich gebliebenen Uferlinie würde der Strand einfach langsam landeinwärts wandern – was nicht möglich ist, wenn er bis nah ans Meer bebaut wurde.

Nur noch 50 statt 150 Meter breit
Der 48-jährige Josep hat Tränen in den Augen, wie er von der Promenade auf den Strand in Platja d‘Aro in Nordspanien blickt. „Als Kind habe ich hier gespielt und gebadet, der Strand war damals doppelt so breit“, erzählt der Lehrer. Die Zeitung „La Vanguardia“ schrieb kürzlich, dass die heute im Schnitt gut 50 Meter breite Platja Gran, der „große Strand“, in den 1980er-Jahren dreimal so breit gewesen sei.

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Als Kind habe ich hier gespielt und gebadet, der Strand war damals doppelt so breit.

Strandbesucher Josep

„Natürlich gebliebene Strände können sich leicht an den Klimawandel anpassen, da sie fähig sind, sich bei steigendem Meeresspiegel zurückzuziehen und zu erhöhen“, sagt Francesca Ribas von der Universitat Politècnica de Catalunya in Barcelona. Wenn sich der Strand aber wegen des vielen Betons nicht verschieben könne, verschwinde er.

Strände schrumpfen

Im Zeitraum 1984 bis 2015 waren rund 25 Prozent der Strände weltweit von chronischer Erosion betroffen. Das basiere auf Schätzungen anhand von Satellitenbildern. Das Kartographische und Geologische Institut Kataloniens (ICGC) ermittelte, dass in dieser Region sogar 65 Prozent aller erfassten Strände (319 von insgesamt 489) zwischen 1956 und 2019 geschrumpft seien. 

In anderen Küstengegenden, etwa in Kalifornien und in Florida, in der Türkei, in Brasilien und an der Goldküste in Australien schwindet der Strand ebenfalls. Ein Faktor ist dabei der Klimawandel.

Barcelona: 30.000 Kubikmeter Sand weggespült
Unter den vom Klimawandel und Anstieg des Meeresspiegels geprägten Bedingungen könnte „die Hälfte der weltweiten Sandstrände bis zum Ende des Jahrhunderts verschwunden sein“, hieß es in einer in der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ vorgestellten Studie. Die Stadt Barcelona schätzt, dass dort jedes Jahr 30.000 Kubikmeter Sand weggespült werden.

In Katalonien und anderen betroffenen Küstenregionen Spaniens gibt es immer mehr Menschen, die dem Verlust der Strände nicht tatenlos zusehen wollen. In Spanien gibt es vielerorts strengere Bauvorschriften, das Küstengesetz wurde verschärft. Im Bild: Montgat in Barcelona  (Bild: stock.adobe.com/Alex Kiriuchkov - stock.adobe.com)
In Katalonien und anderen betroffenen Küstenregionen Spaniens gibt es immer mehr Menschen, die dem Verlust der Strände nicht tatenlos zusehen wollen. In Spanien gibt es vielerorts strengere Bauvorschriften, das Küstengesetz wurde verschärft. Im Bild: Montgat in Barcelona 

„Einer der bemerkenswertesten Fälle ist Montgat, dessen Strand 90 Prozent seines Sandes verloren hat“, heißt es von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Allein seit Juli 2023 ging dort die Gesamtfläche des Strandes nach amtlichen Angaben von 25.000 auf 6400 Quadratmeter zurück.

Kaum Platz für Rettungsschwimmersessel
Im Frühjahr war die Lage nach einem großen Sturm so schlimm, dass die Ortschaft nahe Barcelona sogar erwog, die Sommersaison abzusagen. „Wir hatten fast nicht einmal mehr Platz, um einen Rettungsschwimmersessel hinzustellen“, sagt die für Umwelt zuständige Stadträtin Tania González der Zeitung „El Periódico“.

Strandlokale geschlossen
In der Zwischenzeit gab es eine leichte Besserung. Der Strand, der noch vor zehn Jahren rund 50 Meter breit und Anfang des Jahres praktisch völlig verschwunden war, ist aktuell zumindest wieder ein rund zwei Meter dünner Streifen. Für Bürgermeister Andreu Absil ist das kein Trost: „Wir haben alle Strandlokale schließen müssen.“

Die Küstenerosion hat alarmierende Folgen. Fast in ganz Spanien und auch in Katalonien ist Tourismus eine der Haupteinnahmequellen. Und der ist stark abhängig von den Stränden. Darum setzen sich immer mehr Menschen für den Erhalt der Strände ein.

Dch welche Lösungen gibt es? Ribas sieht nur einen wirklichen Ausweg: „Wir müssen dem Meer das zurückgeben, was wir ihm gestohlen haben.“ Das Zauberwort laute Renaturierung.

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