„Die Lage ist ernst“
Dürre, Virus in Italien: Obst/Gemüse bald teurer?
Verlassene Obstplantagen in Sizilien, starker Produktrückgang im Norden: Der Klimawandel bedroht die Obst- und Gemüseernten in Italien mit schweren Folgen für die Landwirtschaftsunternehmen. Das kann bald auch in Österreich zum Problem werden. Denn wenn die Felder im Süden austrocknen, steigen bei uns die Preise.
Die italienische Obst- und Gemüseproduktion generiert einen Jahresumsatz von 16 Milliarden Euro.
Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten
Doch nun führen Witterungsbedingungen nicht nur zu einer Ausbreitung von Pflanzenkrankheiten, sondern wirken sich auch negativ auf Größe, Menge und Haltbarkeit der Landwirtschaftsprodukte aus, beklagt der Landwirtschaftsverband Confagricoltura.
Schale der Frucht bricht auf
Im norditalienischen Piemont sind etwa Pfirsiche und Nektarinen stark vom Sharka-Virus befallen. In der Region Emilia Romagna wird über Monilia geklagt, eine Pilzkrankheit, die Obst wie Kirsch-, Pfirsich- und Marillenbäume wegen der hohen Luftfeuchtigkeit in den Obstplantagen befällt. In Venetien wurde die Kirschenernte durch eine Pflanzenkrankheit beeinträchtigt, wegen der die Schale der Frucht aufgrund hoher Temperaturen oder sehr starker Regenfälle aufbricht.
„Die Lage ist ernst“
Süditalien ist von der mehrmonatigen Dürre schwer belastet. Auf Sizilien haben die Landwirtschaftsbetriebe mit der schlimmsten Wasserkrise aller Zeiten zu kämpfen, sodass ganze Obstgärten aufgegeben werden mussten. Auch auf der Insel Sardinien und in der süditalienischen Adria-Region Apulien ist die Lage ernst, wie die Confagricoltura meldet.
Starker Produktrückgang
Besorgniserregend ist auch der deutliche Rückgang des Verbrauchs von Sommerobst im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Wegen der Inflation und der sinkenden Kaufkraft haben die italienischen Familien den Erwerb von Sommerobst eingeschränkt, erklärte Michele Ponso, Präsident des Confagricoltura-Verbands.
Sorge um Tomatenernte
Schwierig war heuer auch die Tomatenernte, ein Schlüsselsektor der italienischen Landwirtschaftsproduktion mit einem Jahresumsatz von 5 Milliarden Euro. Die Anfang August in der süditalienischen Adria-Provinz Foggia begonnene Tomatenernte habe sich als eine der schwierigsten aller Zeiten erwiesen, da Trockenheit und Rekordhitze die Entwicklung der Pflanzen beeinträchtigen, meldeten die Landwirte.
Klimawandel macht Lebensmittel empfindlich teurer
Der Klimawandel macht manche Lebensmittel empfindlich teurer. Die Erderwärmung begünstigt Extremwetterlagen wie Dürren und Starkregen.
„Für Orangensaft etwa sind nicht nur die massiv gestiegenen Preise ein Problem, sondern auch die allgemeine Verfügbarkeit des Saftes“, sagte etwa Daniel Wüstner, Geschäftsführer des Vorarlberger Fruchtsaftherstellers Rauch unlängst dem „Standard“. Selbst wenn hohe Preise gezahlt werden, sei nicht sichergestellt, dass die geforderten Mengen in vollem Umfang zur Verfügung stehen. Der Preismonitor der Arbeiterkammer (AK) ermittelte im Dezember 2023 in den Onlineshops von Billa und Interspar einen Durchschnittspreis pro Liter Orangensaft von 2,99 Euro. Im Dezember 2022 waren es noch 1,89 Euro.
Aber: „Da die Mengen anderer Früchte nicht ohne weiteres gesteigert werden können, werden die Verbraucher höchstwahrscheinlich auch mit Engpässen und Kostensteigerungen konfrontiert sein.“
Auch Weinlese betroffen
Die Auswirkungen des Klimawandels haben sich übrigens auch auf die italienische Weinlese ausgewirkt, die laut Coldiretti heuer so früh wie noch nie begonnen hat. Sie startete am 25. Juli auf Sizilien, zwei Wochen früher als sonst, und zwar wegen der Hitze und des fehlenden Regens, Faktoren, die die Reifung der Trauben, besonders im Süden, beschleunigt haben.
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