Altkanzler Alfred Gusenbauer, der ab 2009 im Sold von René Benkos Signa-Gruppe stand, hat bei den Sitzungen des mittlerweile maroden Unternehmens offenbar ganz gerne beide Augen zugedrückt.
Die Signa-Gruppe von René Benko hat die mit Milliarden-Abstand größte Pleite der österreichischen Nachkriegsgeschichte hingelegt. Heerscharen an Kriminalisten, Anwälten und Wirtschaftsprüfern versuchen derzeit, Licht ins Dunkel eines verschachtelten Konzerns zu bringen, der die vorsätzliche Verschleierung zum Prinzip erhoben hatte.
Für die Ermittler wird es immer klarer, dass Finanzjongleur Benko bis kurz vor dem Zusammenbruch sämtliche Fäden in der Hand hielt. Unklar ist noch, welche Rolle der zum Teil prominent besetzte Aufsichtsrat in wesentlichen Signa-Konzerngesellschaften spielte.
Augen zu und durch?
Haben die von Benko gut honorierten Kontrolleure ihre Rolle ernst genommen? Oder steht die Sitzung aus dem Jahr 2014, die im noblen Sechs-Sterne-Chalet N am Arlberg gerade einmal zehn Minuten dauerte, als Sinnbild für das Versagen der Signa-internen Aufsicht?
„Krone“-Recherchen deuten darauf hin, dass zumindest ein prominenter Aufsichtsrat mehrfach beide Augen zugedrückt haben muss. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ausgerechnet der enge Benko-Vertraute und Millionenberater Alfred Gusenbauer, bis ins Frühjahr 2024 an der Spitze diverser Aufsichtsräte, nahm seine Rolle bei Signa-Sitzungen offensichtlich nicht immer allzu ernst.
Auf zwei Fotos, die der „Krone“ zugespielt wurden, ist eindeutig zu erkennen, dass sich der Altkanzler ein kurzes Nickerchen gönnt. Beide Bilder stammen aus dem Jahr 2019. Einmal ist Ex-Raiffeisen-Bank-International-Boss Karl Sevelda am Rande zu erkennen. Ein anderes Mal der ehemalige Casinos-Vorstand Karl Stoss. Beide Signa-Aufsichtsräte wirken, im Gegensatz zu Ex-Regierungschef Gusenbauer, verhältnismäßig wach.
Fliegender Wechsel in die Signa
Gusenbauer hatte bereits im Dezember 2008, nur zwei Wochen nach seinem Aus im Kanzleramt, einen unterschriftsreifen Vertrag mit Benkos Signa Holding in der Tasche, der ihm ab Februar 2009 eine jährliche Basisvergütung von in etwa einem Kanzlergehalt (280.000 Euro) garantieren sollte. Exklusive Bonuszahlungen. Für eine Woche Arbeit pro Monat.
Bald darauf wurde der heute 64-jährige Ex-Politiker an die Spitze der Aufsichtsräte der Signa Prime sowie der Signa Development berufen, die wie die Signa Holding Ende 2023 unter einer Schuldenlast in Milliardenhöhe zusammenkrachten.
Für internationale Schlagzeilen sorgte der ehemalige SPÖ-Kanzler im Herbst 2023: Damals wurde bekannt, dass er der Signa Holding allein in den Jahren 2020 bis 2023 für Beratungen im Zusammenhang mit den Galeria-Karstadt-Kaufhof-Turbulenzen in Summe zwölf Millionen Euro in Rechnung gestellt hat.
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