Ukrainische Offensive

Verwirrung um wichtigen Gas-Knotenpunkt bei Grenze

Ausland
13.08.2024 15:49

Die Ukraine treibt ihre Offensive im russischen Grenzgebiet voran. Sie griff am Dienstag mit Drohnen und Bodentruppen an. Russland will die Angriffswelle gestoppt haben. Verwirrung gibt es um einen riesigen Knotenpunkt für Gas.

Russische Kriegsblogger meldeten erneut heftige Kämpfe in der Region Kursk. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurden 14 Drohnen abgeschossen. In Kursk war man offiziellen Angaben zufolge dabei, weitere 59.000 Menschen in Sicherheit zu bringen, nachdem 121.000 Menschen ihre Wohnungen und Häuser bereits verlassen haben. 11.000 Zivilisten sind zudem in der Nachbarregion Belgorod nach Angaben der dortigen Behörden evakuiert worden.

Der Vorstoß ukrainischer Truppen auf russisches Territorium begann vor einer Woche. Er traf Russland offenbar unvorbereitet. Seither haben die ukrainischen Einheiten nach eigenen Angaben 1000 Quadratkilometer Gelände erobert, also mehr als die Fläche Berlins. Nach russischen Angaben ist das Gebiet, das die Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht hat, jedoch nicht einmal halb so groß.

Russland will Vormarsch gestoppt haben
Berechnungen der Nachrichtenagentur AFP haben ergeben, dass die Ukraine bis Montagabend 800 Quadratkilometer unter ihre Kontrolle gebracht haben. Die russische Armee eroberte demnach im selben Zeitraum 69 Quadratkilometer ukrainisches Territorium.

Die russischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben mit Luftangriffen den Vormarsch ukrainischer Truppen im Gebiet von Kursk vorerst gestoppt. Russische Kriegsblogger berichteten am Dienstag von intensiven Kämpfen entlang der Front in der Region. Nach ukrainischen Angaben brachte Russland Soldaten und schwere Waffen in Stellung und konnte Angriffe abwehren.

Gas-Knotenpunkt im Visier?
Unklar ist die Lage in dem Ort Sudscha, über den russisches Gas durch die Ukraine in die Slowakei, Österreich und andere EU-Länder gepumpt wird. In einigen russischen Social-Media-Kanälen hieß es, die Kleinstadt sei in die Hände der Ukraine gefallen.

Es ist unklar, welche Seite das Gebiet kontrolliert. Gazprom teilte am Dienstag mit, dass weiterhin Gas durch Sudscha in die Ukraine gepumpt werde. Der Pipeline-Betreiber Gas Connect Austria sah keine Unterbrechungen in den Erdgaslieferungen nach Österreich.

2023 wurden über Sudscha etwa 14,65 Milliarden Kubikmeter Gas bereitgestellt. Das entsprach etwa der Hälfte der russischen Erdgas-Exporte nach Europa oder etwa fünf Prozent des EU-Verbrauchs.

Angriff für Ukraine Frage der Sicherheit
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die Offensive seiner Truppen über die Grenzen hinweg als Sicherheitsmaßnahme. Die bisher eroberten Gebiete dort seien Regionen, aus denen Russlands Streitkräfte die ostukrainische Region Sumy wiederholt angegriffen hätten. Allein seit Anfang Juni seien dort rund 2100 Angriffe registriert worden.

Selenskyjs aktuelle Abendansprache zum Nachhören: 

„Deshalb sind unsere Operationen eine reine Sicherheitsfrage für die Ukraine, um die Grenze vom russischen Militär zu befreien“, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache.

Symbolik spielt ebenfalls große Rolle
Kursk werde zum Symbol vom Anfang und Ende des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte Selenskyj mit Blick auf die Katastrophe beim Untergang des modernsten russischen Atom-U-Boots „Kursk“, das im August 2000 mit 118 Besatzungsmitgliedern an Bord gesunken war. „Vor 24 Jahren gab es die Kursk-Katastrophe, die den symbolischen Beginn seiner Herrschaft darstellte; jetzt sehen wir das Ende davon – und es ist wieder Kursk.“

Putin sagte, der Angriff ziele darauf ab, die Verhandlungsposition Kiews vor möglichen Gesprächen zu verbessern und den Vormarsch russischer Kräfte an der Front auf ukrainischem Gebiet zu verlangsamen. Aus Kiew hieß es am Dienstagnachmittag: Die Offensive werde enden, sobald Moskau zu einem „gerechten Frieden“ bereit sei.

Der russische Auslandsgeheimdienst warf Selenskyj „wahnsinnige“ Maßnahmen vor, berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA. Selenskyj riskiere eine Eskalation weit über die Ukraine hinaus. Zuvor hatte auch der amtierende Gouverneur der Region Kursk von Gebietsverlusten berichtet, woraufhin er von Putin öffentlich getadelt wurde. 

Putin unterbricht den Gouverneur, der über Gebietsverluste spricht:

Selenskyj macht Druck auf Westen
Die russischen Militärs warfen der Ukraine den Einsatz schwerer Waffen aus westlichen Lieferungen beim Kampf um die Region Kursk vor. Neben Artillerie und Raketenwerfern seien auf ukrainischer Seite auch gepanzerte Fahrzeuge im Einsatz, die Kiew von westlichen Partnern erhalten habe. Gegen die Verwendung dieser Waffen gibt es für die ukrainischen Streitkräfte allerdings von den westlichen Partnern keine Einschränkungen.

Zehntausende Russen mussten ihre Häuser verlassen. (Bild: AP)
Zehntausende Russen mussten ihre Häuser verlassen.

Selenskyj unterstrich einmal mehr, wie wichtig die von ihm erhoffte Erlaubnis zum Einsatz der vom Westen gelieferten Langstreckenwaffen gegen Ziele in Russland sei. „Wir brauchen entsprechende Genehmigungen unserer Partner für den Einsatz von Langstreckenwaffen“, betonte Selenskyj. „Es ist nur fair, die russischen Terroristen dort zu vernichten, wo sie sind, wo sie ihre Angriffe starten – russische Militärflugplätze, russische Logistik.“

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