Tipps vom Gynäkologen

Welche Methode der Verhütung am besten passt

Gesund
16.08.2024 06:00

Betreffend Verhütungsmöglichkeiten bestehen bei jungen Frauen oft Unklarheiten und sie stoßen auf der Suche nach Informationen im Internet auf viele Falschmeldungen. Doch nicht jede Methode, um eine Schwangerschaft zu verhindern, ist für alle gleichermaßen geeignet. Ein Gynäkologe klärt auf.

Grundsätzlich sieht Prof. MR. Dr. Friedrich Gill, Frauenarzt in Wien, den Trend zur hormonfreien Verhütung – etwa in Form der Kupferspirale. Das kleine, biegsame, T-förmige Kunststoffgebilde wird in die Gebärmutter eingesetzt und bleibt, je nach Kupfergehalt, zwischen drei und fünf Jahren im Körper. Kupferspirale, -kette oder -ball wirken nach dem gleichen Prinzip. „Die Abgabe der Kupferionen beeinflusst die Mobilität der Härchen in den Eileitern, wo die Befruchtung stattfindet, und dient natürlich auch als mechanisches Hindernis in der Gebärmutterhöhle“ erklärt der Experte

Was für oder gegen Pille, Spirale, Hormone spricht 
„Bei einer Hormonspirale bewirkt die Abgabe des Hormons Progesteron, dass die Schleimhaut in der Gebärmutter schrumpft und so die Einnistung eines eventuell befruchteten Eies nicht stattfinden kann. Außerdem wird der Schleim im Bereich des Muttermunds dicker, wodurch die Spermien nur erschwert aufsteigen können“, führt der Gynäkologe weiter aus.

Pille, Spirale oder doch Kondom? Für die Auswahl des Verhütungsmittels sind unterschiedliche Faktoren entscheidend. (Bild: stock.adobe.com/JPC-PROD )
Pille, Spirale oder doch Kondom? Für die Auswahl des Verhütungsmittels sind unterschiedliche Faktoren entscheidend.

Voraussetzung für die Verhütung mit Spirale ist eine Abklärung der Gebärmutterhöhle, wie Dr. Gill betont. „Bei gewissen Formen der Gebärmutter liegt eine Kontraindikation vor. Dies betrifft insbesondere eine herzförmige, bis hin zur zweigeteilten Gebärmutterhöhle. In diesen Fällen kommt die Spirale in einer Ecke zu liegen, und über die andere Hälfte der Gebärmutter ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft gegeben.“

Mitunter wäre aber, zum Beispiel beim Vorliegen von starken bzw. sehr schmerzhaften Monatsblutungen, eine Hormonspirale zu bevorzugen. „Bei dieser treten während der Liegezeit im Uterus keine bis kaum mehr Blutungen auf und es kommt dadurch zu keinen bzw. stark verminderten Regelbeschwerden“, so Dr. Gill. Weitere hormonelle Verhütungsmethoden sind die Antibabypille, Verhütungspflaster, -ring oder -stäbchen.

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Voraussetzung für die Verhütung mit Spirale ist eine Abklärung der Gebärmutterhöhle, denn bei gewissen Formen der Gebärmutter liegt eine Kontraindikation vor.

(Bild: Gill)

Prof. MR. Dr. Friedrich Gill, Frauenarzt in Wien,

Einfluss des Lebensstils nicht unterschätzen!
„Bis vor einigen Jahren wurden von der Mehrzahl der Frauen die Verhütung in Pillenform gewählt, was jedoch durch die veränderten Lebensgewohnheiten zu Problemen geführt hat. Zu den größten Gefahrenpotenzialen zählen der zunehmende Zigarettenkonsum sowie ungesunde Ernährung mit zum Teil massivem Übergewicht. Die hormonelle Verhütung, insbesondere das Östrogen, kann die Blutgerinnung negativ beeinflussen, sodass Frauen des Öfteren eine Thrombose, im schlechtesten Fall eine Embolie erleiden, was bis zum plötzlichen Tod führen kann.“

Unbedingt erforderlich vor Einnahme der Pille ist die Bestimmung des APC-Resistenz-Index, der auf erhöhte Gefahr einer Blutgerinnungsstörung hinweist. Weiterer limitierender Faktor für diese Verhütungsmethode ist starkes Übergewicht, wo Dr. Gill der betreffenden Patientin von einer Kombinationspille abrät. 

Wichtig ist eine ausführliche gynäkologische Beratung. (Bild: stock.adobe.com/Siphosethu F/peopleimages.com )
Wichtig ist eine ausführliche gynäkologische Beratung.

„Die sogenannte Minipille könnte bei Raucherinnen die Gefahr von Thrombosen etwas vermindern, da im Unterschied zum Östrogen das Progesteron die Blutgerinnung kaum beeinflusst. Der Vorteil der Minipille gegenüber einer Kombinationspille ist wie bei der Hormonspirale, dass die Schleimhaut in der Gebärmutter schrumpft, es bei exakter Einnahme zu kaum einer Regelblutung kommt.“

Allerdings muss man sich sehr genau an die Einnahmezeiten halten, sonst treten immer wiederkehrende Zwischenblutungen auf. „Die Wirkung kann man durch subkutanes (Anmerkung: unter der Haut) Setzen eines Verhütungsstäbchens an der Innenseite des Oberarmes ebenso erzielen. Dieses hat eine Liegezeit von drei Jahren und das tägliche Einnehmen einer Pille fällt dadurch weg.“

Verhütung ist noch immer Frauensache
Auf die Frage, wann es endlich die Pille für den Mann geben wird, erklärt Dr. Gill: „Da es schwieriger ist, täglich Millionen Spermien nicht befruchtungsfähig zu machen, wird es wohl noch viele Jahre der Forschung benötigen, um eine sichere Verhütung für den Mann zu verwirklichen.“

Der Gynäkologe ist skeptisch, was die Bereitschaft der Männer betrifft, in diese Richtung vorzustoßen. „Es sind bereits Neuentwicklungen am Markt, die jedoch kaum Zuspruch finden werden. Eine davon ist ein reversibler Verschluss der Samenleiter mittels ,Klemme‘, die im Hodensack platziert wird und vor dem Geschlechtsverkehr die Samenleiter abklemmt und somit keine Spermien ins Ejakulat mitschwimmen können. Ich glaube aber nicht, dass der Erfinder eine große Stückzahl an den Mann bringt.“

All diese Methoden können zwar eine ungewollte Schwangerschaft verhindern, nicht jedoch die Infektion mit einer Geschlechtskrankheit. Hier bietet lediglich das Kondom größtmöglichen Schutz.

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