Künstler wird bedroht

Bärenstatue aus Holz sorgt für Streit im Trentino

Nachrichten
13.08.2024 14:21

Die Installation einer Braunbären-Statue aus Wurzelholz sorgt für Streit im norditalienischen Trentino. Dort tobt seit längerem schon eine heftige Debatte über das Zusammenleben der Bevölkerung mit der Bärenpopulation. Wegen der Skulptur, die im Adamello-Brenta-Naturpark in der Dolomiten-Gemeinde Molveno auf 1550 Meter Höhe aufgestellt wurde, erhielt der Künstler Marco Martello sogar Morddrohungen.

Der unter dem Künstlernamen Martalar bekannte Martello, der in Asiago lebt, bangt um seine Installation. Einige Bewohner des Trentino, die sich gegen das Zusammenleben mit den Bären wehren, drohten, das Werk anzuzünden, berichtete die Tageszeitung „La Repubblica“ (Dienstagsausgabe). „Genug mit diesen gefährlichen Tieren! Wir sind diejenigen, die wegen der Präsenz der Bären im Käfig sitzen“, ärgerte sich ein User im Internet.

Eltern von Bärenopfer kritisieren „Mangel an Sensibilität“
Protest kommt auch von den Eltern des bei einer Bärenattacke im April 2023 ums Leben gekommenen Joggers Andrea Papi. Die Installation zeige „einen beschämenden Mangel an Sensibilität“, kritisierte Carlo Papi, der Vater des 26-Jährigen.

Hier sieht man die umstrittene Bärenstatue:

Skulptur wurde aus Schadholz gefertigt
Martalar, ein bekannter Vertreter der Land Art, bei der Kunstinstallationen in der Umwelt platziert werden, schuf seinen Bären aus den Wurzeln von Lärchen, die vor sechs Jahren durch den dramatischen Sturm „Vaia“ gefällt worden waren. Aus drei Tonnen Schadholz entstand in zwei Monaten eine fünf Meter hohe, acht Meter lange und 2,5 Meter breite Skulptur.

Der Ort, der für die Aufstellung gewählt wurde, ist symbolisch: der „Tof dell‘ors“ oberhalb von Pradel, eine Schlucht, die seit jeher von Bären aufgesucht wurde und in der unter den Habsburgern kaiserliche „Kopfgeldjäger“ die Tiere abschlachteten. Das 60.000 Euro teure Werk soll nach Mitte August eingeweiht werden, die Krallen müssen noch fertiggestellt werden. In Auftrag gegeben wurde es von der Gemeinde Molveno und vom Betreiber der lokalen Skilifte.

Die Problembärin „JJ4“ hatte in Trentino einen jungen Jogger getötet. (Bild: AFP)
Die Problembärin „JJ4“ hatte in Trentino einen jungen Jogger getötet.

Feuerlöscher sollen Vandalismus verhindern
„Ich erhalte ständig Beleidigungen, in denen mir und meinen Angehörigen gewünscht wird, wie Andrea Papi von einem Bären zerfleischt zu werden. Um Vandalismus vorzubeugen, werden zurzeit acht automatische Feuerlöscher im Inneren der Skulptur angebracht. Videoüberwachungsanlagen sollen das Kunstwerk schützen. Es stimmt nachdenklich, dass ein Kunstwerk, das die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Natur thematisiert, einen solchen Hass hervorruft und von der Polizei beschützt werden muss“, kritisierte der Künstler.

Statue bei Touristen und Sportlern beliebt
Dabei zeigten sich Touristen und Bergsteiger, die die Installation bereits gesehen haben, begeistert. Sie standen Schlange, um Fotos damit zu machen. Der Bär sei ein Symbol des Adamello-Brenta-Naturparks, erklärte Martello. Sein Profil wirbt für Ski- und Raftingschulen, Skulpturen stehen auf Kinderspielplätzen. „Es erschreckt mich festzustellen, dass Bären im Trentino ein Tabuthema geworden sind, über das man nicht einmal sprechen darf. Ich kann verstehen, dass es für die Familie Papi tragisch ist, ein Kind zu verlieren, aber der einzige Weg nach vorne ist die Koexistenz zwischen Mensch und Natur“, betonte der Künstler.

Abschuss von Bären nun gesetzlich geregelt
Das Trentino hatte zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Population der Bären eingedämmt werden soll. Der Entwurf sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Laut jüngsten Schätzungen beläuft sich die Zahl der Bären in dem Gebiet auf mehr als 100 Exemplare. Im Juli war ein französischer Urlauber von einer „Problembärin“ angegriffen und verletzt worden. Das mit dem Code KJ1 identifizierte Tier wurde kurz darauf erschossen.

Doppelt so viele Bären wie erhofft angesiedelt
Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in der Region seit Beginn des EU-Ansiedlungsprojekts „Life Ursus“ vor 25 Jahren massiv zugenommen. Statt wie geplant 50 haben sich etwa 100 Exemplare angesiedelt. Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt