Rassismus-Vorwurf

„Tschusch“: Der raue Ton einer Wiener Kulturchefin

Wien
22.08.2024 06:30

Welche Wortwahl die Generalsekretärin von Basis.Kultur.Wien gebrauchte. Und wie eine Grafikerin für private Aufträge in der Dienstzeit herangezogen wurde.

In dem bekannten Wiener Verein Basis.Kultur.Wien hat in den vergangenen Jahren offenbar ein ziemlich gewöhnungsbedürftiger Ton geherrscht. Verantwortlich dafür zeichnete die Chefin persönlich: Monika Erb, die Generalsekretärin und Geschäftsführerin einer Einrichtung, die laut Eigenangabe „das Herzstück und die direkte Verbindung der Stadt Wien zu Kunst- und Kulturschaffenden“ bilden soll: „Unsere Bildungs- und Kultureinrichtung betreut als Dachverband mit Weiterbildungsangeboten und finanziellen Mitteln über 300 Mitgliedsvereine bei ihrer ehrenamtlichen Kulturarbeit.“

Dementsprechend prominent ist auch der Vorstand besetzt: Als Ehrenmitglied fungiert der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, als Präsident der ehemalige Landtagspräsident Harry Kopietz.

Gegen Basis.Kultur.Wien-Chefin Erb, die seit Juni 2016 auch die Geschäfte der Tschaunerbühne leitet, werden nun massive Rassismusvorwürfe laut: Sie soll bei Besprechungen die Begriffe „Vorzeige-Tschusch“ bzw. „Tschusch“ verwendet haben.

„Ich nenne diese Leute so ...“
Einmal sollte ein solcher „Vorzeige-Tschusch“ gefunden werden, um der Forderung der Stadt Wien als Inklusions-Fördergeber zu entsprechen. Ein anderes Mal soll Monika Erb bei einer Feier mit Blick auf einen anwesenden ausländischen Gast gemeint haben, dieser sei für sie „ein Tschusch“ – „ich nenne diese Leute so“.

Gegenüber der „Krone“ streitet die Generalsekretärin die Äußerungen auch gar nicht ab: „Die Verwendung des Wortes ,Tschusch‘ war vor langer Zeit die Reflexion auf meine zahlreichen Freunde aus der bosnisch-kroatisch-serbischen Community, die sich selbst so nannten.“ Sie habe aber „auch diesen referenziellen Gebrauch“ mittlerweile „gänzlich eingestellt“. Rassismus habe in ihrem Leben und in ihrem Arbeitsumfeld keinen Platz.

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Die Verwendung des Wortes ,Tschusch‘ war vor langer Zeit die Reflexion auf meine zahlreichen Freunde aus der bosnisch-kroatisch-serbischen Community, die sich selbst so nannten.

Monika Erb

Entschuldigung vor der versammelten Belegschaft
Auch der Betriebsrat von Basis.Kultur.Wien bestätigt die Vorwürfe gegen die Alleingeschäftsführerin: „Punkto der Äußerung ,Tschusch‘ ist es korrekt, dass es in der Vergangenheit zu als unsensibel wahrgenommenen Äußerungen gekommen ist. Als Betriebsrat hatten wir Frau Erb darauf hingewiesen und in weiterer Folge wurde ihrerseits sehr auf politisch korrekte Sprachverwendung geachtet.“ Erb habe sich in dem besagten Fall auch vor den versammelten Mitarbeitern für ihre Wortwahl entschuldigt.

Generell wolle man seitens der Belegschaftsvertretung jedoch festhalten, dass Frau Erb „als eine sehr fürsorgliche und mitfühlende Chefin“ erlebt werde.

Entwurf für einen Grabstein der Familie
Letzteres sahen in der Vergangenheit wohl nicht alle Mitarbeiter so. Denn laut „Krone“-Recherchen wurde in den vergangenen Jahren eine bei Basis.Kultur.Wien angestellte Grafikerin auch für private Aufträge der Generalsekretärin herangezogen, die als Anweisungen der Chefin verstanden und in der Dienstzeit für diese erledigt wurden.

Ausriss aus dem mehrseitigen Grafik-Entwurf einer „Familien-Wallfahrt“: Die Generalsekretärin erteilte private Aufträge.  (Bild: Krone KREATIV/zVg.)
Ausriss aus dem mehrseitigen Grafik-Entwurf einer „Familien-Wallfahrt“: Die Generalsekretärin erteilte private Aufträge. 

Konkret geht es etwa um einen Entwurf für einen Grabstein der Familie der Generalsekretärin, um Grafikarbeiten für ihre Familienwallfahrt, um grafische Entwürfe für eine Nizza-Reise, um Wein-Etiketten sowie um einen vietnamesischen Abend bei der Familie Woller-Erb. Monika Erb ist mit dem aktuellen Wiener Landtagspräsidenten Ernst Woller verheiratet.

Monika Erb erklärt dazu: „Diese geringfügigen grafischen Leistungen wurden von mir in seltenen Fällen für außerhalb der Dienstzeit und im Gegenzug für eine private Gegenleistung angefragt und die Kollegin hat die Zusatzaufträge auch immer gerne angenommen.“ Diese Tätigkeiten seien „in keinem Zusammenhang zum Dienstverhältnis“ gestanden. Die Generalsekretärin meint: „Ich habe jedenfalls immer penibel auf eine klare Trennung zwischen privaten und offiziellen Dingen geachtet.“

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