Reichlich beschäftigt ist man in der fünften Jahreszeit im Salzburger Land. Wenn die Bauern ihre Tore öffnen, dann beginnt die Zeit der Feste und Gemütlichkeit.
Der Duft von frisch gebackenem Brot steigt in die Nase. Heidi Huber, ihres Zeichens eine von rund 30 Seminarbäuerinnen im Salzburger Land, bittet zu Tisch. „Das hab ich in der Früh noch schnell gemacht“, schmunzelt die 47-Jährige, die mit ihrem Mann und den drei Kindern den Kräuter- und Genussbauernhof Mühlhof in Bad Hofgastein im Pongau bewirtschaftet. Der Frühstückstisch ist gedeckt, und wirklich alles, was darauf angerichtet ist, ist selbst gemacht, die Zutaten dafür hat Heidi vom Hof und den umliegenden Wiesen.
Die Milch für die Frischkäsebällchen, Topfenaufstriche, die Butter und den würzigen Käse stammen von den Kühen, die derzeit noch auf den saftigen Almen grasen, das Obst für die Marmelade aus dem Garten. Ebenso wie die Kräuter, die farbenfroh die himmlischen Käsebällchen umgarnen oder im Salz zu finden sind. Den Lavendel oder die Goldmelisse für ihre Säfte sammelt die gelernte Kräuterpädagogin in ihren Beeten oder in der Gegend. Gerne auch mit Gästen bei einem ihrer Kräuterspaziergänge oder den kulinarischen Hofwanderungen im Bauernherbst.
Der Bauernherbst hält Einzug
Wenn die Hitze des Sommers sich langsam dem Ende zuneigt, der Herbst sich ankündigt und die Ernte eingefahren ist, dann wird es bei den Bauern des Salzburger Landes Zeit, die Arbeit einmal gegen ein wenig Gemütlichkeit zu tauschen. Der Bauernherbst, die 5. Jahreszeit, steht vor der Tür, und die Bauern feiern und öffnen ihre Tore. Wer will, ist herzlich eingeladen: Es ist die Zeit der Feste, der Begegnungen und des Genusses, und Gelegenheit, das traditionelle bäuerliche Leben bei Almabtrieben, Heimatabenden, Dorf- und Hoffesten, Handwerksvorführungen, Kochkursen oder Erntedankfesten kennenzulernen.
Unter dem Motto „Tracht & Gwand“ feiern 76 Orte mit 2000 Veranstaltungen vom 24. 8. bis 31. 10. 2024 den 29. Salzburger Bauernherbst. Alle Infos zu Festen, Vorführungen, Kursen u. v. m. unter:
Gasteinertal Tourismus:
TIPP
Von der Eröffnung in Rauris am 24. August bis zum 31. Oktober sind Tradition und Brauchtum der Region im Mittelpunkt. „Rund 2000 Veranstaltungen in 76 Orten stehen heuer beim 29. Salzburger Bauernherbst auf dem Programm“, weiß MMag. Eveline Bimminger, Projektleiterin des Salzburger Bauernherbstes.
Von Hof zu Hof spazieren
Die unterschiedlichen Betriebe und ihre regionalen Spezialitäten kennenlernen ist das Motto: Daher machen wir uns mit Heidi auf zur Edelbrennerei Durzbauer. „Das Brotbacken kannst auch bei mir lernen“, plaudert sie dabei. Selbst unter 1000 Metern ist man im Salzburger Land schnell beim herzlichen Du angelangt. Und das liegt nicht nur an den feinsten Edelbränden, die es in der Brennerei Durzbauer am Hof von Familie Wallner zu verkosten gibt.
Seit 1850 wird hier am Hof Schnaps gebrannt, und seit 1993 ist Hans Wallner mit hochprozentigem Erfolg am Werk. Die Auszeichnungen an den Wänden der Schaubrennerei zeugen davon. Mittlerweile darf auch Tochter und Edelbrand-Sommelière Vroni an den Kupferkessel. Da trifft dann schon mal Rum auf Karamell mit einem Hauch von Orange.
Auch im Gasteinertal ist der Bauernherbst eine Hommage an die Wurzeln der Region. Almabtriebe locken natürlich die Gäste an. Im Nassfeldertal, bekannt als Sportgastein, werden beim Schafabtrieb sogar mehr als 1000 Schafe von ihrer Sommerweide abgetrieben. Ein besonderer Höhepunkt ist der Schwerttanz der Knappen zu Ehren der Gasteiner Bergleute in der Montansiedlung Altböckstein im September.
Vom Goldbergbau zur Gesundheit
„Im 16. Jahrhundert war Gastein das Goldgräberzentrum Europas. Das ganze Tal – und natürlich die Salzburger Erzbischöfe – hat im Mittelalter vom Bergbau gelebt, bis zu 3000 Knappen kamen zu uns“, schildert Archivarin und Führerin Elisabeth Pohl im Montanmuseum Altböckstein. Sie kümmert sich ebenfalls akribisch um die Erhaltung des Ullmannlehen-Hofes, einem der ältesten Bauernhöfe im Ostalpenraum.
Ein Gusseisenbrunnen prangt in der Mitte des Platzes im Ortszentrum von Böckstein – wahrscheinlich der älteste in Europa. Kaiser Franz Joseph I. hat ihn von der Pariser Weltausstellung 1878 hierherliefern lassen. Vom Kaiser wurde den Knappen einst auch das Tragen von Schwertern offiziell erlaubt. Eine Ehre, die sonst keiner Berufsgruppe zuteilwurde, und eine lange vergessene Tradition, der man in den späten 1970ern wieder Leben einhauchte.
Der Versuch, den Abbau zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zu reaktivieren, scheiterte – dafür entdeckte man die heilende Wirkung des Stollens. Im Herzen des Radhausbergs befindet sich heute der Gasteiner Heilstollen, der mit einem modernen Behandlungskonzept für Patienten aufwartet. Zum Kurgeschehen im Gasteinertal gehören auch der Wasserfall, der sich mitten in Bad Gastein ohrenbetäubend und wohltuend bemerkbar macht, und zahlreiche Quellen des Thermalwassers, das in die Kurhotels und Badeanstalten geleitet wird. Der Wasserfall prägte auch das historische Stadtbild: Rund um ihn wurde in die Felsen gebaut.
Uns zieht es aber rauf in die Berge. Der Stubnerkogel ruft, das Wetter hat umgeschlagen, der Nebel lichtet sich und dem Ausblick auf die Hohen Tauern steht nichts mehr im Weg.
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