Lech Classic Festival:

„Cosi fan tutte“ überzeugte vollauf

Vorarlberg
14.08.2024 07:25

Musikmanagerin Marlies Wagner lotst für das Lech Classic Festival nicht nur Stars und junge Talente an den Arlberg, sondern weiß auch programmatisch spannende Akzente zu setzen.

Nach inspirierenden Darbietungen – etwa von Ausschnitten entsprechend bearbeiteter Opern von Richard Wagner – in der Lecher Kirche und Beethovens „Fidelio“ im Sportpark, bietet ihr das neue Lechwelten-Gebäude nun die Möglichkeit, aus dem Vollen schöpfen. Der Einzug in den jüngst eröffneten Mehrzweckbau im Zentrum der Gemeinde entspricht somit einer Zäsur in der Festivalgeschichte, die im Jahr 2012 begann. Kurz: Im nun angemessenen Rahmen lässt sich feiern, was man aufgebaut hat, denn sage keiner, dass es einfach wäre, in einer auf die Natur und den Sport konzentrierten Region mit anspruchsvoller Musik an sechs Abenden en suite einen Saal mit bis zu 600 Plätzen zu füllen

Tetsuro Ban hat sein Orchester perfekt im Griff
Abgesehen davon hat die Festivalleiterin mit Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ – aufgeführt am Samstagabend – besondere Erwartungen geschürt. Entspricht die Akustik? Hält das Festivalorchester mit den für jedes Pult eigens engagierten Musikerinnen und Musikern das Niveau, das die Sängerinnen und Sänger versprechen, deren Namen auf den Besetzungslisten namhafter Häuser stehen? Und überhaupt, wie sieht es mit dem Spannungsbogen einer semi-szenischen Aufführung aus, die von einem Erzähler kommentiert wird?

Der Saal in den „Lechwelten“ hat den „Härtetest“ bestanden – er taugt akustisch sogar für die große Oper. (Bild: Peter Panik)
Der Saal in den „Lechwelten“ hat den „Härtetest“ bestanden – er taugt akustisch sogar für die große Oper.

Letzteres zählt zu den besonderen Erfahrungen, denn Tetsuro Ban, der seit Jahren beim Lech Classic Festival tätige Dirigent, hat sein Orchester derart im Griff (wobei das umgangssprachliche „im kleinen Finger haben“ hier absolut zutreffend ist), dass die Energie anhält, die eine „Cosi“ braucht. Und das sicher nicht, weil er ein Vertreter eines rasanten Mozartstils wäre. Er ist ein Pedant im besten Sinne und wohl auch so etwas wie ein Wunschpartner für die Sängerinnen und Sänger.

Große Stimmen, vereint in Harmonie
Die Samtstimme von Margarita Gritskova lässt das Drama, das Dorabella durchmacht, miterleben, Jennifer O’Loughlin erreicht als Fiordiligi alle ihre Spitzentöne unangestrengt, Pavel Kolgatin (Ferrando) kontert souverän mit Tenorglanz, Uliana Alexyuk zeigt als Despina die Geschmeidigkeit und den Humor, den die Partie braucht und Peter Kellner (Guglielmo) repräsentiert im Besonderen das, was diese Besetzung ausmacht: Es sind große Stimmen, die man für Lech engagiert hat und – bei Mozartopern besonders wichtig! – sie harmonieren bestens in den Terzetten, Quartetten etc. Als Einspringer hält Günter Haumer als Don Alfonso das Geschehen routiniert am Laufen.

Pracht und Bergpanorama
Feudale Hintergrundtransparente zeigen eine Villa und Gärten in Neapel, verlagern diese „Scuola degli amanti“, in der die Treue der Frauen (aber auch der Männer) mit desillusionierendem Ergebnis überprüft wird, an den eigentlichen Handlungsort. Dass sich das Vesuv-Bild mit dem durch ein Saalfenster zu erblickenden Bergpanorama verband, ließ schmunzeln und angesichts feudaler Pracht braucht es in den Textpassagen keine zeitgenössisch psychologischen Aspekte zu geben, von denen „Cosi“-Inszenierungen heutzutage durchaus zu Recht geprägt sind. Verstaubt wirkt das dennoch nicht, anstelle der Rezitative erläutert der Schauspieler Joseph Lorenz nicht nur den Handlungsverlauf, er interpretiert auch Mozarts Musik sowie das Libretto von Da Ponte und betont somit, dass Marlies Wagner darauf aus ist, Publikum für die klassische Musik zu gewinnen. Bei derart lebendiger Rezitation konnte aber auch der, der die Oper gut kennt, seine Freude daran haben.

Übrigens: Die Akustik stimmt und bietet somit beste Voraussetzungen für die nächste Saison dieses besonderen Festivals, das am Sonntag mit einem Mendelssohn-Programm zu Ende geht.

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Vorarlberg-Krone
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