Bregenzer Festspiele

Begeisterung für zwei Einakter des Opernstudios

Vorarlberg
13.08.2024 16:35

Das Opernstudio im Rahmen der Bregenzer Festspiele riss das Publikum im Vorarlberger Landestheater regelrecht von den Sitzen. Ein großer Abend, der vor allem Brigitte Fassbaender zu verdanken ist.

„So soll Oper sein“, schwärmte eine Besucherin nach der Premiere, „unterhaltsam und auf höchstem Niveau!“ In der Tat faszinierte die Aufführung der beiden Opern-Einakter, Gioachino Rossinis „Der Ehevertrag“ und Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi“ auf der ganzen Linie. Claire Levacher dirigiert das freilich in diesem Raum recht laut klingende Symphonieorchester Vorarlberg, und die vierzehn jungen Sängerinnen und Sänger überzeugen stimmlich wie darstellerisch.

Zum Niederknien begeisternd geriet die Regie von Brigitte Fassbaender. Welch feinen Humor die nun 85-Jährige in die Situationen legt, wie sie so einfühlsam wie augenzwinkernd die jeweiligen Figuren zeichnet, alles das macht ihr kaum jemand nach. In einem Atemzug muss man da freilich Dietrich von Grebmer nennen, der mit Bühnenbild und Kostümen Fassbaenders Wirken unterstreicht. Da befinden wir uns bei Rossini in einem Geschäft für Brautausstattung etwa in den 1960-ern. Der Inhaber Tobia Mill (Dionysos Avgerinos) geht einen ganz besonderen Handel ein mit seinem Partner Mister Slook (Francesco Auriemma), denn dieser will seine Tochter heiraten, und Mill sagt ihm das ohne Rückfrage zu. Fanni (großartig: Idyl Kutay) lehnt aber ab, liebt sie doch heimlich den mittellosen Eduardo Milford (Francesco Lucii). Als Slook das kapiert, stattet er Milford mit einem netten Vermögen aus und ermöglicht so das Glück des jungen Paars. Diese Erlösertat weiß Fassbaender zu visualisieren, nur ganz kurz, im Gegenlicht, erscheint Slook als Christus.

Makaberes Spiel um ein großes Erbe
Makaber und schräg geht es in Puccinis „Gianni Schicchi“ zu. Der schwerreiche Florentiner Buoso Donati ist gerade gestorben, und schon suchen die Angehörigen wie wild nach seinem Testament. Als sie es haben, finden sie darin bestätigt, was sie befürchtet haben: Er hat alles einem Kloster vermacht. Der junge Rinuccio (wunderbarer Tenor: Gonzalo Quinchahual) weiß Rat: Man solle den pfiffigen Gianni Schicchi holen. Der Hintergedanke Rincuccios ist, dass seine Chancen damit steigen, die Tochter Schicchis, Lauretta (Idil Kutay) heiraten zu dürfen. Da noch niemand weiß, dass Donati tot ist, schafft man die Leiche weg, legt Schicchi statt ihm ins Bett und holt den Notar, um ein besseres Testament zu erstellen.

Zunächst bekommen die Verwandten je eine Kleinigkeit, doch die Filetstücke des Erbes, vor allem das Stadtpalais, schreibt Schicchi sich selber zu. So kann er alle hinauswerfen und Lauretta und Rinuccio können heiraten. Und siehe da, Tobia Mill aus Rossinis Brautsalon kommt und bringt höchstpersönlich das Brautkleid – mit Brigitte Fassbaenders zauberhaften Regieeinfällen könnte man Seiten füllen! Weitere Vorstellungen am 14., 16. und 17. August.

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