Der Gouverneur der russischen Grenzregion Belgorod hat angesichts der anhaltenden ukrainischen Angriffe den regionalen Notstand ausgerufen. „Die Situation in der Region Belgorod bleibt extrem schwierig und angespannt“, erklärte Wjatscheslaw Gladkow.
Gladkow berichtete in einer Videobotschaft auf dem Kurznachrichtendienst Telegram am Mittwoch von täglichem Beschuss durch die ukrainischen Streitkräfte, der Häuser zerstöre und Zivilisten töte und verletze.
Appell für „föderalen Notstand“
Aufgrund dieser Situation habe man sich entschlossen, mit sofortiger Wirkung den regionalen Ausnahmezustand über das gesamte Gebiet Belgorod zu verhängen, „ ... mit einem anschließenden Appell an die Regierung, einen föderalen Notstand auszurufen“. Die Maßnahmen sollten dazu dienen, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und die Folgen der Angriffe zu bewältigen.
Kiew berichtet von 74 eingenommenen Ortschaften
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Streitkräfte seines Landes angesichts des Vormarsches im russischen Gebiet im Aufwind. „Die Ukraine kann ihre Ziele erreichen, ihre Interessen verteidigen und ihre Unabhängigkeit schützen“, sagte Selenskyj in seiner in Kiew verbreiteten abendlichen Videobotschaft. Die ukrainische Armee habe inzwischen 74 Ortschaften im Gebiet Kursk eingenommen – doppelt so viele wie von russischer Seite behauptet. Überprüfbar sind beide Angaben nicht.
Nach Angaben des geschäftsführenden Gouverneurs der Region Kursk, Alexej Smirnow, sind 28 Orte unter Kontrolle des Gegners. Das ukrainische Projekt DeepState geht von etwa 44 russischen Ortschaften unter Kontrolle Kiews aus.
Der ukrainische Oberkommandierende Olexander Syrskyj berichtete im Gespräch mit Selenskyj, die eigenen Truppen seien in einigen Richtungen zwischen einem und drei Kilometern vorangekommen. Demnach eroberten die ukrainischen Streitkräfte zusätzliche 40 Quadratkilometer Fläche im Gebiet Kursk. Seit Beginn der Offensive am Dienstag vor einer Woche sei eine Fläche von etwa 1000 Quadratkilometern eingenommen worden. Das wäre mehr als das Doppelte des Gebiets, das die russische Armee nach eigenen Angaben bei den Kämpfen im Osten der Ukraine seit Jahresbeginn eingenommen hat.
Neue Gefangene für Kiew für möglichen Austausch
Deutlich machte Selenskyj zudem, dass er die neuen russischen Kriegsgefangenen für einen Austausch gegen Ukrainer brauche. Hunderte Russen hätten sich bereits in ukrainische Gefangenschaft begeben. Sie würden humaner behandelt als in der russischen Armee, sagte Selenskyj, der sich bei Auftritten in Kiew lächelnd und so gelöst zeigte wie seit Monaten nicht mehr. Kiew und Moskau haben bereits mehrfach Gefangene ausgetauscht.
Die eroberten Flächen kann Kiew bei Verhandlungen als Faustpfand nutzen, weil es seine von den russischen Truppen besetzten Gebiete im Osten und Süden der Ukraine zurückhaben will. Das Außenministerium in Kiew hatte betont, dass die ukrainische Seite anders als Russland kein fremdes Gebiet annektiere.
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