Die steirische Alpinpolizei ist aktuell im Dauereinsatz: Seit Sommerbeginn rückten sie zu 95 Einsätzen aus – sieben Wanderer konnten nur noch tot geborgen werden. Die dramatischen Fälle der vergangenen Woche zeigen die wichtige Arbeit der Einsatzkräfte. Ein Blick hinter die Kulissen.
Vergangenen Mittwoch kehrte ein 62-jähriger Bergsteiger nicht mehr von seiner Wanderung im Gesäuse zurück – man konnte ihn nur noch tot bergen. Am Sonntagnachmittag erwischte es daraufhin einen 30-Jährigen: Er stürzte vor seiner Freundin in den Schladminger Tauern 100 Meter in den Tod. Nur zwei Tage später, am Dienstag, kehrte gar eine steirische Alpenvereinsgruppe mit einem Mitglied weniger vom Großvenediger zurück.
Und dann ist da noch die verzweifelte Suche nach dem Literaten Bodo Hell nahe der Grafenbergalm im Dachsteingebiet: Der erfahrene Senner ist seit Freitag abgängig, am Mittwoch reduzierte man die Suchaktion auf ein Minimum. Hinter jeder solchen Geschichte, wie sie in der Zeitung steht, stecken einerseits trauernde Familien – andererseits aber auch unermüdliches Engagement von beruflichen und ehrenamtlichen Einsatzkräften.
Genau diese kommen aktuell nicht zur Ruhe, berichtet Heimo Kohlbacher von der Polizei Steiermark. Als ehemaliger Bergretter und Alpinpolizist kennt er die „Gefährlichkeit der Berge“, wie er sie nennt. Denn seit 1. Juni dieses Jahres forderten die steirischen Berge bereits sieben Tote und 72 Verletzte. Insgesamt bilanziert die Alpinpolizei in der bisherigen Wandersaison 95 Einsätze.
Ein Rennen gegen die Zeit
Mit vier Einsatzgruppen in Deutschlandsberg, Liezen, dem Murtal und der Hochsteiermark werden sie grundsätzlich immer dann verständigt, wenn der Alpinnotruf 140 gewählt wird. „Aber man kann als Wanderer grundsätzlich jede Notrufnummer wählen“, sagt Kohlbacher. „Unsere Einsätze machen wir fast immer gemeinsam mit der Bergrettung – und oft auch mit Rettung, Feuerwehr oder Bundesheer, gerade bei Vermissten“, erklärt er weiter.
Wir machen das beruflich. Aber andere Einsatzorganisationen machen das ja ehrenamtlich.
Heimo Kohlbacher, Pressesprecher Polizei Steiermark
Denn Alpineinsätze seien oft ein Rennen gegen die Zeit. Hier spielt auch der Polizeihubschrauber Libelle eine entscheidende Rolle: Im Regelfall rückt dieser an, um Unverletzte oder Leichen zu bergen. Verletzte Personen übernehmen die Helikopter des Roten Kreuz. Zudem stehen sowohl den Bergrettern als auch den 71 steirischen Alpinpolizisten – darunter neun Frauen – Hundestaffeln zur Verfügung.
Damit das gesamte Kommando nicht noch öfter ausrücken muss als ohnehin, hat Kohlbacher einen Appell: „Bitte unbedingt immer auf die jeweilige Tour vorbereiten!“ Denn das größte Gefahrenpotenzial sei nach wie vor mangelnde Anpassung an Wetter, Ausrüstung und Erfahrung. „Wichtig ist die Selbsteinschätzung. Man sollte keinen Helden spielen“, sagt Kohlbacher.
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