Früher drehte das neue Fahrzeug der Wiener Berufsrettung als Linienbus in Favoriten seine Runden, nun ist es Lebensretter für Großeinsätze geworden. Die „international einzigartige“ Eigenentwicklung ist ein Spiegelbild geänderter Anforderungen bei Einsätzen und stößt im Ausland schon auf Interesse.
In diesen Bus steigt niemand gern ein – und ist doch so froh wie bei keinem anderem, wenn er kommt: Ein ausgemusterter Wiener-Linien-Bus aus Favoriten – auch wenn man ihm es nicht ansieht, er hat schon über 500.000 Kilometer auf dem Buckel – wurde von der Sondereinsatzgruppe (SEG) der Wiener Berufsrettung zum nun „Evakuierungsbus“ umgerüstet. Bis zu 102 Personen, davon 34 auf Sitzplätzen mit jeweils eigener Sauerstoffleitung, können darin versorgt werden.
Vor allem bei Großbränden wichtig
Bereit steht der Bus nicht nur für Horror-Szenarien mit unzähligen Verletzten, sondern vor allem für Brände und Kohlenmonoxid-Alarm, wenn oft ganze Wohnhäuser auf einmal evakuiert werden müssen und die Bewohner dann – in Winternächten etwa bei Minusgraden nur mit Pyjamas bekleidet – Betreuung brauchen. Ähnliche Herausforderungen gab es bisher bei Unfällen mit vielen beschädigten Fahrzeugen und blockierten Straßen. Nun finden all diese Menschen im Bus Zuflucht.
Es geht jedoch nicht nur darum, einer Vielzahl von Menschen im Notfall Schutz und Sicherheit zu bieten. Im Innenleben des Busses stecken viele Eigenentwicklungen der Wiener Rettung, die „international ihresgleichen suchen“, wie Rettungschef Rainer Gottwald stolz unterstreicht. Lange tüfteln mussten Techniker etwa am Leitungssystem für die 40.000 Liter Sauerstoff an Bord, die etwa bei Rauchgasvergiftungen nun die Erstversorgung von Dutzenden Menschen auf einmal ermöglichen.
Wir haben jahrelange Erfahrung im Großschadensmanagement in ein neues Fahrzeug einfließen lassen, um bei solchen Ereignissen noch effizienter agieren zu können.
Rainer Gottwald, Wiener Berufsrettung
Bild: Berufsrettung Wien
Spiegelbild neuer Einsatzszenarien
Aus der Sicht von Patrick Aigner, stellvertretender Leiter der Rettungsdienstleitung, spiegelt der Bus auch die veränderten Anforderungen an die Rettung wider. Der Bus sei angesichts einer wachsenden Stadt mit alternder Bevölkerung – „die tun sich nicht so leicht wie jemand Jüngerer, drei Stunden in der Kälte auf der Straße zu stehen“ – eine sinnvolle und lohnende Investition, ganz zu schweigen von neuartigen Gefahrenszenarien. Wären die Taylor-Swift-Konzerte in Wien zuletzt nicht abgesagt worden, der Bus wäre wohl auch dort in Bereitschaft geparkt gewesen.
Als nächstes auf dem Fuhrpark-Wunschzettel der Berufsrettung steht ein Wechselladerfahrzeug. Das könnte entsprechend den Notwendigkeiten verschiedener Einsätze mit unterschiedlichen Modulen bestückt werden und damit ebenso vor allem bei Großeinsätzen noch effizientere Hilfe als bisher gewährleisten.
Vorerst freut man sich aber vor allem über den selbst entwickelten Evakuierungsbus. Nicht umsonst wurde das Fahrzeug bereits interessiert von Rettern aus aller Welt in Augenschein genommen und bei internationalen Konferenzen stolz als neue Wiener Entwicklung präsentiert.
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