Frequency-Auftakt

Ed Sheeran: Triumph der Musik und Gemeinschaft

Musik
14.08.2024 23:15

Rund 45.000 Fans feierten mit Ed Sheeran einen gelungenen und sicherheitstechnisch ruhigen Auftakt zum Frequency Festival im St. Pöltner Green Park, auch wenn es bei den Einlasskontrollen verbesserungsbedarf gibt. Musikalisch trotzten die ersten Top-Acts mühevoll der brütenden Gluthitze.

(Bild: kmm)

Über dem letzten großen Sommerfestival in Österreich liegt in diesem Jahr ein leichter Schatten. Noch viel mehr als das musikalische Vergnügen steht zum Festivalauftakt des Frequency im St. Pöltner Green Park der Sicherheitsaspekt im Vordergrund. Nach der Absage der drei Taylor-Swift-Konzerte im Wiener Happel-Stadion berief Innenminister Karner (ÖVP) vor Ort eine Pressekonferenz ein, um über die aktuelle Lage zu sprechen. Die ohnehin umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen will man „erhöhen und verstärken“, es bestünde jedoch kein Grund zur Sorge. Veranstalter Harry Jenner sprach im Interview mit der APA von erstmals eingesetzten Metalldetektoren bei den Eingangsschleusen.

Mit Pyroeffekten hielt sich Sheeran in St. Pölten – bis auf wenige Ausnahmen – vornehm zurück. (Bild: Andreas Graf)
Mit Pyroeffekten hielt sich Sheeran in St. Pölten – bis auf wenige Ausnahmen – vornehm zurück.

Subjektives Sicherheitsgefühl stärken
Die machen freilich nur Sinn, wenn sie auch wirklich eingesetzt werden. Eigene Erfahrungen und Aussagen einiger Besucher zufolge ist das Kontrollsystem zuweilen eher noch lasch und unzureichend. Es wird freilich noch dauern, bis sich ein funktionierendes System eingependelt hat, die Sorgen sind eine Woche nach dem Wien-Fiasko aber auch noch frisch. Es ist ein schmaler Grat zwischen Verunsicherung und Hysterie. Sichtbare und verdeckte Polizeieinsätze sollen ein zusätzliches Sicherheitsgefühl vermitteln, obwohl das Frequency nie gefährdet gewesen wäre, wie von mehreren Seiten betont wird. Das subjektive Sicherheitsgefühl ist aber natürlich auch nicht unwichtig, da könnte man auf Langstrecke noch die eine oder andere Nachschärfung andenken.

Insgesamt verfolgten rund 45.000 Fans den Festivalauftakt Mittwochabend beim Frequency Festival. (Bild: Andreas Graf)
Insgesamt verfolgten rund 45.000 Fans den Festivalauftakt Mittwochabend beim Frequency Festival.

Durchhaltevermögen braucht man auch wegen der beißenden Sommerhitze. Die rund 45.000 Fans, die sich am Sheeran-Tag im St. Pöltner Green Park einfinden, kommen teils etwas später, um der brutalen Sonne so gut wie möglich zu entgehen. Zudem ist die gesamte Umgebung von Green Stage über Red Bull Stage bis zum Nightpark noch im verlängerten Sommerschlaf – erst am Haupttag fährt das Festival seine vollen Geschütze auf. Schon um 15 Uhr geht die Country-Pop-Künstlerin Dasha auf die Bühne, die mit „Austin“ auch hierzulande viral ging und sich mit der brütenden Hitze plagt. Ein weiteres Highlight ist der US-Amerikaner David Kushner, der in zwei Wochen sein Debütalbum „Dichotomy“ veröffentlicht und zum Frequency-Auftakt schon erste Songs daraus präsentiert. Er teilte schon die Bühne mit Lauv oder Dean Lewis und sang in jungen Jahren Sheeran-Lieder nach, wie er im „Krone“-Interview verrät. „Es gibt technisch sicher bessere Sänger als ihn, aber bei Ed passt das Gesamtpaket. Es sind die authentischen Storys, die er erzählt und dann in eine perfekte Bühnenshow verpackt.“

Freund und Tourkumpan von Ed Sheeran: Calum Scott sorgte für die ruhigsten Momente des Tages. (Bild: Andreas Graf)
Freund und Tourkumpan von Ed Sheeran: Calum Scott sorgte für die ruhigsten Momente des Tages.

Ballermann am Frequency
Kushner setzt seit Jahren auf einen befreundeten Vocal-Coach und hat längst seine eigene Stilistik gefunden, mit der er auf TikTok viral ging. Aus dem eher zarten Soundkorsett des Eröffnungstags stößt nur der Party-Rapper Tream heraus. Der Bayer setzt sich mit Österreich-Trikot auch mal ans Klavier, feuert 08/15-Ballermann-Beats ins Publikum und verleitet einen entsetzten Zuseher zur Blitzanalyse, dass man nächstes Jahr auch gleich Melissa Naschenweng auf die Hauptbühne stellen könnte. Die jungen Fans feiern auch Treams eher schräge Version von Rainhard Fendrichs „I Am From Austria“. Wenig später kurzer Jubel – ist das Ed Sheeran auf der Bühne? Nein, aber der Doppelgänger auf der Tream-Bühne sieht ihm aber zum Verwechseln ähnlich. Nur die Tattoos fehlen. Der britische Durchstarter und gute Sheeran-Freund Calum Scott, der am Frequency schon im Vorjahr begeisterte, fügt sich musikalisch am besten zum Headliner. Großartige Schmusesongs mischen sich mit mediokren Disco-Bangern. Bei Scott gilt definitiv – in der Ruhe liegt die (musikalische) Kraft.

Zahlreiche Fans harrten in der Gluthitze lange aus, um ihre Helden zu sehen. (Bild: Andreas Graf)
Zahlreiche Fans harrten in der Gluthitze lange aus, um ihre Helden zu sehen.

Ed Sheeran zieht mit seiner „Mathematics“-Tour schon seit Jahren über den Globus und befindet sich langsam in ihren letzten Zügen. Auf die opulente Rundbühne der Einzelshows müssen die Frequency-Besucher freilich verzichten – er muss hier mit der St. Pöltner Space Stage vorliebnehmen und kann nicht unentwegt im Kreis laufen. Er verzichtet auch auf die Band, sondern spielt nur mit seiner berühmten Loop-Station. Adaptiert ist auch die Setlist. Statt der 26 Songs werden in Niederösterreich dann doch nur 16 vom Stapel gelassen, die großen Hits fehlen aber trotzdem nicht. Das mit einer Akustikgitarre eingeleitete „Castle On The Hill“, „Give Me Love“, das Justin Bieber-Cover „Love Yourself“ oder das fast schon psychedelische „Tenerife Sea“ ertönen wuchtig und klanglich zuweilen auch etwas breiig aus den Boxen. Für Sheeran ist das Frequency auch eine Rückkehr. Als er hier 2012 das erste Mal die Bühne betrat, war er außerhalb Englands noch ein Nobody und nicht der größte männliche Popstar der Gegenwart.

Ein Abend im Zeichen der Musik und Gemeinschaft – der Auftakt zum diesjährigen Frequency. (Bild: Andreas Graf)
Ein Abend im Zeichen der Musik und Gemeinschaft – der Auftakt zum diesjährigen Frequency.

Schwächefach Mathematik
In Sheerans eigener Erinnerung datiert der Auftritt zurück auf das Jahr 2011, „15 Years Ago“. Wir merken: Nur weil man eine „Mathematics“-Tour spielt, ist man offensichtlich nicht automatisch gut in Mathematik. Wesentlich besser beherrscht Sheeran die Unterhaltungsschiene. Eine üppige Bühnenleinwand leuchtet in buntesten Farben, dazwischen fliegen virtuelle Schmetterlinge über den Screen und zu Beginn gibt es auch ein Feuerwerk zu bestaunen. Mühelos changiert er zwischen poppigen Hits, melancholisch-ruhigen Momenten und rockigen Ausritten. Zwischendurch bleibt auch Zeit, um die selten zur Schau gestellten Rap-Qualitäten zu enteisen. Er erzählt, wie seine Loop-Station funktioniert und hat für manche seiner Songs persönliche Geschichten parat. Die Fans lauschen andächtig und erfreuen sich dem ruhigsten Headliner des Wochenendes, der seinem Ruf als Superstar auf allen Ebenen gerecht wird.

Selbst ein routinierter Superstar wie Ed Sheeran kam bei den schwülen Temperaturen gehörig ins Schwitzen. (Bild: Andreas Graf)
Selbst ein routinierter Superstar wie Ed Sheeran kam bei den schwülen Temperaturen gehörig ins Schwitzen.

Heute startet das Frequency erst so richtig durch. Der erste offizielle Festivaltag beginnt u.a. mit dem deutschen Rapper Apache 207, den Punkrock-Urgesteinen The Offspring und Rise Against und der britischen Wunderstimme Raye, die gerade europaweit durch die Decke geht und ihr erstes offizielles Österreich-Konzert geben wird. Es darf wieder mit brütender Hitze gerechnet werden.

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