DSN-Bericht bestätigt:

Beran A. bastelte Bomben unter Polizeibeobachtung

Niederösterreich
15.08.2024 15:57

Vor der Augen der Polizei hat der Terrorverdächtige von Ternitz, Beran A., an seinen Bomben gebastelt. Der 19-jährige mutmaßliche IS-Anhänger war seit 2. August observiert worden. Er soll bekanntlich gemeinsam mit einem 17-Jährigen einen Anschlag auf die Taylor-Swift-Konzertreihe in Wien geplant haben.

Das ergibt sich aus einem Bericht der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Aus diesem geht hervor, dass die DSN am 2. August – und damit sechs Tage vor dem ersten der drei Konzerttermine von 8. bis 10. August – Kenntnis von den Anschlagsplänen bekam.

Handynummer und Telegram-Profil übermittelt
„Der Aufgabenbereich Nachrichtendienst erhielt von Partnerdiensten die Information, dass ein IS-inspirierter Einzeltäter (,Lone Wolf‘) einen Anschlag auf eines dieser Taylor-Swift-Konzerte plant. Weiters versucht der potenzielle Attentäter, sich eine Schusswaffe zu besorgen, und sollte dies nicht erfolgreich sein, plant der Attentäter einen Anschlag mit Messern“, heißt es zu den aus dem Ausland bezogenen Erstinformationen. Der Partnerdienst übermittelte der DSN die Telefonnummer des 19-Jährigen und dessen Telegram-Profil. Auch Lichtbilder wurden weitergeleitet.

Lichtbilder sowie Telefonnummer und Telegram-Profil wurden der DSN weitergeleitet. (Bild: zVg)
Lichtbilder sowie Telefonnummer und Telegram-Profil wurden der DSN weitergeleitet.

Verdächtige machten „Probefahrt“ mit Auto
Somit wurde das Handy des 19-Jährigen erstmals am 2. August um 17.30 Uhr gepeilt. Bereits am selben Abend bzw. in der darauffolgenden Nacht wurde auch der 17-jährige Freund des Hauptverdächtigen an dessen Adresse in Ternitz (NÖ) vom Observationsteam erfasst. Er soll gemeinsam mit diesem eine Art „Probefahrt“ in dessen Auto unternommen haben. Dabei sollen ein Folgetonhorn und ein Blaulicht getestet worden sein – mit diesen Utensilien wollte der 19-Jährige aus Sicht der Verfassungsschützer unter der Vorgabe, er sei ein Polizist oder eine Einsatzkraft in Zivil, möglichst nahe ans Happel-Stadion herankommen, um vor dem Stadion befindliche Taylor-Swift-Fans zu töten.

Unsere Nachrichtendienste

  • Das österreichische Bundesheer verfügt über zwei Geheimdienste: das Abwehramt und das Heeresnachrichtenamt
  • Abwehramt: Agiert grundsätzlich im Inland und ist zuständig für alles, was militärische Rechtsgüter des Bundesheers betrifft. 
  • Heeresnachrichtenamt: Sammelt Informationen über Vorgänge und Akteure im Ausland. 
  • DSN: Die polizeiliche Staatsschutzbehörde ist vor allem für die Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus zuständig.

Mit Roboter-Hunden Sprengfallen gesucht
Nach weiteren Überwachungen – dabei wurde unter anderem festgestellt, dass der 19-Jährige in seinem Haus bzw. im Garten regelmäßig Handschuhe und eine FFP2-Maske trug und verdächtige Gegenstände in einer Biomülltonne entsorgte – und umfangreichen Ermittlungen wurde der Hauptverdächtige am 7. August um 7.36 Uhr festgenommen. Zuvor war aus Sicherheitsgründen der Ortsteil in Ternitz, in dem seine Eltern, die zu diesem Zeitpunkt im Urlaub im Ausland weilten, und der 19-Jährige gemeldet waren, abgesperrt und evakuiert. An der Hausdurchsuchung waren mehr als 40 Beamte, Sprengstoff-Spezialisten und sogar Roboter-Hunde beteiligt, die das Haus auf allfällige Sprengfallen durchsuchten.

Rund um die Festnahme wurde aus Sicherheitsgründen ein Ortsteil von Ternitz abgesperrt und evakuiert. (Bild: Seebacher Doris/Krone KREATIV)
Rund um die Festnahme wurde aus Sicherheitsgründen ein Ortsteil von Ternitz abgesperrt und evakuiert.
(Bild: Monatsrevue/Lenger Thomas)

Explosives Gemisch in Kühlschrank
„In der Küche konnten Gegenstände zur Herstellung einer USBV (Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung, ein Synonym für eine Sprengfalle, Anm.) vorgefunden werden. Im Kühlschrank konnte eine Glasflasche mit 45 Gramm flüssigem TATP (Acetonperoxid, ein explosives Gemisch aus Alltagschemikalien wie Wasserstoffperoxid, Aceton und Säure, die in jeder Drogerie erhältlich sind, Anm.) aufgefunden werden. Ein Schnelltest durch das Bundeskriminalamt verlief positiv.“

Beweismittel von Polizei vernichtet
Das TATP wurde allerdings nicht als Beweismittel sichergestellt, sondern vernichtet, wie Werner Tomanek, der Verteidiger des 19-Jährigen, am Donnerstag bemängelte. Unter Verweis auf einen Passus im Anlassbericht, wonach noch am Einsatzort eine „Notvernichtung“ des TATP „durch Abbrand im Garten“ erfolgte, bemerkte Tomanek: „Dass Beweismittel einfach von der Polizei vernichtet werden, ist neu.“

Sichergestellt wurden dagegen eine Viertelliterflasche Aceton, die noch zu einem Drittel befüllt war, eine angebrochene, noch zur Gänze befüllte Flasche mit sechsprozentiger schwefliger Säure und eine ungeöffnete Einliterflasche Wasserstoffperoxid, die allesamt unter der Sitzfläche einer Eckbank in der Küche entdeckt wurden. „Damit hätte sich niemals eine funktionsfähige Bombe herstellen lassen“, meinte Tomanek. „Wir sind daher weit von einem Bedrohungsszenario entfernt, das die Absage der Taylor-Swift-Konzerte gerechtfertigt hat. Jedes Fußball-Derby zwischen Rapid und Austria Wien hat da ein weitaus höheres Gefahrenpotenzial.“

Die polizeiliche Staatsschutzbehörde ist vor allem für die Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus zuständig. (Bild: APA/AFP/ALEX HALADA)
Die polizeiliche Staatsschutzbehörde ist vor allem für die Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus zuständig.

Mehrere Tatbestände
Die DSN sieht das anders. Im zweiten Anlassbericht heißt es wörtlich, der 19-Jährige habe mit seinen Tathandlungen, der Herstellung von Sprengstoff und dem Anschaffen von Waffen wie einer Machete und Messern „in vollem Vorsatz und der Absicht, eine große Anzahl an Menschen zu töten, verletzen oder gefährden“, gehandelt. Er habe damit – neben den einschlägigen Terror-Bestimmungen im Strafgesetzbuch – auch die Tatbestände des versuchten Mordes im Rahmen einer terroristischen Vereinigung (§ 278c StGB), der Vorbereitung eines Verbrechens durch Sprengmittel (§ 175 StGB) und der vorsätzlichen Gemeingefährdung (§ 176 StGB) erfüllt.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Niederösterreich



Kostenlose Spielechevron_right
Vorteilsweltchevron_right