Politik unter Zugzwang

Österreich ist bei Künstlicher Intelligenz planlos

Politik
18.08.2024 06:00

Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch und sie wird sowohl für die Privatwirtschaft als auch für den öffentlichen Sektor immer wichtiger. Österreich fehlt es aber an einer entsprechenden ganzheitlichen Strategie. Die Unternehmerschaft fordert einen Masterplan für KI von der nächsten Regierung ein.

Die Entwicklung ist nicht aufhaltbar. Die Politik täte gut daran, Künstliche Intelligenz im Positiven zu nutzen und Maßnahmen zu setzten, um die negativen Seiten aktiv zu vermeiden, sagt Harald Kohlberger, Geschäftsführer von Consileon – einem IT-Unternehmen, das an zahlreichen Projekten in der öffentlichen Verwaltung beteiligt ist.

„Wir brauchen eine inhaltliche und politische Steuerung, was wir mit diesen technologischen Möglichkeiten machen und was wir nicht machen. Ohne dem ist die KI wie eine ausufernde Krake, die sich irgendwohin bewegt, ohne Steuerung und ohne Ansatz und ohne Plan.“ Eine solche Entwicklung wäre sehr kritisch zu betrachten, warnt Kohlberger.

Harald Kohlberger, Geschäftsführer von Consileon (Bild: Consileon)
Harald Kohlberger, Geschäftsführer von Consileon

Beispiele, wo der Staat auf KI zurückgreifen könnte, gibt es viele. Eines davon ist der Außengrenzschutz. Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, vor der Einwanderung von illegalen Flüchtlingen und von potenziellen Terroristen zu schützen. Ein weiteres Einsatzfeld ist der Arbeitsmarkt, mit Hilfe der KI könnten die richtigen Bewerber zum richtigen Job finden.

Wirtschaftliches Potenzial

Eine Studie im Auftrag von Google hat das enorme wirtschaftliche Potenzial von KI erhoben.

- Demnach kann der Einsatz von generativer KI Österreichs Bruttoinlandsprodukt in zehn Jahren um 35 bis 40 Milliarden Euro steigern.

- 2,8 Millionen Arbeitskräfte in Österreich könnten künftig mit generativer KI unterstützt werden.

- Der jährliche Produktivitätsgewinn durch generative KI für die österreichische Wirtschaft liegt bei 1,4 Prozent.

- Ein Drittel der österreichischen Unternehmen erwartet durch den Einsatz von generativer KI eine Steigerung der Produktivität, rund die Hälfte der Unternehmen plant, in den nächsten fünf Jahren in KI zu investieren.

- 2023 haben elf Prozent der Unternehmen in Österreich mindestens ein KI-Tool eingesetzt.

- 75 Prozent des wirtschaftlichen Potenzials generativer KI in Österreich liegt im Dienstleistungssektor.

Dass Europa gegenüber USA und China bei technischen Entwicklungen hinterherhinkt, bestätigt Kohlberger. Das liege daran, dass in den USA andere Voraussetzungen herrschen, etwa auf der Risikofinanzierungsseite. „Dort ist es ein viel Leichteres, dass man als Startup groß wird. Und natürlich kommen in Europa die regulatorischen und gesetzlichen Grundlagen ins Spiel.“

Nationalratswahl als Chance für KI-Programm 
„Nichtsdestotrotz sollten wir, gerade was Österreich betrifft, einfach die Chance nutzen.“ Was uns aber fehle, sei der „lebendige Masterplan für das Thema KI und Innovation und zwar maßgeschneidert für die einzelnen, gesellschaftsrelevanten Felder“. Es brauche KI-Lösungen im Gesundheitsbereich, im Bildungsbereich, im Verkehrsbereich, bei der Sicherheit und so weiter. „

Wir hätten jetzt gerade mit der Nationalratswahl eine große Chance, egal wie dann die künftige Regierung aussieht, dass man so ein Thema in das nächste Regierungsprogramm installiert, Flanken festschreibt, mit denen man dann in den einzelnen Ministerien die Themen umsetzt.“

Schlechte KI-Systeme können „halluzinieren“
„Man muss dem Thema auch die notwendige Bedeutung geben, weil sonst wird es so sein, dass wir in dem Bereich wahrscheinlich nicht die großen nächsten Schritte in der Zukunft machen werden.“ Die Wissenschaft habe schon in der Vergangenheit vielfach beklagt, dass zu wenig echte Kraft in die Systeme und die Strukturen gesteckt wurde. Ein besonderes Augenmerk müsste dabei auf die Qualität von KI-Systemen gelegt werden, sagt Kohlberger. „Es gibt sehr viele KI-Systeme, die beginnen irgendwann zu halluzinieren. Das heißt, die spucken dann ein falsches Ergebnis aus.“ Es braucht Qualitätssicherungssysteme und die seien im KI-Bereich besonders herausfordernd.

Consileon ist eine mittelständisch Management- und IT-Beratung, die seit 2001 tätig ist und inzwischen als deutsch-österreichisches Unternehmen rund 530 Mitarbeitern beschäftigt. Es gibt auch Standorte in Polen und eine Tochterfirma in der Schweiz.

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