Erstmals offene Kritik

Russland gehen jetzt auch die Polizisten aus

Ausland
18.08.2024 17:34

Russland kämpft derzeit neben vielen anderen Problemen mit einem gewaltigen Mangel an Polizisten. Der Kreml versucht gar nicht mehr, dies zu beschönigen: Das Staatsmedium TASS berichtet offen über die Missstände.

Auf mehr Sicherheit im eigenen Land dürfen die Russen wohl nicht hoffen. Der Sicherheitsapparat ist nämlich ausgerechnet in Zeiten wie diesen äußerst schlecht besetzt. Schlimm sind die Zustände vor allem abseits der Hauptstadt Moskau. 

„Stellen Sie sich vor, ich besuche regionale Abteilungen in der russischen Provinz und muss feststellen, dass dort statt zwölf Mitarbeitern nur noch vier da sind. Statt acht Ermittlungsbeamten gibt es nur noch zwei. Von 40 Bezirkspolizisten sind nur noch sechs übrig. So geht es uns. Es gibt einen riesigen Mangel“, zeigte sich der stellvertretende Leiter des Innenministeriums, Wladimir Kubyschko, gegenüber TASS aufgebracht.

Die übrig gebliebenen Polizisten befinden sich nun in einem Hamsterrad. Sie verstünden „die Situation, in der sich unser Land befindet“, und erfüllten ihre Aufgaben „selbstlos“, lobte Kubyschko. Ein Ende der hohen Belastung ist derzeit allerdings nicht in Sicht. Die aktuelle wirtschaftliche Lage sei zu schwierig, gibt er zu bedenken.

Auf Patrouille in Moskau (Bild: APA/AFP/Natalia KOLESNIKOVA)
Auf Patrouille in Moskau

100.000 Mitarbeiter fehlen
Innenminister Wladimir Kolokolzew hatte bereits vor einem Jahr über Personalmangel geklagt. 5000 Mitarbeiter hätten gekündigt. Im Oktober wurde gewarnt, dass bereits 100.000 Arbeitskräfte fehlten. Als Grund wurde damals vor allem die niedrige Bezahlung angegeben.

Einmal mehr führt der Kreml damit vor Augen, wie wenig ihm das Wohlergehen der eigenen Bürger wert ist. Denn eigentlich müsste Russland heute deutlich mehr Mittel in den Sicherheitsapparat stecken.

Heimgekehrte Soldaten verbreiten Angst und Schrecken
Regelmäßig kommt es zu Schreckenstaten durch für ihren Einsatz an der Front begnadigte Straftäter, die ohne jegliche Therapie auf die Gesellschaft losgelassen werden. Die Vorkehrungen lassen zu wünschen übrig.

„Versprechen, nichts mehr anzurichten“
„Insgesamt wissen wir natürlich, wer wieder freikommt: Es laufen bereits berühmte Mörder durch die Stadt. Sie stehen mit uns in Kontakt und versprechen, nichts mehr anzurichten“, schilderte etwa der Chefermittler in Sankt Petersburg, Juri Jaschkow, im Interview mit dem Nachrichtenportal „Fontanka“. Er wisse auch von einem Fall, wo ein begnadigter Ex-Häftling Passagiere mit dem Taxi durch die Gegend kutschiert. Ob das gut geht? „Ehrlich gesagt mache ich mir um die Menschen große Sorgen“, warnt der Chefermittler.

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