Verschleimte Adria

Algenteppich wird dichter, Urlauber weichen aus

Erneut geistern Bilder von verschleimten Stränden durchs Netz. Erneut sollen kroatische und italienische Küsten besonders betroffen sein. Einige Urlauber seien gar „so angewidert, dass sie die Küste abfahren, um eine saubere Bucht zu finden“, berichtet die deutsche „Bild“. Was man tun kann.

„Wie gewöhnlich gilt der August bei Italienern als wichtigste Urlaubszeit. Aber diejenigen, die jetzt in den Ferienort Rimini an der Küste der Adria gekommen sind, haben Pech: Das Wasser an der Küste ist von einem seltsamen Schaum bedeckt“, schreibt ein X-User, postet ein Beweisvideo und fragt: „Würdet ihr in einem solchen Wasser baden wollen?“

Video vom Algenschleim im italienischen Rimini:

Ähnliches Bild im kroatischen Rovinj. Ein User postet ein Foto auf Facebook, das auch dort den berüchtigten Algenschleim – oder „Meeresrotz“ genannt – in einer starken Ausprägung zeigt. An zahlreichen Stränden müssten sich Urlauber „mit dem ekligen Glibber herumärgern“, schimpft dazu die „Bild“. Besonders die beliebten Ferienorte Rovinj und Poreč seien aktuell betroffen.

Bild vom Algenschleim im kroatischen Rovinj:

Der Schleim scheint dichter zu werden – und er scheint, sieht man sich auf Social Media um und spricht mit Urlaubsheimkehrern, auch immer öfter und konstant gegen die späte Mittagszeit aufzutreten. Das dürfte laut Schätzung von Experten primär etwas mit der Wassertemperatur zu tun haben – die liegt in der Adria mittlerweile bei jenseits der 28 Grad Celsius, zum Teil sogar über 30 Grad.

Auch in Pula ist der Badespaß etwas getrübt:

Ein wahres Paradies für sogenanntes Phytoplankton, das sich bei hohen Temperaturen besonders schnell vermehrt – daher auch „Algenblüte“ genannt. Abwasser oder landwirtschaftliche Abfälle dürften zusätzlich als Nährboden dienen.

Die „Krone“ hatte vor einigen Wochen Gelegenheit, sich selbst ein Bild der Lage in Rovinj zu machen – und fragte auch schon bei Meeresbiologe und Unterwasserfotograf Marc Stickler nach: „Für Menschen ist das vielleicht unangenehm, aber es ist (gesundheitlich, Anm.) unbedenklich“, beruhigte er.

Doch je dichter der Teppich wird, desto unangenehmer wird freilich das Baden. Generell wird empfohlen, sich danach gründlich abzuduschen.

„Wir brauchen nur die Bucht zu wechseln“
Kristijan Antic, der einen Bootsverleih in Kroatien betreibt, hat in seinem Blog außerdem noch einen recht wertvollen Tipp parat: „Für uns Bootsfahrer gilt: Bei Auftreten von Meeresblüte sind wir eindeutig im Vorteil – wir brauchen nur die Bucht zu wechseln.“

Und was, wenn man kein Boot hat? Auch dann sollte man wohl versuchen, Buchten zu finden, die „nach Süden oder Osten offen sind. Dort wird es weniger Seerotz geben“, ist der Einheimische sicher.

Algenschleim ist ein Zeichen von „Tropikalisierung“. (Bild: Nigel - stock.adobe.com)
Algenschleim ist ein Zeichen von „Tropikalisierung“.
Je wärmer, desto mehr „Algenblüte“ (Bild: Oleg Kovtun - stock.adobe.com)
Je wärmer, desto mehr „Algenblüte“
Tropische Lebewesen werden zunehmend in der Adria heimisch. (Bild: Justlight - stock.adobe.com)
Tropische Lebewesen werden zunehmend in der Adria heimisch.

Schlecht für Fischerei
Das Problem Algenschleim hat sich durch die Hitzewellen der vergangenen Wochen zwar verschärft, meinte auch bereits der Fischerverband Confcooperative Fedagripesca. Der Schleim behindere die Propeller und mache die Reinigung der mechanischen Elemente sehr schwierig. Beklagt wurden auch Schäden an den Netzen.

Hitze bringt auch Quallen & Co.
Der Schleim ist aber nur ein Symptom: Es sind Folgen des Klimawandels, die nun vermehrt offensichtlich werden. Angesichts von Wassertemperaturen von mehr als 30 Grad sprachen italienische Experten schon Ende Juli von einer „Tropikalisierung“ des Mittelmeers. Auch die Qualleninvasionen, die immer häufiger im Sommer gemeldet werden, seien ein Zeichen der klimatischen Änderungen, die die Adria belasten.

„Adria hat Temperaturen der Malediven erreicht“
„Die Adria hat Temperaturen der Malediven erreicht, ohne jedoch ihre Farben zu haben“, sagte Meeresbiologe Roberto Danovaro der Zeitung „La Repubblica“. Wegen der Hitzewelle seien die Lebensbedingungen für tropische Fische ideal, die sich in der Adria immer mehr ausbreiten.

Klingt harmlos, doch welche Folgen die Klimaveränderung auf lange Sicht haben wird, ist heute noch nicht absehbar. In der Adria testen Biologen und Chemiker in diesem Sommer das Wasser. Damit will man sich ein genaueres Bild davon machen, was im Wasser wegen des Klimawandels wirklich geschieht.

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