War Nummer 1 der Welt

Österreichs Leichtathletik-Legende Thun gestorben

Sport-Mix
16.08.2024 14:08

Heinrich Thun, einer der erfolgreichsten österreichischen Leichtathleten aller Zeiten, ist tot. Der Wiener, in den 60er-Jahren einer der weltbesten Hammerwerfer, starb am vergangenen Mittwoch im 86. Lebensjahr in seiner Heimatstadt in Folge eines Herzinfarkts. Dies teilte seine Tochter Michaela der „Kronen Zeitung“ mit.

Die Liste seiner nationalen und internationalen Erfolge ist sehr lang. Zweimal stand er in einem Olympiafinale. 1960 in Rom belegte er mit 63,53 m den neunten Platz, vier Jahre später in Tokio wurde er mit 62,76 m 15., dabei hatte er in der Qualifikation mit 64,73 m bedeutend weiter geworfen. Rückenprobleme hatten dort leider eine deutlich bessere Platzierung, ja die mögliche Medaille verhindert. Denn Heinrich Thun zählte im Vorfeld der Olympischen Spielen in Tokio 1964 zum engen Favoritenkreis.

1963 Nummer 1 der Welt
Schließlich war er 1963 mit seinen in Leoben am 15. September erzielten 69,77 m Weltjahresbester im Hammerwurf. Bis heute ist dies ein Novum für Österreichs Männer-Leichtathletik, vor und nach ihm war kein heimischer Leichtathlet zum Jahrsende die Nummer 1 der Welt.

Österreichische Leichtathletik 1/68 (Bild: Österreichische Leichtathletik 1/68)
Österreichische Leichtathletik 1/68

Zweimal „Sportler des Jahres“
Kein Wunder, dass der stets so bescheidende Heinrich Thun auf Grund seiner auch international Aufsehen erregenden Erfolge zweimal zu Österreichs „Sportler des Jahres“ gewählt wurde – und zwar 1961 und 1963. Damit ist er der einzige österreichische Leichtathlet der Männer, dem bisher diese Ehre zuteilwurde. Neben seinen Olympia-Erfolgen ragt vor allem sein vierter Platz bei den Europameisterschaften in Belgrad 1962 heraus, als er mit 65,32 m Bronze um 33 Zentimeter verpasste.

Heinrich Thun als Nummer 1 der Welt. (Bild: Annual 1964)
Heinrich Thun als Nummer 1 der Welt.

National war Heinrich Thun ein jahrzehntlang hoch überlegen. Zwischen 1957 und 1963 verbesserte er 15-Mal den österreichischen Hammerwurf-Rekord von 53,10 m bis 69,77 m. 1966 wurde er zum neunten Mal österreichischer Meister. Im selben Jahr beendete er seine große Laufbahn. „Heinrich Thun, der beste österreichische Leichtathlet der Nachkriegszeit“, so würdigte ihn der damalige ÖLV-Präsident Dr. Erich Pultar, „mußte wegen einer schweren Verletzung seine Karriere beenden, ohne Gold zu erreichen. Sein Vorbild soll im Olympiajahr 1964 unsere Athleten zu besonderen Leistungen aneifern, zur Ehre des Sports und zum Ruhme unseres Vaterlandes Österreich.“

Vom ÖLV gewürdigt
Der Österreichische Leichtathletik-Verband zeichnete Heinrich Thun 2014 mit dem „Austrian Athletics Milestone“ aus, womit die Legenden von einst gewürdigt werden und nicht in Vergessenheit geraten sollen. Seitdem war Heinrich Thun jährlich Ehrengast beim „Austrian Athletics Award“. Häufig war Heinrich Thun auch bei dem von Gottfried Gassenbauer, seinerseits auch ein erfolgreicher Hammerwerfer, Gast beim liebevoll organisierten Treffen der ehemaligen Leichtathleten.

Aus dem Stadion verbannt
Dort habe ich ihn auch häufig getroffen, wobei er gerne – nach einer höflichen Aufmunterung – seine „alten Geschichten“ erzählte. 1957 etwa, so schmunzelte er, wurden die Hammerwerfer bei einem Wettkampf im Wiener Stadion vom Graswächter aus dem Infield verbannt, damit der Rasen vom Hammer nicht demoliert werde. Die Werfer mussten damals auf den Cricketer-Platz ausweichen. Er warf als junger Athlet 54,07 m, als gerade aus dem Stadion großer Jubel ertönte. „Ich redete mir ein, die Leute jubeln mir zu - und freute mich riesig!“ Damals stand er noch am Anfang seiner Karriere im Schatten der Öffentlichkeit, später stand er bei heimischen Bewerben immer im Rampenlicht. Wobei er keinen Rummel um seine Person duldete, stets bescheiden blieb.

Beruflich arbeitete er sehr erfolgreich im Unterrichtsministerium, stieg dort bis zum Ministerialrat auf. Der Leichtathletik blieb er zumindest bei den Treffen vom ÖLV und von Gottfried Gassenbauer treu. Heinrich Thun wird uns als erfolgreicher Leichtathlet und vor allem als liebevoller, bescheidener Mensch immer in Erinnerung bleiben.

Olaf Brockmann
Olaf Brockmann
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

(Bild: KMM)



Kostenlose Spielechevron_right
Vorteilsweltchevron_right